Die Teheran-Trilogie (Novel)
Description
In dicht gewobenen und atmosphärisch und spannend geschriebenen Episoden und Geschichten, aus wechselnden Perspektiven und mit einer Fülle plastischer Charaktere erzählt Amir Hassan Cheheltan in seinen drei Teheran-Romanen, die zuerst zwischen 2009 und 2012 auf Deutsch erschienen sind, von den Träumen und Traumata eines Landes, das einst seiner historischen Chance, eine moderne Demokratie zu werden, beraubt wurde. Weit in die Geschichte zurückgreifend, von den 1920er-Jahren, über den Sturz Mossadeghs und das Schah-Regime bis in die Gegenwart reichend, entwirft dieser große iranische Autor zugleich das Porträt Teherans, einer der Mega-Citys, in denen sich unsere Zukunft entscheiden wird. Die drei Romane werden zum ersten Mal geschlossen vorgelegt und wurden zum Teil für diese Veröffentlichung überarbeitet.
By C.H.BECK
Reviews
Teheran, Stadt ohne Himmel
08 April 2017Der iranische Autor Amir Cheheltan arbeitet unter unzumutbaren Bedingungen: angefeindet bis hin zu Todesdrohungen und nur ein Teil seines Werks darf in seinem Heimatland, und das nur in zensuriertem Ausmaß, erscheinen.Sein jüngstes Buch "Teheran, Stadt ohne Himmel" ist jetzt im Verlag C. H. Beck in deutscher Sprache erhältlich.
Teheran, so wie es Amir Cheheltan beschreibt, das ist eine Stadt, die Jahrzehnte das Wachstums und des Zuzugs erlebt hat, in der Menschen zu hunderttausenden im Existenzkampf stehen, viele davon auch auf Wegen jenseits jeder Legalität. Amir Cheheltan bleibt dieser Stadt tief verbunden, allen widrigen Umständen zum Trotz: "Es ist einerseits eine chaotische Stadt mit verpesteter Umwelt und viel Verkehr, was es sehr schwierig macht, in einer solchen Stadt zu leben, aber andererseits gibt es keine andere Stadt, die mir so viel Spannung und Energie geben kann."
Zensur einer verborgenen Geschichte
Auch von widrigen politischen Umständen ist viel die Rede in Amir Cheheltans Werk, vom Sturz des Ministerpräsidenten Mossadegh in den Fünfzigerjahren., mit kräftiger CIA - Unterstützung, über das Schah- Regime bis hin zu den Mullahs von heute. Cheheltan beschreibt, wie sich politische Zustände im Alltag manifestieren und eckt damit auch an: "Mein Roman ist eine verborgene Geschichte dieser Stadt, und das macht ihn auch zu einer verborgenen Geschichte meines Landes im 20. Jahrhundert, einer Geschichte, die der offiziellen Darstellung widerspricht."
Eine verborgen Geschichte seiner Stadt will Cheheltan schreiben. Immer wieder hat er dabei auch mit der iranischen Zensur zu kämpfen. Er will nicht ins Exil, auch wenn es zuweilen für ihn schon ziemlich gefährlich wurde in fanatisierter Umgebung. Er will auch, dass wenigstens ein Teil seiner Bücher zuhause, im Iran erscheint, und er geht dabei erstaunlich weit in seiner Kompromissbereitschaft: "Ich habe selbst ein Drittel meines Textes gelöscht, bevor ich ihn bei der iranischen Zensur eingerichtet habe", sagt Amir Cheheltan. Daraufhin wurde die Genehmigung zum Druck erteilt.
Nur in der jetzt veröffentlichten deutschen Ausgabe von "Teheran, Stadt ohne Himmel", ist der vollständige Text zu lesen, die Geschichte eines kleinen Gauners, der es als Mitläufer und brutaler Gewalttäter bis zum Direktor eines Foltergefängnisses bringt, dem Schah genauso zu Nutzen wie den Islamisten.
Kriegsbefürchtungen
Zuhause in Teheran erlebt Amir Cheheltan auch, wie die Besorgnis vor einer Konfrontation mit dem Westen wächst. Und wie dennoch Drohungen, wie jene, der Iran werde bald angegriffen, etwa von Israel her, weggedrängt werden.
Amir Cheheltan denkt über die Situation folgendermaßen: "Über einen bevorstehenden Angriff nachzudenken oder zu sprechen, das kann ein Mensch nicht lange aushalten. Kein Mensch kann in ständiger Anspannung leben, ich glaube allerdings, dass ein Krieg schon sehr wahrscheinlich ist."
Über iranische Tagespolitik spricht Cheheltan nicht sehr gerne. Er will schließlich wieder zurück nach Teheran. Aber ein Satz sagt da schon viel: "Diese Konzentration auf das Nuklearprogramm, könnte für den Iran noch ernste Folgen haben."
Die Beweggründe bleiben dunkel
21 November 2016Der iranische Autor Amir Hassan Cheheltan begibt sich in seinem Roman „Amerikaner töten in Teheran“ auf die Spuren des antiamerikanischen Hasses in seiner Heimat
Der 1956 gebürtige Iraner Amir Hassan Cheheltan ist in seiner Heimat ein ebenso erfolgreicher wie beargwöhnter Autor. Während die Leserschaft seine Bücher mag, bekunden die Machthaber damit ihre Mühe. Vor allem die Tatsache, dass er in Persisch und somit für das iranische Publikum schreibt, macht die Sache brisant. Nach Übersetzungen in zahlreiche Sprachen ist 2009 erstmals auch ein Buch von Cheheltan in Deutsch erschienen – als Welt-Erstveröffentlichung. „Teheran Revolutionsstraße“ ist bis heute im Iran verboten. Damit ergeht es ihm schlechter als dem ein Jahr zuvor erschienenen Roman „Amerikaner töten in Teheran“. Der Copyright-Vermerk in der neuen deutschen Übersetzung lässt allerdings tief blicken: „In dieser deutschen Ausgabe erscheint der Roman erstmals ungekürzt und ohne Rücksicht auf die iranische Zensur“.
Wie bloß, fragt man sich erstaunt nach dessen Lektüre, lässt sich dieses Buch kürzen, dass Pasdaran und Mullahs damit zufrieden sein könnten? Cheheltans Roman besteht aus sechs Episoden, die vordergründig kaum miteinander zusammenhängen, die sich aber allmählich und subtil zu einem bewegenden Bild fügen, das Konturen erhält und dennoch rätselhaft bleibt.
Die 1. Episode spielt 1924 vor dem Hintergrund des Ringens zwischen der Sowjetunion und den Westmächten um die Vorherrschaft im alten Persien. Die von Gerüchten angefachte Unrast im Volk entlädt sich am amerikanischen Vizekonsul Robert Imbrie. Wider besseren Rat will er partout muslimische Gläubige bei einem mythischen Schrein fotografieren. Darob geraten die Gemüter in Wallung, die Emotionen kochen hoch und der Amerikaner wird gelyncht.
1953 spielt die zweite. Episode, sie schildert den Sturz der säkularen linken Regierung unter Premier Mossadegh, der zwei Jahre zuvor die Ölindustrie verstaatlicht hat. Imbries Lücke schließt der intrigante Geheimdienstler Kermit Roosevelt, der historisch beglaubigt ist. In mehreren Anläufen und mit Hilfe von Gerüchteküche und dubiosen Elementen gelingt es ihm, das republikanische System zu unterminieren. Cheheltan erzählt diese Vorgänge mit hochauflösender Faktentreue und vergisst dabei auch nicht einen subalternen Offizier zu erwähnen, der sich dem Putsch zu widersetzen versucht. Mag vieles daran die Leser der Übersetzung fremd anmuten, Teheraner Bürger werden die Topografie leicht wiedererkennen.
Zwanzig Jahre später spielt die dritte Episode, unter der rigiden Herrschaft von Schah Reza Pahlevi, welcher die linke wie rechte Opposition allmählich zusetzt. Zur Linken zählt sich auch Resa, ein junger Bursche, der demnächst ein Attentat auf einen amerikanischen Militärberater verüben wird, doch zuvor in einem Bordell seine Jungfräulichkeit verlieren möchte. Im Unterschied zur politischen Brisanz der ersten beiden erzählt diese dritte Episode mit zärtlicher Zurückhaltung, wie Resa dabei an seine Schwester sowie an die Mutter denkt, die sein Engagement im Herzen teilt. Am Ende gelingt der Anschlag.
Darauf folgt die vierte Episode von 1978, die erstmals einen Berührungspunkt zum Vorangegangenen setzt. George Imbrie, der Großneffe des ermordeten Robert Imbrie, landet in Teheran, weil er herausfinden will, weshalb hier Amerikaner getötet werden. In der Hotelbar erklärt ihm ein „Professor“, wie der Iran zwischen Realität und Mythos schwankt, mal zur Vernunft, mal zum Irrationalismus neigend. Hier lernt er auch die hübsche Fremdenführerin Mina kennen, der er von seinem Großonkel erzählt, sie ihrerseits erwähnt ihm gegenüber ihren verschollenen, inhaftierten Bruder. Cheheltan zeigt den Iran im Zwiespalt zwischen Moderne und Mythos anhand kleiner Anekdoten und Geschichten, die er zuweilen nicht näher erläutert und somit schwebend unaufgelöst lässt. Schließlich besuchen Mina und George ein beliebtes Lokal in der Stadt – das von einem schweren Bombenattentat erschüttert wird. Beide kommen dabei um.
Ein halbes Jahr später, in der fünften Episode anfangs 1979, treffen wir Resa wieder. Der Schah ist geflohen, die Rückkehr Chomeinis steht unmittelbar bevor. Resa ist aus dem Gefängnis entlassen worden, unter der Folter ist er zerbrochen und hat Genossen verraten. Es gibt weiterhin Unruhen: „Amerikaner zu töten steht also noch immer auf der Tagesordnung.“ Im Hause trauert die Mutter: über den gedemütigten Sohn, über die ermordete Tochter, über den vor Jahren verlorenen Vater. Sie erinnert sich, wie er 1953 als subalterner Offizier ein Opfer des Mossadegh-Putsches wurde.
Und allmählich werden die Fäden sichtbar, die Cheheltan bis hierhin ausgelegt hat. Der Vater ist jener junge Offizier von 1953, die Tochter ist Mina, und Resa ihr Bruder. Die Geschichte Irans geht quer durch diese Familie. Einfühlsam und bewegend schiebt Cheheltan seine Protagonisten ins Licht seiner Erzählung.
Auf dieser Linie fügt er eine sechste Episode an, vom Sommer 1988, nach dem ersten Golfkrieg. Nach sechs Jahren Haft ist Resa abermals aus dem Gefängnis zurückgekehrt zu seiner Mutter, die nicht mehr von dieser Welt ist. Der närrische Putzfimmel, mit dem er die Haft überstanden hat, hilft ihm nun, Mutter und Wohnung sauber zu halten. Die beiden geben ein erbärmliches, rührendes Bild ab – bis neuerlich die Polizei auftaucht, um Resa abzuholen, nur kurz – für immer. Was als hoch auflösendes historisches Tableau beginnt, endet als bewegende Miniatur, die von Hass und Gewalt und ihren kleinen Opfern erzählt. Resa und Mina sind unglückliche Spielbälle von irrationalen Ressentiments und politischen Ränkespielen – so ungleich ihre Lebenswege auch waren. Ihre Tragik besteht darin, wie Resa im Bordell zu sich selbst spricht, dass er leben möchte wie alle anderen: „Nur wenn man lebt, lernt man das Leben zu schätzen.“ Ein schönes Motto der Vergeblichkeit.
Mögen die historischen Passagen in den Episoden zwei und vier etwas langatmig und allzu detailverliebt geraten sein, am Schluss verfehlt dieses Buch seine Wirkung nicht. Der Autor begleitet seine Erzählung mit sensibler Anteilnahme und mit kritischer Distanz. Ohne eine Antwort zu geben, fragt er gegen Ende, ob das alles miteinander zu tun habe. Ja, so ist es, kann die Antwort am Ende nur heißen. Amir Hassan Cheheltan legt mit „Amerikaner töten in Teheran“ ein hochpolitisches, rätselhaftes, tief trauriges und vor allem faszinierend irrtierendes Buch vor, das nicht für ein westliches Verständnis voreilig geglättet wurde.
Kein Himmel über dem Gottesstaat
13 April 2013Zuversicht kommt nicht auf, wenn man die in den letzten Monaten auf Deutsch erschienenen iranischen Romane Revue passieren lässt. Sie geben Einblick in eine von Geschichte und Gegenwart gleichermassen desillusionierte Gesellschaft.
Auch Irans Revolution verschlang ihre Kinder: Prothesen von im Irakkrieg Versehrten. (Bild: Jean Gaumy / Magnum)
Mit seinen nuklearen Ambitionen und den rhetorischen Ausfällen des Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinejad, mit seiner Obstruktionspolitik auf dem internationalen Parkett und seinen immer wieder an den etablierten Machtstrukturen scheiternden Revolten und Reformversuchen beschäftigt Iran jahraus, jahrein die hiesigen Medien. Die Literatur des Landes aber kommt sogar auf dem für übersetzte Werke besonders offenen deutschsprachigen Markt nur tröpfchenweise an. So mag es sich lohnen, die etwas grössere Zahl iranischer Werke, die in den letzten Monaten erschienen sind, einer Gesamtschau zu unterziehen – der als sprechendes Detail die Merkwürdigkeit anhaftet, dass ein Gutteil der Bücher iranischen Lesern entweder gar nicht, nur in zensierter Form oder erst mit massiver Verzögerung zugänglich gemacht wurden.
Die Männer
So verhält es sich etwa mit der Teheran-Trilogie des 1956 geborenen Amir Hassan Cheheltan. «Teheran, Stadt ohne Himmel», im Herbst 2012 als letzter Band der Trilogie auf Deutsch erschienen, ist zugleich deren erster: Das Buch wurde in der etwas liberaleren Regierungszeit Präsident Khatamis in einer zensierten Ausgabe auf Farsi publiziert, die integrale Fassung aber durfte, wie auch die beiden anderen Bände, in Iran nicht erscheinen. Inhaltlich verschränkt sich «Stadt ohne Himmel» mit «Teheran, Revolutionsstrasse», das 2009 als erstes Werk Cheheltans auf den deutschen Markt kam.
Im Zentrum der Romane stehen opportunistische Wendehälse, die sich von den Gezeiten der Geschichte aus dürftigster Abkunft in die Zentren der Macht tragen lassen. Kerâmat, der sich zu Beginn von «Stadt ohne Himmel» im Teheran der 1940er Jahre als Strassenkind durchschlägt und seinen Hunger manchmal nur stillen kann, indem er einem britischen Offizier den Hintern bietet, wird sich als politischer Agitator je nach Laune in die Dienste des Schahs oder des 1953 mithilfe des CIA gestürzten Premierministers Mossadegh stellen. Seine wechselnden Geliebten nützt er ohne Scham aus, und nach der Islamischen Revolution führt er als bereits gemachter Mann ein hübsches Doppelleben: In allerhand illegale Aktivitäten verwickelt, ist er zugleich Leiter des Evin-Gefängnisses.
In diese real existierende Folterhölle gibt «Teheran, Revolutionsstrasse» vertieften Einblick. Auch hier stehen zwielichtige Figuren im Zentrum: Der Mediziner Fattah ist während der Islamischen Revolution vom Spitalgehilfen ziemlich plötzlich zum «Doktor» avanciert, der seine Kenntnisse auch für «kreative Lösungen» zur Eliminierung politischer Gegner zur Verfügung stellt; sein Vermögen im Gottesstaat macht er aber hauptsächlich durch die Restitution vorzeitig lädierter Jungfernhäutchen. Sein Widerpart – weniger zynisch, doch in seiner unreflektierten Doppelgesichtigkeit nicht minder unheimlich – ist der Gefängniswärter Mustafa, der in Kerâmats Diensten die politische Gefangene Manijeh peinigt und gleichzeitig mit aller Macht seines schlichten Herzens um die schöne Schahrsad wirbt, die unglücklicherweise auch Fattahs Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.
Der in diesen Romanen spürbare Dégoût an Irans Vergangenheit und Gegenwart ist angesichts der realen Verhältnisse im Land nachvollziehbar, der Fokus der Bücher aber doch sehr eng; die Möglichkeit, einmal einen Schritt aus dem Sumpf von Korruption und überhitzter männlicher Sexualität zu tun – etwa durch eine differenziertere Ausarbeitung der Figuren Manijeh und Schahrsad –, nimmt Cheheltan nicht wahr. Insofern ist «Amerikaner töten in Teheran», der mittlere Band der Trilogie, auch deren gelungenster Teil. Sechs Erzählungen umspielen anhand von teils realitätsnah erzählten, teils imaginativ ausgearbeiteten historischen Episoden das doppeldeutige Titelthema. Den Auftakt macht die Ermordung des amerikanischen Vizekonsuls Robert Imbrie durch einen religiös fanatisierten Mob im Juli 1924 – eine Geschichte gegenseitiger kultureller Missverständnisse, die sich mit fataler Logik bis zur Hetzjagd auf Imbrie und seinen Gefährten steigert. Erstaunlich ungeschickt ist im Vergleich zu diesem packenden, wenn auch schwer erträglichen Text die längste Erzählung gebaut, die dem für Iran traumatischen Putsch gegen Mossadegh gewidmet ist: Cheheltan rutscht hier über lange Strecken ins trockene Rapportieren historischer Fakten ab, auch wird der Text wegen der Vielzahl involvierter Akteure unübersichtlich und droht den dramatischen Bogen zu verlieren. Immerhin wird in jener Erzählung der Keim der Familiengeschichte gelegt, die vier weitere Texte verbindet: Während einer davon sein Faktenmaterial – das Attentat gegen ein von Amerikanern frequentiertes Lokal in Teheran – weitgehend hinter imaginierte Debatten und rätselhafte Ereignisse zurücktreten lässt, entwickeln die drei anderen die Biografie eines Mannes, der seine revolutionären Überzeugungen zweimal unter der Folter verrät. Insbesondere in den zwei letzten, unter die Haut gehenden Erzählungen dieses Komplexes zeigt Cheheltan das humane Sensorium, das man in den beiden Romanen vermissen mag.
Im 2009 erschienenen Roman «Der Colonel» hatte sich auch Mahmud Doulatabadi vom ländlich-rauen Milieu früherer Werke abgewandt und in der Konfrontation mit dem fortlaufenden Horror der iranischen Geschichte inhaltlich wie formal neue Wege gesucht. Entsprechend gespannt erwartete man nach diesem brisanten Buch des Grand Old Man der iranischen Literatur seinen neuen Roman «Nilufar». Deutlicher noch als «Der Colonel» steht dieses Werk in der Nachfolge Sadegh Hedayats, der als Bahnbrecher der literarischen Moderne Irans gilt: Die Geschichte einer obsessiven Liebe, die Doulatabadi von zwei immer wieder ineinander verschwimmenden Männerfiguren rapportieren lässt, weist verwandte Züge zu Hedayats Klassiker «Die blinde Eule» auf, erweitert aber dessen Szenario signifikant, indem die weibliche Hauptfigur nicht nur als Wunsch- oder Hassprojektion des Ich-Erzählers erscheint, sondern eine eigene Existenz, Identität und Stimme erhält. Anderseits wird der Protagonist Gheiss mit zwei arabischen Dichtern assoziiert, wobei in der deutschen Fassung diese Spur durch die Uneinheitlichkeit von persischer und arabischer Schreibweise des Namens zunächst verwischt wird: Dieser verweist auf den vorislamischen Kassidendichter Imru al-Qays wie auch auf Qays ibn al-Mulawwah, die männliche Hauptfigur der berühmten, vom persischen Dichter Nizami in Verse gesetzten Liebesgeschichte von Majnun und Leila. Solche Bezüge wahrzunehmen, setzt einen gewissen Kenntnisstand voraus; und noch dann helfen sie nicht ganz über die Tatsache hinweg, dass der Roman – streckenweise in sich kreisend, ohne dabei den mahlstromhaften Sog der «Blinden Eule» zu entwickeln – hinter seinen literarischen Vorbildern wie auch dem düster-brillanten Vorgängerwerk zurückbleibt.
Die Frauen
Unter den hier vorzustellenden Büchern stellt Fariba Vafis Roman «Kellervogel» insofern eine Ausnahme dar, als er nicht nur – ebenfalls in der Ära Khatami – in Iran erscheinen konnte, sondern dort auch mit Preisen geehrt und über 26 000-mal verkauft wurde. Das verdankt sich wohl nicht zuletzt der Ausblendung direkter Systemkritik; die Freuden des Familienlebens allerdings werden in dieser aus weiblicher Sicht erzählten Geschichte gründlich demontiert. Das Vergnügen am eigenen Haus, in das die Protagonistin mit Mann und Kindern zu Beginn einzieht, schwindet binnen kurzem; die Frau hockt in der Küche, nichts als Mauern im Blick und im Nacken die Schuldgefühle, dass sie ihren Vater auf dem Sterbebett im Stich gelassen hat. Ihres Mannes ist sie ebenso überdrüssig wie der mit der Ehe verbundenen gnadenlosen Festschreibung auf die Mutterrolle: «Bist du einmal verheiratet, wird als Erstes eine grosse Uhr in deinem Schlafzimmer aufgehängt, und man zählt die Stunden, bis die frohe Botschaft erklingt.»
Neben diesem leise erzählten Roman, der aber – darauf weist der Zuspruch beim heimischen Publikum hin – einiges mit dem realen Lebensgefühl der iranischen Frauen zu tun haben dürfte, wirkt Monireh Baradarans kürzlich wiederaufgelegtes «Erwachen aus dem Albtraum» wie ein Schlag ins Gesicht. Die 1955 in eine politisch engagierte Familie geborene Autorin kam 1981 für neun Jahre in Haft und hat dabei alles erlebt: die Folter und die kleinen Alltags-Grausamkeiten – wobei diese körperlichen Übergriffe in groteskem Kontrast zur geltenden Regel standen, dass weibliche Häftlinge, wurden sie mit verbundenen Augen zum Verhör gebracht, vom Wärter nur mithilfe eines Bleistifts geführt werden durften, damit sich Männerhand und Frauenhand nicht direkt berührten. Baradaran hat Mitgefangene unter der Tortur schreien gehört, sie auf allen Vieren im Dreck zur Toilette kriechen sehen, weil die grausamen Versehrungen an Beinen und Füssen den aufrechten Gang verunmöglichten, hat mehr als eine seelisch brechen oder am Wundbrand sterben sehen. Doch ihr Buch packt einen umso mehr, weil es auch der Erfindungskraft Raum gibt, mit der die Frauen nicht nur – durch abgezirkelte Bewegungsprogramme in den überbelegten Zellen, durch Debatten und Sprachkurse – Leib und Geist übten, sondern auch die Freude in die Kerkermauern lockten. Abgetragene Kleider wurden aufgedröselt, aus Stoffstücken und Fäden neue Kleidungsstücke oder Stickereien gezaubert; aus getrocknetem, geriebenem Brot, Zucker und gehorteter Butter fertigte man Kuchen zu den Festtagen, die mit Tanz und Gesang zelebriert wurden. Dabei kaschiert Baradaran auch nicht die Tatsache, dass solche Solidarität oft auf die eigene ideologische Gruppierung beschränkt blieb, dass immer wieder Mitgefangene unter dem Druck zusammenbrachen und zu «Tawwabs», zu bigotten Spitzeln und Handlangerinnen der Gefängnisleitung, wurden. Was hier in eher verhaltenem Ton rapportiert wird, stellt die Verlogenheit und Brutalität des iranischen Repressionsapparats in grelleres Licht, als es die wildeste Fiktion vermöchte.
Ende 1982 begegnete Baradaran im Gefängnis der ebenfalls inhaftierten Schriftstellerin Sharnush Parsipur, die schon zu Zeiten des Schahs den Unmut der Zensur auf sich gezogen hatte: Ihr Ende der siebziger Jahre verfasstes Buch «Frauen ohne Männer» blieb lange verboten und erschien erst 1990 auf Farsi. Kinogängern dürfte der ins Surreale ausgreifende Roman, der fünf Frauen aus unterschiedlichsten Lebensverhältnissen in einem Landhaus mit grossem, verwildertem Kirschgarten zusammenführt, aus Shirin Neshats bildstarker Verfilmung bekannt sein; nun liegt bei Suhrkamp auch das Buch samt einem 2011 verfassten Nachwort der Autorin vor. In seiner Eigenwilligkeit korrespondiert dieser Begleittext bestens mit dem Erzählgeschehen des Romans, in dem sich eine Frau in einen singenden Baum verwandeln, eine entlaufene Prostituierte eine Seerose gebären oder eine Ermordete sich aus dem Grab erheben und mit der Gier eines Ogers über den vollen Kochtopf herfallen kann. Obwohl dieses rätsel- und zauberhafte, manchmal auch grausame und ins Herz schneidende Buch am anderen Ende des Realitätsspektrums angesiedelt ist als Baradarans Erinnerungen, fesselt und berührt es nicht minder.
Die Kinder
Nachgerade leichtherzig mutet im Vergleich mit solcher Kost zunächst Hamid Ziaratis «Fast zwei» an. Der 1966 geborene Schriftsteller lebt seit 1981 in Italien und schreibt italienisch; die Handlung seines Romans setzt noch vor der Islamischen Revolution ein und gibt dem Lausbuben Darioush etlichen Raum, sich zu produzieren und zu entfalten. Seine stolze Staffel von dreiundachtzig zahmen Tauben ist Darioush ungleich wichtiger als die Islamische Revolution und ihre Folgen; dem Leser bescheren die betreffenden Passagen einen reizvollen Blick auf ein sehr spezielles Stück Leben über Teherans Dächern. Doch allmählich holt der Gottesstaat den Heranwachsenden ein; hin und her gerissen zwischen zwei Lehrern – fromme Männer beide, doch der eine davon harsch und doktrinär –, gerät er in den Bann des Glaubenseifers, meldet sich schliesslich im Krieg gegen den Irak als Freiwilliger und schleppt seinen besten Freund mit ins Inferno an der Front. Der Versuch, der noch kindlichen Perspektive des Ich-Erzählers gerecht zu werden, lässt den ersten Teil des Romans stellenweise etwas unausgewogen und oberflächlich erscheinen; im letzten Drittel allerdings mutet es an, als habe Ziarati seine Leser mit Absicht eingelullt, um ihnen ein umso grausigeres Erwachen in der Kriegsrealität zu bescheren. Damit füllt dieser Roman nicht zuletzt eine besonders entsetzliche historische Leerstelle aus: Er setzt den zahllosen Kindern und Jugendlichen ein Denkmal, die im Golfkrieg mit einem aus Plastic gefertigten «Schlüssel zum Paradies» um den Hals über verminte Felder gescheucht und den Irakern als Kanonenfutter vorgeworfen wurden.
Teheran, Stadt ohne Himmel ist ein Roman, so könnte man zynisch meinen, der von einer Stadt handelt, deren Himmel man erst erblickt, wenn man am Ende des Tages niedergestreckt auf dem Asphalt der Straße gelandet ist und auf dem Rücken liegend erblickt, was einem die Erinnerung nicht zeigt: Ein Vanitas-Roman, der tragisch um die Verbundenheit des Selbst eines Menschen mit Zeit und Ort zu erzählen weiß.
Teheran steht nicht nur für die jüngste Grüne Revolution, sondern auch für die im Roman kenntlich werdenden Umwälzungen einer Gesellschaft, vor, während und nach der Islamischen Revolution als Ort politischer Geschichte.
Bereits der Einstieg ist außergewöhnlich. Die Zeit sticht im Buch als Vermessungsmittel der Handlungsteile hervor: Zwar steigt man in das Buch gewöhnlich mittels der Kapitelübersicht hinein, deren Titel geben dann allerdings beunruhigend gleichberechtigt, in chronologischer Folge Stundenzahlen an.Vor dem Beginn des 1. Kapitels steht ein Zeitstrahl, der die wichtigsten Lebensabschnitte zur Hauptfigur Keramat von 1929 bis 1994 vermerkt. Die Kapitel führen uns stundenweise durch den letzten Lebenstag von Keramat, wobei Keramats Erinnerungen durchschritten werden. Wie in einer Zeitkapsel werden die verschiedenen Erinnerungen durch eine Zeitklammer zusammengehalten, nämlich durch den Anruf einer Frau, die Keramat geliebt hat und das folgenreiche Wiedersehen der beiden.
Die oft von Gewalt bestimmten Erinnerungsbilder machen jedoch nicht nur das Seelen- und Selbstbild Keramats aus, sondern an Hand von ihnen durchzieht der Leser auch die Stadt Teheran und gelangt an Ecken und Zeitgeschehen, die bei einem tatsächlichen Besuch der Stadt in jener Zeit wahrscheinlich verborgen geblieben wären. Dabei konfrontiert Cheheltan den Leser mit Keramats Gewalt normalisierenden Grundhaltung, wobei der er die Gedanken seiner Figur schonungslos und in gekonntem sprachlichen Ton festhält. Insgesamt schafft Cheheltan einen sehr genauen Eindruck von dem, was einem Menschen auch real in den Blick fallen könnte, wobei er den Blick auf alles Detailhafte lenkt, was flüchtig erfasst und doch genau in Erinnerung bleiben kann. Die Abbildung gesellschaftlicher Identifikation von Sexualität und Geschlecht vollzieht sich dann auch sehr feinsinnig am Rand der Erzählung an Hand von Gerüchen – als Abbildung der persönlichen Wahrnehmung von Keramat.
Das Buch ist insofern lobenswert, als dass es einen Raum für einen einfachen Menschen mit dessen Lebensweise und Innerem öffnet, der aus den ärmlichsten Verhältnissen aufsteigt. Spannend und authentisch macht den Roman die vom Autor gewählte Vermischung der fiktiven Person Keramat, mit dem authentischen Milieu und seinen historischen Figuren. Keramats Figur lehnt sich dabei an einen politischen Mitläufer an.
Teheran, Stadt ohne Himmel zeigt weiter, dass das in der Gegenwart aktuell künstlerisch und philosophisch vielfach hervorstechende Thema Zeit sich in der Literatur gleichwertig philosophisch und kunstvoll, im Roman in Form und Erzählweise, hervorheben lässt. Zusammenfassend kann man sagen: Das Buch ist spannend und empfehlenswert für alle, die einen bezaubernden und gleichzeitig rauhen Sprachstil schätzen, der Gefühle und Situationen detailreich aufgreift und damit die beständige Aufmerksamkeit seines Lesers einfordert. Der hierdurch oft sehr unterhaltsame Roman fehlt es allerdings auch nicht an der lebendigen Brisanz der damals wie heute gewalttätigen und politischen Tatsachen des Lebens, hier in der Geschichte Irans und Teherans verankert.
Hinzufügend muss erwähnt werden, dass der Roman erstmalig in ungekürzter Fassung erhältlich ist; in der persischen, sowie arabischen Ausgabe konnte er bislang nur zensiert erscheinen.
Dieses Buch ist im Onlineshop und in unseren Läden bestellbar. Mit deiner Bestellung bei uns förderst du unsere Arbeit als soziales und integratives Unternehmen und unterstützt uns bei der aktiven Leseförderung durch Projekte wie den Berliner Lesetroll.
Titel: Teheran, Stadt ohne Himmel
Autor: Amir Hassan Cheheltan
Verlag: C.H. Beck
Genre: Gegenwartsliteratur
ISBN: 978-3406639432
Preis: 19,95 Euro
Blut muss fließen
28 October 2012Mit „Teheran, Stadt ohne Himmel“ beendet der iranische Schriftsteller Amir Hassan Cheheltan seine Trilogie über Irans Metropole
Keramat ist ein Widerling. Die Hauptfigur aus Amir Hassan Cheheltans Roman „Teheran, Stadt ohne Himmel“ ist brutal, opportunistisch und vulgär. Dass er sich selbst als Ehrenmann und kultivierten Frauenschwarm wahrnimmt, würde ihn zudem etwas lächerlich erscheinen lassen, wäre er dafür nicht zu furchteinflößend. Der Antiheld steht im Zentrum des dritten Teils von Cheheltans Teheran-Trilogie, die nun, nach „Teheran Revolutionsstraße“ und „Amerikaner töten in Teheran“, komplett in deutscher Übersetzung vorliegt. Das Original von „Teheran, Stadt ohne Himmel“ konnte nur gekürzt und geglättet erscheinen, die beiden anderen Teile sind im Iran bislang an der Zensur gescheitert.
Der Roman erzählt aus den letzten 24 Stunden Keramats. Tala, seine frühere Geliebte, kündigt ihren Besuch an, nachdem sie sich 15 Jahre nicht gesehen haben. Das löst in Keramat verschiedenste Erinnerungen aus. In Rückblicken springt Cheheltan durch die iranische Zeitgeschichte mit ihren dramatischen Verwerfungen: der Putsch der CIA gegen Präsident Mossaddegh 1953, die Islamische Revolution 1979, die Besetzung der US-Botschaft in Teheran 1979, der Krieg, der von 1980 bis 1988 den Iran und den Irak zermürbte, allesamt Wende- und Brennpunkte der jüngeren iranischen Vergangenheit. Keramat ist an allen irgendwie beteiligt und kann von ihnen, auch den katastrophalsten, profitieren. Als iranischer Wendehals ist er sowohl aufseiten des Schahs am Staatsstreich gegen Mossaddegh als auch an der Islamischen Revolution gegen ebendiesen Schah beteiligt. Im Kielwasser der historischen Umwälzungen schwingt sich Keramat, der Anfang der 1940er Jahre als Kind allein und mittellos aus seinem Heimatdorf nach Teheran gekommen war, zu einem erfolgreichen Geschäftsmann auf, eröffnet nacheinander eine Fleischerei, eine Goldhandlung, einen Obstladen und ein Autohaus und wird schließlich mit illegalem Antiquitätenhandel und Drogengeschäften reich. Das alles gelingt ihm mit Bauernschläue, Rücksichtslosigkeit und Kontakten in die Teheraner Unterwelt, die er als einen „Hort des Mannesmuts, einen Altar der Ehre“ verklärt. Sein politischer Opportunismus geht Hand in Hand mit dem wirtschaftlichen Erfolg. Am Ende foltert und quält er in leitender Position im berüchtigten Gefängnis von Ewin im Namen der Revolution deren Gegner. Kompromisslose Härte ist seine Devise, er ist „keiner von denen, die sich den Arsch mit parfümiertem Toilettenpapier abwischen“. Im Kampf gegen die Verweichlichung sieht Keramat eine dringliche nationale Aufgabe, da sich die „dieser Nation eigene Männlichkeit unter dem Druck der weibischen Verhaltensweise dieser Männer, der teuren Parfums und Puder, der Juwelen und der europäischen Gerichte, der ausländischen Sprachen und der Steaks, die man nur mit Messer und Gabel essen konnte, der kurzen Röcke und der enganliegenden Hosen“ zu verlieren drohe.
Diese gefühlte Bedrohung nationaler Würde und religiöser Identität führt zum Furor gegen alles vorgeblich Fremde. Besonders gefährlich und zersetzend aber scheint ihm die Frau „als Quelle der Sünde“ und „Ursache für Mord und andere Verbrechen“. Selbstgerechtigkeit und Paranoia des regelmäßigen Bordellbesuchers Keramat verbinden sich zu einer bigotten Grundhaltung, die Cheheltan der ganzen iranischen Gesellschaft vorhält.
Leider ist Keramat nicht nur charakterlich ein grober Klotz, er ist es auch als literarische Figur. Cheheltan gönnt ihm keine Schattierungen. Als Porträt eines Monsters wirkt der Text passagenweise bis an die Grenze zur Peinlichkeit überzogen: „Keramat ließ sein Messer über dem Kopf kreisen und sah sich nach Opfern um, er witterte den Geruch von Menschenblut, und es war genau das, wonach ihn verlangte.“ Eine innere Entwicklung ist nicht erkennbar, die angebotene Erklärung für sein skrupelloses Verhalten, der sexuelle Missbrauch des Zwölfjährigen durch einen britischen Unteroffizier, bewegt sich auf küchenpsychologischem Niveau. Dass diese schmerzhafte Demütigung zugleich als Chiffre für den Zustand des modernen Iran und sein Verhältnis zum Westen herhalten muss, macht es nur noch schlimmer. Cheheltan lässt Keramat und seiner Geschichte keinen Raum zum Atmen, ein Erzählfluss stellt sich nie ein.
Als wütendes Psychogramm iranischer Befindlichkeiten aber hat der sprachlich dichte Roman seinen Reiz. Cheheltan zeigt, welche gefährliche Wucht die aus dem tief empfundenen Gefühl der – individuellen und kollektiven – Demütigung geborene Selbstgerechtigkeit, gepaart mit Chauvinismus und Opferattitüde, entwickeln kann.
Amir Hassan Cheheltan: Teheran, Stadt ohne Himmel. Roman. Aus dem Persischen von Kurt Scharf. Verlag C. H. Beck, München 2012. 224 S., 19,95 €.
Ein Tag im Leben des Folterers
18 October 2012Albträume eines Gefängnisdirektors: Mit „Stadt ohne Himmel“ beendet der persische Schriftsteller Amir Hassan Cheheltan seine Roman-Trilogie über die Stadt Teheran
Reflecting the Dark Side of Iran's Capital
16 October 2012In "Tehran, Skyless City", Amir Hassan Cheheltan describes the journey through life of an underdog who arrives in Tehran as an uprooted, orphaned inmate of a home and with a high degree of criminal energy, rises through the ranks to become the director of a torture prison. A review by Volker Kaminski
In "Tehran, Skyless City", the final volume of his Tehran trilogy, it is not Amir Hassan Cheheltan's intention to morally condemn the main protagonist in his story. Instead, he uses the shady character of Keramat to highlight the contradictions of the Iranian capital, contradictions that characterise Tehran and its twentieth-century history, which is marked by revolutions and ruptures.
Keramat is a character that one doesn't forget in a hurry. A big, burly man with a bushy moustache, the seeds of resentment sown in his early childhood regularly unleash bouts of unrestrained brutality.
Unavoidable ritual of initiation torture
With no education and no intellectual aptitude worth speaking of, he relies on friends from the Tehran underworld; people with threatening names such as Shabun "No brain", Aziz "the sparrow hawk" and Hassan "the spinning top"; men who know the black market like the backs of their hands and whom Keramat serves with unwavering loyalty after the unavoidable ritual of initiation torture during which the leader of the gang marks him with a branding iron and subsequently abuses him.
The author tells the reader about Keramat's contaminated past before the novel actually begins. At the front of the book is a tabular curriculum vitae containing the key points in Keramat's life (1929: born in a remote village; 1941: he runs away from home and makes his way to Tehran, where he is abused by a low-ranking English officer etc.) and pivotal political events (1953: active involvement in the CIA-backed coup d'état against Mohammad Mosaddegh to the benefit of the Shah; 1978/79: the Islamic Revolution against the Shah and Keramat's active participation in it; 1980: outbreak of the Iran-Iraq war).
In this way, the points at which Keramat's life and the turning points in recent Iranian history overlap are served up to the reader in succinct form, like an aperitif.
Nevertheless, the permeation of Keramat's personal history with the official history of the country does not make this a political novel in the strictest sense of the word. Although Cheheltan believes – as he recently emphasised at a reading at the International Literature Festival in Berlin – that every novel has a political dimension, his primary focus is on the exact observation and recording of details.
The pulsating metropolis that is Tehran, life on the streets, the illumination of advertising at night, the attraction of the crowded cinemas where Keramat also goes to watch cheesy romantic films are as important to the author as Keramat's many sexual encounters and his numerous relationships with prostitutes, to whom his pronounced masculinity drives him on an almost daily basis.
Far from using his rough-and-ready hero simply as a vehicle for the ideas of the story, Cheheltan shows Keramat to be a human being made of flesh and blood, a man who oscillates between macho demonstrations of power and growing uncertainty in Teheran's society.
Haunted by the victims
At the start of the novel, we encounter Keramat as a 60-year-old father. He has a house and children and earns a good living.
Nevertheless, he feels isolated and burned out, and is tortured by nightmares in which his victims hunt him down. He is barely able to make it through a "normal" working day at the prison. More than anything else, he yearns for one woman: the high-class hooker Tala, the one true love of his life. She left him, but suddenly called him up again ten years after walking out on him.
The author has imbued the ambivalent main character with a whole arsenal of different leanings and characteristics, making it hard to pass fair judgement on him. On the one hand, Keramat is a primitive, corrupt servant of power who knows how to grasp an opportunity and changes political sides when necessary in order to remain on the side of the powerful. On the other, he sees himself as a representative of the people, whose conservative values lead him to empathise with the weak and to take action.
Cheheltan emphasises that there is something of a modern "Robin Hood" in this picaresque character, who sees himself as a noble saviour despite the fact that he knows he is deeply embroiled in blame that will haunt him for the rest of his life.
The "open wound" of Tehran
Speaking during the panel discussion at the International Literature Festival, Cheheltan said that his primary intention had been to write a story about the mentality of the Iranian capital in which the "open wound" of Tehran plays a central role. Keramat is the typical representative of a certain class that reflects the dark, violence-prone side of this city.
According to Cheheltan, the capital has always played a special role in the history of the country, which is so characterised by change; it is both a melting pot and an intersection, a place from where, following waves of migration, the fortunes of the country have been steered, among other things by people like Keramat, who in their helplessness cling on to old film images of a supposedly perfect world – a world in which women only appear as either subordinate creatures or prostitutes.
The fact that the author's wide-ranging intentions do not result in a cramped style of writing is due to the poetically sound, paratactically clear language he uses, a language that does justice to the shift in different levels and always finds the right level of style not only for the people on the street, the prostitutes, and the countless underworld figures, but also for the upper classes, where Keramat feels so dreadfully out of place, the parvenus and the academics.
A criminal with sensuality and sensitivity
It requires a lot of literary skill to imbue a professional criminal like Keramat with sensuality and sensitivity. "He loved the summer. For him, summer meant the animal smell of women, the smell of moist, sweaty groins, the smell of bitter-tasting mouths and half-opened lips, the smell of beads of sweat running down alabaster necks."
Cheheltan's novel has so far only been published in a censored and abridged version in Persian and Arabic. In the now published German version, translator Kurt Scharf writes that as in the original, he decided not to use dialect in the German version and instead gave the characters a colloquial language that provided, as required, everything from simple to vulgar expressions. The result is a fluid, gripping literary kaleidoscope depicting one of the most exciting cities in the world.
Volker Kaminski
© Qantara.de 2012
Translated from the German by Aingeal Flanagan
Editor: Lewis Gropp/Qantara.de
Die dunkle Seite Teherans
16 October 2012In seinem neuen Roman "Teheran, Stadt ohne Himmel" beschreibt Amir Hassan Cheheltan den Lebensweg eines Außenseiters, der als entwurzelter, elternloser Heiminsasse in die iranische Hauptstadt kommt und schließlich Direktor eines Foltergefängnisses wird. Volker Kaminski hat das Buch gelesen.
Keramat, die Hauptperson in Amir Hassan Cheheltans abschließenden Band seiner Teheran-Trilogie, ist zwielichtig. Dennoch geht es dem Autor nicht um eine moralische Verurteilung der dunklen und gewaltbereiten Seite Teherans, vielmehr dient er ihm dazu, die Widersprüche der iranischen Metropole aufzuzeigen, die diese in ihrer von Revolutionen und Brüchen erfüllten Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts prägen.
Keramat ist eine Romanfigur, die man nicht so schnell vergisst. Er ist von riesiger Statur, trägt einen mächtigen Schnurrbart und neigt auf Grund seiner herkunftsbezogenen Ressentiments zu ungehemmter Brutalität.
Da er weder Bildung noch geistige Begabung besitzt, ist er auf Freunde aus der Teheraner Unterwelt angewiesen. Leute mit bedrohlich klingenden Namen: Schabun "ohne Hirn", Asis, "der Sperber" oder Hassan, "der Kreisel", Männer, die sich auf Schwarzmarkthandel verstehen und denen Keramat nach unvermeidlichen rituellen Initiationsqualen, bei denen ihn der Anführer der Bande mit einem Brandeisen markiert und hinterher missbraucht, mit unverbrüchlicher Treue dient.
Gefangen in Teherans Unterwelt
Obwohl Keramats Umfeld eng mit dem Unterweltmilieu in Verbindung steht, wird der Leser von brutalen Milieuschilderungen weitgehend verschont. Dies rührt vor allem von einem Einfall des Autors, durch den er den Leser schon vor dem eigentlichen Romananfang über Keramats belastete Herkunft informiert.
Dem Text vorangestellt ist ein tabellarischer Lebenslauf, der Fakten aus Keramats Leben (1929: Geburt in einem abgelegenen Dorf, 1941: Er flieht von zu Hause, schlägt sich nach Teheran durch und wird von einem englischen Unteroffizier missbraucht u.s.w.) neben politisch brisante Daten stellt (1953: Aktive Teilnahme am Staatsstreich der CIA gegen Mossaddegh zugunsten des Schahs… 1978/79: Die Islamische Revolution gegen den Schah und Keramats aktive Teilnahme daran… 1980: Beginn des Irakisch-Iranischen Krieges).
So werden dem Leser mit minimalstem Aufwand gewissermaßen als Aperitif die Nahtstellen gezeigt, an denen Keramats Schicksal mit den Wendepunkten der jüngeren iranischen Geschichte verknüpft ist.
Liebe zum Detail
Die Durchdringung der persönlichen Geschichte mit der offiziellen des Landes führt indes nicht zu einem politischen Roman im engeren Sinne. Obwohl Cheheltan – wie er jüngst bei einer Lesung auf dem Internationalen Literaturfestival in Berlin bekräftigte – glaubt, dass jeder Roman auch eine politische Dimension besitzt, gilt sein Augenmerk in erster Linie der genauen Beobachtung und dem Festhalten von Details.
Die pulsierende Metropole Teheran, das Leben auf den Straßen, das Leuchten der Reklamen in der Nacht, die Anziehungskraft der gut besuchten Kinos, in die auch Keramat einkehrt, um kitschige Liebesfilme anzuschauen, wird ihm dabei ebenso zum Gegenstand wie die vielen sexuellen Erlebnisse Keramats, seine zahlreichen Verhältnisse mit Prostituierten, zu denen ihn seine ausgeprägte Männlichkeit nahezutäglich treibt.
Weit entfernt, seinen wüsten Helden zum bloßen Ideenträger der Geschichte zu stempeln, lässt Cheheltan Keramat als Menschen aus Fleisch und Blut auftreten, der zwischen machohaftem Machtgehabe und wachsender Verunsicherung in der Teheraner Gesellschaft hin und her schwankt.
So steht Keramat am Anfang des Romans schon als sechzigjähriger Familienvater vor uns, er hat Haus und Kinder und ein gutes Auskommen, trotzdem fühlt er sich isoliert und ausgebrannt, er wird von Albträumen geplagt, in denen ihn seine Opfer heimsuchen, und ist kaum noch imstande, einen "normalen" Arbeitstag im Gefängnis durchzustehen.
Seine Sehnsucht gilt vor allem einer Frau, der Edelprostituierten Tala, seiner einzigen wirklichen Liebe im Leben, die ihn verlassen, aber nach über zehn Jahren plötzlich wieder angerufen hat.
In die ambivalente Hauptfigur hat der Autor ein ganzes Arsenal unterschiedlicher Tendenzen und Charakterzüge eingepflanzt, so dass es schwer fällt, Keramat gerecht zu beurteilen – einerseits ist er ein primitiver, durchaus korrupter Diener der Macht, der die Gunst der Stunde zu nutzen weiß und gegebenenfalls die politische Seite wechselt, um mit den Mächtigen zu sein. Andererseits sieht er sich als Vertreter des Volkes, dessen konservative Wertevorstellungen ihn mit den Schwachen fühlen und handeln lassen.
Cheheltan betont, dass in dieser "picaresken" Figur durchaus ein moderner "Robin Hood" steckt, der von sich selbst als edelmütiger Retter denkt, wenn er auch einsehen muss, dass er in tiefe Schuld verstrickt ist, die ihn für den Rest seines Lebens verfolgt.
Die "offene Wunde" Teherans
Es sei vor allem seine Absicht gewesen, so Cheheltan, eine Mentalitätsgeschichte der iranischen Metropole zu schreiben, in der "die offene Wunde" Teherans zentral ist. Keramat sei der typische Vertreter einer bestimmten Schicht, in der sich die dunklen, gewaltbereiten Seiten dieser Stadt widerspiegeln.
In der vom Wandel erfüllten Geschichte des Landes habe die Metropole immer eine besondere Rolle gespielt. Sie sei Schmelztiegel und Knotenpunkt, von dem aus in Folge großer Zuzugswellen die Geschicke des Landes bestimmt wurden: auch durch Leute wie Keramat, die sich in ihrer Hilflosigkeit an alte Filmbilder einer vermeintlich heilen Welt klammern – einer Welt, in der Frauen nur als untergeordnete Wesen oder als Prostituierte erscheinen – und diese so sehr verinnerlichen, bis sie eines Tages durch einen revolutionären Systemsturz traurige Wirklichkeit werden.
Dass diese breit gefächerten Intentionen des Autors nicht zu einem verkrampften Erzählton führen, verdankt sich der poetisch sicheren, klaren Sprache, die dem Wechsel der unterschiedlichen Ebenen gerecht wird und für die Leute auf der Straße, den Prostituierten und zahlreichen Figuren der Unterwelt, aber auch für die gehobene Bevölkerungsschicht, in der sich Keramat so unwohl fühlt, den Parvenüs und Akademikern, immer die passende Stillage findet.
Sinnlicher Berufsverbrecher
Einem Berufsverbrecher wie Keramat Sinnlichkeit und Empfindungsfähigkeit zu verleihen, dazu bedarf es schon eines großen literarischen Könnens: "Er liebte den Sommer. Für ihn bedeutete der Sommer den animalischen Geruch der Frauen, den Geruch nass geschwitzter Leisten, den Geruch von herb schmeckenden Mündern und halb geöffneten Lippen, den Geruch von Schweißtropfen, die an alabasterfarbenen Kehlen hinunterrinnen."
In das Lob einzuschließen ist die Leistung des Übersetzers Kurt Scharf, der seine Kriterien in einem interessanten Nachwort zusammenfasst, aus dem auch hervorgeht, dass Cheheltans Roman bisher nur in einer zensierten und gekürzten Ausgabe auf persisch und arabisch erschienen ist.
Er habe, so der Übersetzer, auf den Einsatz von Dialekt (wie im Original) im Deutschen verzichtet und den Figuren eine Umgangssprache verliehen, in der sich auch je nach Erfordernis einfache bis ordinäre Ausdrücke finden. Herausgekommen ist ein flüssig geschriebenes und ergreifend zu lesendes literarisches Kaleidoskop einer der aufregendsten Hauptstädte der Welt.
Volker Kaminski
© Qantara.de 2012
Redaktion: Arian Fariborz/Qantara.de
Amir Hassan Cheheltan: "Teheran. Stadt ohne Himmel." Aus dem Persischen übertragen und mit einem Nachwort von Kurt Scharf, ISBN 978-3-406-63943-2, C.H. Beck-Verlag, München 2012
Teheran, Stadt ohne Himmel
15 October 2012Wo sind nur die jungen, edlen Ritter?
Gefangen in einem Teufelskreis: Mit dem beklemmenden Roman „Teheran, Stadt ohne Himmel“ beendet der iranische Schriftsteller Amir Hassan Cheheltan seine Teheran-Trilogie
Als der iranische Präsident Ahmadinedschad Ende September vor der UNO in New York wieder einmal Israel angriff, begründete er das mit der Kultur. Ob es mit der islamischen Zivilisation, die er vertritt, so viel besser bestellt ist, lässt sich freilich bezweifeln. Jedenfalls solange man dem Bild traut, das die iranische Intelligenz von ihrem Land zeichnet.
Literarische Produkte sollte man nicht wie Sozialstudien lesen. Doch mit seiner Teheran-Trilogie hat der 1956 auch dort geborene Amir Hassan Cheheltan, ein gelernter Elektrotechniker, so etwas wie ein Psychogramm seiner Heimat vorgelegt, das es in sich hat. Nicht umsonst spielen „Teheran, Revolutionsstraße“, „Amerikaner töten in Teheran“ und „Teheran, Stadt ohne Himmel“ alle in der 16-Millionen-Metropole. Die darin, bei aller Detailtreue, durchaus als Metapher steht: ein Moloch zwischen Tradition und Moderne, Moral und Doppelmoral, Aufklärung und Aberglaube.
Und Cheheltan müsste seine fiktiven Geschichten auch nicht so präzise historisch verorten. Vom Ende der Dynastien bis zur erodierenden Theokratie: Ihr zeitlicher Horizont reicht vom Beginn des letzten Jahrhunderts bis in die unmittelbare Gegenwart. Auch für den Iran war das 20. Jahrhundert ein Zeitalter der Extreme: „100 Jahre Krise“ nannte Cheheltan die Abfolge blutiger Umstürze einmal. Im Mittelpunkt steht immer das große Trauma: der CIA-Putsch gegen den gewählten Premier Mossadegh im August des Jahres 1953.
Den zivilisatorischen Zustand seiner Heimat arbeitet Cheheltan aber vor allem über seine Protagonisten heraus. Von denen viele in allen drei Bänden auftreten, mitunter in textgleichen Passagen. So entfaltet Cheheltan ein Panorama ineinander verflochtener Schicksale. Und spiegelt die große Geschichte in der kleinen, individuellen.
Held von „Teheran, Stadt ohne Himmel“, Cheheltans viertem Roman, ist Keramat. 1929 in einem Provinzdorf geboren, arbeitet er sich in der Hauptstadt vom Obstverkäufer über das Rotlichtmilieu bis zum Direktor des berüchtigten Evin-Gefängnisses empor, in dem schon in „Teheran, Revolutionsstraße“ so viele Hoffnungen endeten.
Den Untertitel „Eine Chronologie von Albtraum und Tod“ hat Cheheltan nicht umsonst gewählt. Mit unerbittlicher Empathie folgt Cheheltan der Perspektive seines trostlosen Helden. Aus der er das Bild einer traumatisierten Gesellschaft ableitet, die an ihren inneren Widersprüchen erstickt.
Erst marodiert Keramat als Schläger für den Schah, später für die Mullahs. Wie sehr in dieser Welt die moralischen Maßstäbe auf dem Kopf stehen, zeigt sich daran, dass die Verbrecherbanden, zu deren Mitglied Keramat wird, sich als Ordnungsmacht begreifen. „Wo waren sie nur, die jungen, edlen Ritter, die die Ehre der Menschen vor den Klauen teuflischer Schurken beschützten“, murmelt der selbsternannte Rächer vor einem seiner Einsätze erbittert.
Die Geschichte schildert die letzten 24 Stunden im Leben dieses Mannes. Sie beginnt, als plötzlich eines Tages, Keramat ist längst verheiratet und hat drei Kinder, seine ehemalige Geliebte Tala auftaucht. Das löst bei dem Schergen der Diktatur eine Art verklärende Selbstreflexion aus. In diesen Erinnerungsschüben kehrt immer wieder ein Bild zurück, das sich auch wieder kaum anders als metaphorisch lesen lässt. Mit dem zwölfjährigen Jungen, den ein englischer Unteroffizier da an einem Tag des Jahres 1941 auf offener Straße sexuell missbraucht, wird auch eine ganze Nation entehrt.
Die Lektüre von „Amerikaner töten in Teheran“ (2011) beschwerte noch das Übermaß an historischer Information. Mit dem beklemmenden „Teheran, Stadt ohne Himmel“ ist Cheheltan ein großes Buch gelungen, in dem er den Teufelskreis aus Gewalt, der Unfähigkeit zur Selbstkritik und der Inszenierung als Opfer, in dem das iranische System gefangen ist, ganz in eine lebendige Person verlegt. Und aus dem Cheheltan, das deutet der Titel des Buches an, keinen Ausweg sieht – auch keinen metaphysischen.
Es gehört zu der Dialektik von Cheheltans beeindruckendem Werk, dass ausgerechnet das Bild düsterer Unzivilisiertheit, das er darin so kunstvoll zeichnet, dieZivilisationsbilanz des Iran ins Positive wendet.
Ingo Arend
Bild: Tehran Skyline with Milad tower, CC BY-SA 3.0 Original uploader was Amir1140 at en.wikipedia
Wo sind nur die jungen, edlen Ritter?
10 October 2012Unzivilisierte Zionisten“. Als der iranische Präsident Ahmadinedschad Ende September vor der UNO in New York wieder einmal Israel angriff, begründete er das mit der Kultur. Ob es mit der islamischen Zivilisation, die er vertritt, so viel besser bestellt ist, lässt sich freilich bezweifeln. Jedenfalls solange man dem Bild traut, das die iranische Intelligenz von ihrem Land zeichnet.
Ein Kopf wie ein Gefängnis
06 October 2012Amir Hassan Cheheltans Roman "Teheran, Stadt ohne Himmel" erscheint nun endlich unzensiert auf Deutsch. Wer begreifen will, wie zerrissen Iran innerlich ist, muss dieses Buch lesen. Von Swantje Karich Aghdass "hatte noch nie in ihrem Leben ein solches Gebrüll gehört. Kerâmat schob sich die Spitzen seines Schnurrbarts mit den Lippen zwischen die Zähne, lief im Zimmer umher, fluchte und stieß eine Flut von Verwünschungen aus." Kerâmat ist grausam (er knallt ohne Hemmungen Köpfe an Wände). Er ist infantil (er lutscht ...
Eine Chronologie von Albtraum und Tod
27 August 2012„Teheran. Stadt ohne Himmel“ bildet den Abschluss von Amir Hassan Cheheltans Trilogie um die iranische Hauptstadt. Auf Deutsch liegt der Roman nun erstmals ungekürzt und ohne Rücksicht auf die iranische Zensur vor. Die ersten Bände, „Teheran. Revolutionsstraße“ (P. Kirchheim, München 2009) und „Amerikaner töten in Teheran“ (C.H. Beck, München 2011), konnten in Iran bislang nicht erscheinen.
Obwohl alle drei Bücher auch unabhängig voneinander funktionieren, bilden sie doch zusammen ein komplexes und vielschichtiges Gesellschaftspanorama vor dem Hintergrund der tiefen historischen Einschnitte seit den zwanziger Jahren unmittelbar nach der Konstitutionellen Revolution. Im Zentrum stehen immer wieder der CIA-Putsch gegen Ministerpräsident Mohammed Mossadegh im Jahr 1953, der die aufkeimende Demokratie zerschlug und durch die prowestliche Militärdiktatur des Shahs ersetzte, sowie die Islamische Revolution von 1979, die in das bis heute bestehende theokratische Regime mündete. In jedem Buch legt Cheheltan andere Schwerpunkte, nimmt andere Blickwinkel ein, stellt andere Figuren in den Mittelpunkt und verquickt deren Schicksale mit minutiös recherchierten Darstellungen historischer Ereignisse. Am Ende greift alles ineinander wie bei einem großen Zahnrad, die Romane berühren sich in Einzelszenen, die sich in allen dreien nahezu wortgleich abspielen, nur um den Leser danach in gänzlich unterschiedliche Richtungen zu schicken. So lernt er nicht nur die pulsierende Millionenmetropole Teheran im Verlauf fast eines ganzen Jahrhunderts kennen, sondern taucht auch tief ein in die menschlichen Probleme, politischen Strömungen und alltäglichen Widrigkeiten, durch die sich ihre Bewohner kämpfen.
„Teheran. Stadt ohne Himmel“ stellt die Geschichte von Keramat in den Mittelpunkt, genauer gesagt: die letzten vierundzwanzig Stunden seines Lebens. Der Leser kennt ihn bereits aus „Teheran. Revolutionsstraße“, wo er als brutaler Wärter im berüchtigten Evin-Gefängnis auftrat – dort werden politische Gefangene festgehalten und nicht selten gefoltert und getötet. Es ist nicht das erste Mal, dass Cheheltan aus der Sicht der Täter erzählt und hierüber deren Doppelmoral und Dummheit entlarvt. Keramat wird Ende der Zwanziger in einem kleinen Dorf geboren, mit zwölf geht er nach Teheran und durchlebt eine Zeit von Armut und Gewalt. Er lebt auf der Straße, wird misshandelt und kommt in eine „Besserungsanstalt“. Dort lernt er Schläger und Gauner aus der Teheraner Unterwelt kennen. Er schließt sich ihnen an und wird zur großen Nummer, kontrolliert bald ganze Stadtviertel. Er strotzt vor Selbstbewusstsein, hält sich für beliebt bei den Frauen, doch er ist nichts weiter als ein primitiver Macho, der seine Probleme mit den Fäusten regelt. Beim Putsch gegen Mossadegh ist er an vorderster Front dabei, mobilisiert Schlägertrupps, ohne überhaupt zu begreifen, was da gerade passiert, woran er sich da beteiligt. In den Sechzigern lässt er sich das Antlitz des Shahs auf den Oberarm tätowieren, baut seine Macht aus, steigt in die Rotlichtszene ein. Als er Ende der Siebziger begreift, dass die Tage der Monarchie gezählt sind und Chomeini die Macht übernehmen wird, passt er sich schnell an. Auf der Straße lässt er Kommunisten, Shah-Anhänger und Chomeini-Gegner gleichermaßen verdreschen. Das neue Regime dankt es ihm und beschert ihm den hohen Posten im Folterknast.
Cheheltan erzählt all das nicht linear. Während des einen Tages, an dem der Roman spielt, taucht er in die Erinnerungswelt seines Protagonisten ein, in der reales Erinnern und Verklärung und nachträgliche Beschönigung verschwimmen. Was sich dahinter eröffnet ist ein Blick auf die Funktionalität von Diktaturen, die auch deswegen existieren können, weil es so anpassungsfähige Menschen wie Keramat zu Hauf gibt. Wem er dient, ist ihm im Grunde egal, Hauptsache er kann für sich selbst den größten Vorteil aus der Situation ziehen. Die eigenen Widersprüche und Lebenslügen werden einfach ausgeblendet.
„Teheran. Stadt ohne Himmel“ ist so faszinierend, intensiv und beklemmend wie seine Vorgänger, die komplette Trilogie nichts weniger als ein literarisches Meisterwerk, dessen Wirkung und Bedeutung weit über den historischen Kosmos der Geschehnisse in der iranischen Hauptstadt hinausreicht.
27.08.2012
Hamburg
Von Gerrit Wustmann
نگاه اشتفان وایدنر به کتاب «آمریکایی کشی در تهران»
01 June 2012شرق: «آمریکایی کشی در تهران»، رمانی است اپیزودیک از «امیرحسن چهل تن» که به زبان آلمانی ترجمه و منتشر شده است. این رمان شامل شش اپیزود است و به گفته چهل تن، در کنار رمان های «تهران شهر بی آسمان» و «تهران، خیابان انقلاب»، بخشی از سه گانه تهران این نویسنده معاصر را تشکیل می دهد. آنچه در پی می آید خلاصه ای است از آنچه «اشتفان وایدنر»، منتقد آلمانی - درباره این کتاب نوشته است. وقایع این کتاب همان طور که در نوشته وایدنر نیز آمده در چند دوره از تاریخ معاصر ایران، اتفاق می افتد. اشتفان وایدنر، شرق شناس است و به ایران نیز سفر کرده و مدیریت مجله ای به نام «فکر و فن» را که توسط «انستیتو گوته» منتشر می شود برعهده دارد. این مجله به زبان فارسی نیز منتشر می شود. نوشته او درباره آمریکایی کشی در تهران در روزنامه «فرانکفورتر آلگماینه» چاپ شده و خلاصه ای از آن را «محمود حسینی زاد» به فارسی ترجمه کرده است.
وایدنر درباره «آمریکایی کشی در تهران» امیرحسن چهل تن در روزنامه فرانکفورتر آلگماینه می نویسد: این کتاب در ادبیات خارج از کشور ایرانی ها، کتاب مهمی است، مستندی ادبی در مورد نفرت آمریکایی – ایرانی.
وایدنر می پرسد آیا این کتاب را می توان رمان نامید؟ و پاسخ می دهد که این کتاب پررمز و راز چهل تن، به طور عمده یک «دوکو فیکشن» است، یک مستند ادبی. وایدنر توضیح می دهد که کتاب هفت اپیزود دارد که تقریبا تمام قرن بیستم را در بر می گیرد. در اپیزود اول انتقال معاون کنسول آمریکا در استانبول به ایران شرح داده می شود و اینکه در آن زمان انگلیس دشمن اصلی قلمداد می شد و آمریکایی ها هنوز محبوبیتی داشتند. سپس قتل این کنسول هنگام عکسبرداری از سقاخانه ای که بیشتر به تصادف شباهت داشت. اما در کتاب موتورسواری مرموز هم هست که بارها ظاهر می شود. پس آن قتل اتفاقی نبوده؟ وایدنر می نویسد این اپیزود و اپیزود های بعدی همه حالت اسرار آمیز خود را حفظ می کنند.
موضوع اپیزود دوم مربوط به حوادث ۱۳۳۲ است. «سیا» از ایران کمونیستی می ترسد، کودتایی ترتیب می دهد و «مصدق» می رود و «شاه» برمی گردد. حالاآمریکایی ها هستند که می کشند.
به نظر اشتفان وایدنر این اپیزود حدودا ۴۰صفحه ای در ادبیات ایران جای خاصی دارد، چون در این اپیزود نظر رایج در مورد این کودتا طور دیگری بیان می شود. البته که سیا نقش دارد، اما این ایرانی ها بودند که مصدق را برانداختند. در کتاب مصدق و هوادارانش آدم های ضعیفی نشان داده می شوند که حتی هواپیمای شاه را ساقط نمی کنند و کودتا را مثل سرنوشت می پذیرند.
وایدنر معتقد است با توجه به ادبیات ایران و به خصوص ادبیات خارج از کشور، این بخش به یک شگفتی شباهت دارد. کشتن آمریکایی ها در دهه ۷۰ میلادی به اوج می رسد؛ چون حمله به آمریکایی ها در واقع حمله به شاه تلقی می شد.
وایدنر معتقد است که نویسنده با این کتاب آینه ای برابر هموطنانش می گیرد.
وایدنر در پایان نقد خودش آورده که خواننده ناآگاه غربی و همچنین دومترجم این کتاب مثل فیلی در مغازه چینی فروشی بوده و دوست داشتند تا خیلی از جاهای کتاب توضیح بیشتری داشت. وایدنر اضافه می کند چهل تن آگاهانه این روش را انتخاب کرده و بین کتاب های ادبیات فارسی که آلمانی ها به آن دسترسی دارند، این کتاب، کتابی مستند و اصیل است.
Iraner lieben die USA
23 May 2012Die Iraner neigen dazu, das Gegenteil ihrer Regierung zu tun, sagt der Schriftsteller Amir Cheheltan. Er erklärt, warum Sanktionen nur den Menschen schaden und wie er Auto fährt.
taz: Herr Cheheltan, Sie sind in Teheran geboren, Sie leben dort, und fast alle Ihre Romane spielen in dieser Stadt, die Sie gnadenlos als stinkenden Moloch beschreiben. Ist das Ihr Psychogramm für Iran?
Amir Cheheltan: Irgendwie schon. Teheran ist nicht nur die Hauptstadt des Iran, eigentlich ist Teheran alles für die Iraner. Dabei ist die Stadt jung, sie repräsentiert nicht das traditionsreiche Persien wie Isfahan oder Tabris. In den letzten fünfzig Jahren ist die Stadt extrem schnell gewachsen, was bedeutet, dass so gut wie keine Teheraner in Teheran leben. Teheran, mit seinen 15 Millionen heute, ist eine Stadt der Zugereisten. Die meisten sind Fremde hier, sie fühlen sich weder für die Kapitale noch für die Menschen in ihr verantwortlich. In dem Sinne ist Teheran vielleicht ein Psychogramm für Iran. Gleichzeitig sind alle Möglichkeiten dieses Landes in dieser Stadt konzentriert: das politische Leben, das ökonomische, das kulturelle – alles findet in Teheran statt.
Und doch ist die Stadt für Sie eine Wunde.
Ja, eine Wunde, die nicht zu heilen ist. Auch wenn sie sich ab und zu mal erholt, am Ende breitet sie sich weiter aus. Teheran leidet, und die Fäulnis nimmt zu.
Was hält Sie dort?
Die Energie. Alle Probleme sind eingebettet in eine ungeheure Energie. Es ist die Energie der Jugend, die hier lebt. Zwei Drittel der Iraner sind unter dreißig Jahre alt. Manchmal ist diese Dynamik auch beängstigend. Sie hat keinen Platz, um frei zu sein. Sie staut sich und kann leicht explodieren. Mich aber inspiriert sie. Viele europäische Kollegen beneiden mich um diese anregenden Umstände, dann sage ich immer: Ich gebe sie euch, und ihr gebt mir für eine Sekunde den Frieden in euren Köpfen, den euch eure Länder erlauben.
Ende der 90er waren Sie für zwei Jahre im Exil, in Italien.
Ja, das war eine schlimme Zeit. Zwei Kollegen von mir wurden in Teheran gekidnappt und ihre Leichen auf die Straße geschmissen. Ich selbst stand auch ein paar Mal auf einer Liste von unerwünschten Schriftstellern.
Experten halten es für wahrscheinlich, dass Israel gegen Iran noch dieses Jahr vorgehen wird. Ist die sich zuspitzende Kriegsgefahr in Teheran Stadtgespräch?
Nein. Obwohl ich auch denke, dass die Gefahr sehr ernst zu nehmen ist. Aber dass wir vom „Westen“ bedroht werden, ist eine Rhetorik, die wir im Iran seit 33 Jahren kennen. Das regt hier niemanden mehr auf.
Iraner machen sich derzeit also nicht mehr Sorgen als sonst auch?
Nicht wirklich. Wir sind so mit unseren internen Problemen beschäftigt. In den letzten drei, vier Monaten sind die Inflation und die Erwerbslosigkeit rapide emporgeschnellt. Die Preise haben sich aufgrund der Sanktionen verdoppelt. Die Leute haben ihre Situation ohnehin schon so satt. Sie können jetzt nicht auch noch über einen kommenden Krieg nachdenken.
Wie sieht es bei Intellektuellen und KünstlerInnen aus?
Die kommende Konfrontation steht auch nicht auf der Agenda der Intellektuellen. Niemand kann 24 Stunden pro Tag in Angst leben. Aber die, die die Nachrichten lesen – und ich gehöre dazu –, wissen, dass es noch nie so ernst war wie dieses Mal. Auch ich versuche zu vergessen, dass wir unmittelbar vor einem Krieg stehen. Aber ich wache oft mitten in der Nacht auf, so als ob ich zu viel Kaffee getrunken hätte.
Sehen Sie einen Ausweg?
Wenn Israel Iran angreift, wird der Nahe Osten danach nicht mehr derselbe sein. Historisch gesehen, waren die Iraner nie gegen die Juden. Radio Israel beispielsweise war bis vor zehn Jahren der beliebteste Sender in Iran. Jetzt gibt es mit den Satelliten und Internet mehr Auswahl, deswegen hat er an Popularität verloren. Aber wenn Netanjahu jetzt angreift, dann vergibt sich Israel eine große Chance auf Verständigung, die letzte.
Seit einigen Monaten gibt es eine große Facebook-Kampagne, die anfangs von jungen Israelis ausging: „Iranians, we love you“, und die Antwort kam prompt: „Iran loves Israel“. Welche Chance räumen Sie dieser digitalen Diplomatie ein?
Keine große. Obwohl so viele mitgemacht haben …
… Wir liked it auch …
Hoffen wir, dass es wirkt.
Eröffnen die Friktionen innerhalb der iranischen Elite die Möglichkeit, den Konfrontationskurs von Ahmadinedschad zu kritisieren?
Etwas Luft gibt es dadurch, ja. Aber vergessen Sie nicht, Iran war nie ein so totalitärer Staat wie Nordkorea oder Irak. Die Opposition war immer hörbar, auch das hält das Land lebendig.
In Ihrem 2011 auf Deutsch erschienenen Roman „Amerikaner töten in Teheran“ zitieren Sie den von der CIA weggeputschten Premierminister Mohammed Mossadegh: „Regieren um jeden Preis“ sei ihm nicht möglich. Beschreibt das Ihre Moral?
Es ist auch die Sicht von Mossadegh selbst. Er fürchtete sich vor einem Blutbad und hat daher seine Niederlage hingenommen, ohne noch einmal zu den Waffen zu rufen. Aber in Iran akzeptiert man bis heute nicht, dass ein absolutes Festhalten an der Macht moralisch unhaltbar ist.
Die Protagonisten in Ihren Romanen, egal ob sie Opfer der Machthaber sind, Mitläufer oder Profiteure, alle sind beschädigt und kompromittiert.
Wegen der vielen Katastrophen in den letzten hundert Jahren sind die Leute nicht so normal, wie sie sein könnten oder sollten. Die Spannung, die Anspannung kocht unter der Oberfläche dieser Stadt.
Ist der Verkehr deswegen so irre aggressiv?
Ja, er gibt einen Hinweis auf die Anspannung, ist ein Zeichen dafür, dass etwas falsch ist.
Und wie fahren Sie?
Wenn ich aus dem Ausland komme, versuche ich die ersten drei Tage ein guter Autofahrer zu sein. Dann habe ich keine Wahl mehr. Dann fahre ich wie alle anderen auch.
Ist dieses radikale Autofahren vielleicht eine Forderung nach Freiheit? Einmal schnell vorankommen. Wo ansonsten jede Bewegung im öffentlichen Raum restringiert wird?
Einverstanden. Wenn man endlich einen gewissen Raum kontrollieren kann, dann neigt man zur Übertreibung.
Iran ist eine extrem junge Gesellschaft. Ihre Romane aber gehen immer zurück in die Geschichte des 20. Jahrhunderts, wie die CIA den Schah 1953 an die Macht geputscht haben, wie die iranische Republik entstand, wie es ab da weiterging. Wollen Sie den jungen Leuten ihre Geschichte erzählen, damit sie nicht verloren geht?
Zunächst einmal will ich verstehen, was eigentlich passiert ist. Ich hab keine Antworten oder Lösungen, aber ich versuche ein größeres Bild zu entwerfen – um den Fehler darin zu erkennen. Warum sind wir, wie wir sind? Warum diese ganzen irrationalen Entscheidungen? Warum neigen wir dazu, uns am Ende unseren Gefühlen zu überantworten? Ich verstehe das nicht, also grabe ich in der Geschichte. Zudem tendieren alle unsere Regierungen dazu, eine bestimmte Geschichte des Iran zu erzählen. Ich suche nach Ergänzungen, Alternativen. Und wenn die Jugend damit etwas anfangen kann, freut mich das.
Der Romantitel „Amerikaner töten in Teheran“ scheint eindeutig. Was interessiert Sie an der antiwestlichen Haltung im Iran?
Der Titel meint beides: Amerikaner töten in Teheran, und lasst uns Amerikaner töten in Teheran. Es geht um dieses Wechselspiel. Iraner lieben den Westen, die USA – gleichzeitig hat der Putsch der Amerikaner 1953 in Teheran die iranische Seele verletzt, besser gesagt: infiziert. Sie ist krank seitdem. Trotzdem sprechen viele Teheraner liebend gern Englisch mit amerikanischem Akzent …
… und sehen aus wie hippe Amerikaner, zumal die jungen Männer. Die meisten Schilder sind zweisprachig, jedes einzelne Absperrband in Teheran warnt in Farsi und Englisch vor Gefahren …
Trotzdem wird der Westen gern für viele politische Probleme verantwortlich gemacht. Gleichzeitig neigen die Iraner dazu, das Gegenteil von ihrer Regierung zu tun. Gab sich der Schah amerikanisch, suchte man die Abgrenzung in der persischen Kultur. Verbrennt die Regierung amerikanische Flaggen, suchen die Leute nach Dingen in der amerikanischen Kultur, die sie mögen.
Nachdem die Demokratiebewegung 2009 niedergeschlagen wurde, hieß es: „Das Feuer ist aus, aber unter der Asche glüht es.“ Wie sieht es heute aus?
Es stimmt bis heute. Frustrationen kann man überwinden, aber nicht den Wunsch nach Freiheit.
Wie könnten andere Länder diesen Freiheitswunsch unterstützen – jenseits von Sanktionen?
Ja, die schaden nur den Menschen, nicht der Regierung. Die europäische Herangehensweise scheint mir komplett falsch zu sein. Während des Iran/Irak-Krieges haben sie Waffen an beide Seiten verkauft, heute verkauft Europa Waffen an Israel, darauf hat Günter Grass zu Recht hingewiesen. Diese Haltung schafft viel Enttäuschung. Die vielleicht größte Bitte der Iraner ist: Haltet euch fern von der Region. Denn das erste Opfer bei einer Konfliktlösung durch den Westen sind die Menschenrechte. Je näher ihr kommt, desto gefährlicher wird es für uns.
Diesen Sommer wird der letzte Band Ihrer Teheran-Trilogie auf Deutsch erscheinen: „Teheran, Stadt ohne Himmel“. Können Sie uns den Titel erklären?
Natürlich nicht. Aber vielleicht so viel: Manchmal denke ich, die Kräfte, die unser Schicksal leiten und formen, haben diese Stadt einfach übersehen: kein Himmel für Teheran.
Kriminelle Symbiose
23 May 2012Der iranische Schriftsteller Amir Hassan Cheheltan will in seinen Romanen auf ein fatales Muster der iranischen Zeitgeschichte aufmerksam machen: Immer wieder bedienen sich die Machthaber der Schläger- und Mörderbanden aus der Unterwelt, um rücksichtslos ihre Ziele durchzusetzen. Von Stefan Buchen
"Veränderung liegt in der Luft", sagt Amir Hassan Cheheltan. "Jetzt im Frühling kann man sich das gut vorstellen. Eine Wolke zieht auf, aus der ein Schauer prasseln oder ein Gewitter donnern könnte." Der Schriftsteller deutet auf den Berliner Frühlingshimmel, aber er meint das politische Klima in seiner Heimat Iran. Die Spannungen seien mit Händen zu greifen, die Zerwürfnisse zwischen verfeindeten Lagern innerhalb des Regimes hätten eine ungekannte Schärfe und Tiefe erreicht.
Cheheltan, 56, ist zu einem Kurzbesuch in Berlin, wo er seinen auf Deutsch erschienenen Roman "Amerikaner töten in Teheran" vorgestellt hat. Seine Worte lassen aufhorchen. Denn der Schriftsteller ist nicht zu vergleichen mit den notorischen iranischen Exiloppositionellen, die seit 33 Jahren "den inneren Zerfall" und "den nahen Zusammenbruch der Islamischen Republik" verkünden.
Cheheltan ist ein stiller Beobachter ohne politische Zugehörigkeit, dessen Erzählungen und Psychogramme sich vor der Kulisse der iranischen Geschichte des 20. Jahrhunderts und bis in die Gegenwart entfalten. Weil ihm historische Authentizität wichtig ist, hat er die Polit- und Gesellschaftsgeschichte seines Landes akribisch studiert, in Dokumenten und als Zeitzeuge.
Worin die zu erwartenden Veränderungen genau bestehen werden, kann und will Cheheltan nicht sagen. Aber er will andeuten, dass das politische Kräftemessen zwischen Präsident Ahmadinedschad und Revolutionsführer Khamenei und ihren jeweiligen Gefolgschaften eine Qualität erreicht hat, die es trotz der durchaus konfliktreichen Geschichte des Regierungssystems bislang nicht gab. Und dass sich da folgerichtig etwas entladen muss.
Rückkehr ins Ungewisse
Er ist im Winter nach Teheran zurückgekehrt, nach zweieinhalb Jahren in Deutschland und den USA. Seine Heimkehr hatte er hinausgezögert, denn er fürchtete, dass die Behörden ihn schlecht behandeln würden. "Probleme gab es keine", sagt er jetzt in ruhiger Zurückhaltung. "Nur ein Beamter des Kulturministeriums rief mich zu Hause an und sagte, dass die Druckgenehmigung für meine früheren Romane nicht mehr gelte. Da wusste ich, dass es sinnlos ist, für meine neuen Bücher überhaupt eine Druckerlaubnis zu beantragen. Ich bekäme sowieso keine."
Mit den "neuen Büchern" ist eine Romantrilogie gemeint – "Teheran, Revolutionsstraße", "Amerikaner töten in Teheran" und "Teheran, Stadt ohne Himmel", die ein bemerkenswertes Kapitel der persisch-deutschen Literaturgeschichte schreibt.
Im persischen Original existieren diese Romane wegen der Zensur in der Islamischen Republik seit Jahren nur auf Cheheltans Computerfestplatte und als Ausdruck in seiner Schublade. In der deutschen Übersetzung haben die ersten beiden das Licht der Welt erblickt und vom Feuilleton die Einstufung "Weltliteratur" erhalten, der dritte wird noch dieses Jahr folgen.
Klar könnte Cheheltan zwischen Los Angeles, Stockholm und Berlin einen persischen Verlag im Exil finden, der die Originale druckt. Aber das widerspräche seinem Lebensentwurf. Er würde das Regime offen herausfordern, weil er die Entscheidungshoheit der Zensurbehörde umginge. Und, was noch mehr zählt: er würde es dem Regime einfach machen, ihn als Verräter zu brandmarken.
Der Schriftsteller Amir Hassan Cheheltan gehört, wie der Ausnahmesänger der klassischen persischen Musik Mohammad Reza Schadscharian und der Filmemacher Mohammad Rasoulof zu einer Kategorie international bekannter iranischer Künstler, die ihrem Land auf keinen Fall den Rücken kehren, die sich von den Machthabern nicht hinausdrängen oder –ekeln lassen wollen.
Sie sind keine trotzigen Kinder, die nur deshalb im Iran bleiben, weil es dem Regime am liebsten wäre, sie gingen für immer. Sie haben die Überzeugung verinnerlicht, dass sie die Inspiration der Heimat brauchen, um Kunst schaffen zu können und dass sie eine Botschaft für die Gesellschaft haben, deren Teil sie sein wollen. "Der Mensch lebt am liebsten in seinem Land", sagt Cheheltan – und es klingt nicht banal.
Verstrickt in die eigene Geschichte
In seiner Trilogie zeigt Cheheltan, wie tief die iranische Nation sich seit fünf Generationen in ihre Geschichte verstrickt hat, wie die Abfolge von diktatorischen Regimes, der immer wieder aufflammende Kampf dagegen und die Selbstbehauptung gegen den Griff der Großmächte, vor allem der USA, den einzelnen geprägt hat, wie moralische Maßstäbe und rationales Urteilsvermögen verloren gegangen sind.
Die Machthaber der Islamischen Republik kommen in der Trilogie nicht vor, sondern Gefängniswärter, Polizisten, kleine Angestellte. "Die Gesellschaft" ist diesem Apparat ausgeliefert, einerseits. Andererseits rekrutiert sich der Apparat genau aus dieser Gesellschaft. Diese Wechselwirkung scheint bei Cheheltan immer wieder auf.
Intensiv, fast obsessiv befasst sich der Autor in der Trilogie mit Gestalten der Halb- und Unterwelt. Er steigt in die Seelen dieser Halunken- und Verbrecherfiguren – "lat" nennt er sie auf persisch – hinab und kehrt sie in all ihren Facetten nach außen.
Eine gewisse Komik kommt auf, wenn man sich überlegt, dass das Psychogramm des Gefängniswärters, der seine unerreichbare Geliebte hinter Gitter bringt, weil er sonst keinen Zugriff auf sie hätte, der Phantasie dieses zurückhaltenden Bürgers der Teheraner Mittelschicht entsprungen ist.
Aber Cheheltan will auf ein in seinen Augen wichtiges, fatales Muster der iranischen Zeitgeschichte aufmerksam machen: Immer wieder bedienen sich die Machthaber der Schläger- und Mörderbanden aus der Unterwelt und spannen sie ein, um rücksichtslos ihre politischen Ziele durchzusetzen. Der Wärter im Evin-Gefängnis hat diesen kriminellen Hintergrund ebenso wie der organisierte Mob, der im Auftrag einiger Schah-treuer Generäle und der CIA im Jahre 1953 Premierminister Mosaddegh aus dem Amt putscht.
Das alles kommt in der Trilogie vor. Wenn Cheheltan dann weiter erzählt über gedungene Mörder, die während der "konstitutionellen Revolution" (enghelab-e mashruteh) Anfang des 20. Jahrhunderts mitten in Teheran mit Messern Männer abschlachteten, weil diese Anzug und Krawatte trugen und dadurch angeblich als Anhänger des politischen Wandels weg von der absoluten Monarchie erkennbar waren, spürt man, dass er noch mehr Romane schreiben wird.
Reformen in Verruf
Die Geschichten der Trilogie sind Fiktion. Aber wer wissen will, was wirklich in der Islamischen Republik los ist, kann sich kaum ein genaueres Bild machen als bei dieser Lektüre. Insofern hat Cheheltan für die Entlarvung des Regimes eine ähnliche Bedeutung wie Alaa al-Aswani für das Ägypten Mubaraks und Yasmina Khadra für das von Militärdiktatur und Bürgerkrieg geschundene Algerien der neunziger Jahre.
Es fällt auf, dass Cheheltan an der Geschichte seines Landes leidet, weil einfach zu viel Gewalt geschehen ist. Er reibt sich auf an dem unlösbaren und hierzulande nicht unbekannten Paradox, dass diese Gewalt sich aus einer im Grunde zivilisierten Nation entfesselt.
Wohl deshalb ist er gegen eine neue Revolution, die in seinen Augen nur eine neue Gewaltorgie heraufbeschwören würde. Cheheltan hält eine solche gewaltsame Erhebung gegen das Regime auch für unwahrscheinlich, weil die Mehrheit die Folgen fürchte. "Einen militärischen Angriff von außen lehnen die Leute ebenso ab", fügt er hinzu. "Insofern bleibt nur ein Weg: Reformen."
Wie schlecht die Aussichten auf friedlichen Wandel sind, weiß Cheheltan allerdings auch, ist die iranische Reformbewegung mit ihrer Linie der allmählichen gesellschaftlichen Öffnung doch vor drei Jahren gescheitert, als die friedlichen Massenproteste gegen die Wiederwahl Ahmadinedschads brutal niedergeschlagen wurden. Bei vielen Gegnern des Regimes ist deshalb der Begriff "Reform" in Verruf geraten. "Die Anführer der Reformbewegung haben enttäuscht", relativiert Cheheltan. "Aber die Idee der Reform hat immer noch viele Anhänger."
Ende Mai beendet der Schriftsteller seine Lesereise durch Deutschland und kehrt in den Iran zurück. Wir dürfen gespannt sein, welches Szenario der Veränderung sich entfalten wird.
Stefan Buchen
© Qantara.de 2012
Redaktion: Arian Fariborz/Qantara.de
The Loyal Dissident
23 May 2012Amir Hassan Cheheltan is one of a group of internationally known Iranian artists who have no intention of turning their backs on their country, and who will not allow themselves to be sidelined or frozen out by the regime. Stefan Buchen met him in Berlin.
"Change is in the air," says Amir Hassan Cheheltan. "Now, in spring, it's easy to imagine. A cloud appears and at any moment, the rain could come pelting down or there could be a storm." The writer is pointing to the spring sky over Berlin, but he's talking about the political climate in his homeland Iran. The tensions are tangible, the discord between enemy factions within the regime more profound and acrimonious than ever before.
56-year-old Cheheltan is on a short visit to Berlin to promote his novel "Amerikaner töten in Teheran" (Killing Americans in Tehran) just published in German. His words make you sit up and take notice.
This writer cannot be compared with those notorious members of the Iranian exiled opposition, who have been proclaiming the "internal disintegration" and "the imminent collapse of the Islamic Republic" for 33 years.
Cheheltan is a quiet observer without political affiliation, whose stories and psychograms unfold against a backdrop of Iranian 20th century history through to the present. Because historic authenticity is important to him, he has carried out meticulous study of the social and political history of his nation, referring to documents and as a contemporary witness.
Return to uncertainty
Cheheltan cannot and will not say exactly what form the expected changes will take. But he wants to suggest that the political wrangling between President Ahmadinejad and Supreme Leader Ali Khamenei and their followers has reached an intensity not yet seen to date, even in view of the conflict-ridden history of Iran's governmental system. And that consequently some of this pressure must be vented at some point.
He went back to Tehran last winter, after two-and-a-half years in Germany and the US. He delayed his return because of fears that the authorities would mistreat him. "There were no problems," he says now, with calm restraint. "A culture ministry official called me at home and said that the printing licence for my earlier novels was no longer valid. Then I knew that it would be pointless to apply for a permit to publish my new books. There's no way I would get one."
When he says "new books", he is referring to a trilogy – " Tehran, Revolution Street", "Killing Americans in Tehran" and "Teheran, City without a Sky").
Owing to censorship in the Iranian republic, for years these novels have existed in their original Persian form only on Cheheltan's hard drive, and in printed form in the drawer of his desk. The first two were revealed to the world for the first time in German translation and have since been hailed by critics as "world literature", the third is due to be published in German this year.
Exile is not an option
For sure, Cheheltan would not have to search hard for a Persian publishing house in exile in Los Angeles, Stockholm or Berlin that would publish the originals. But that would contradict his life goals. If he did this, he would be openly challenging the regime by sidestepping the decision-making authority of the censors. And, even more importantly, he would make it easy for the regime to brand him a traitor.
Like the exceptional performer of Persian classical music Mohammad-Reza Shajarian and the filmmaker Mohammad Rasoulof, the writer Amir Hassan Cheheltan is one of a group of internationally known Iranian artists who have no intention of turning their backs on their country, and who will not allow themselves to be sidelined or frozen out by the regime. They are not petulant children who are only staying in Iran because the regime would rather they disappeared forever.
They have internalised the belief that they need the inspiration of the homeland to be able to create art, and that they have a message for the society of which they want to be a part. "Man prefers to live in his own country," says Cheheltan – and it doesn't sound banal.
The souls of scoundrels and criminals
In his trilogy Cheheltan shows how deeply the Iranian nation has become entangled in its history for five generations, how the individual has been affected by the succession of dictatorial regimes and the intermittent flaring-up against those rulers, and by the self-assertion against the grip of the super powers, primarily that of the US. He also shows how moral standards and the ability to make rational judgements have been lost.
The rulers of the Islamic Republic do not appear in the trilogy, but instead the novels feature prison guards, police officers and low-level employees. "Society" is at the mercy of this apparatus. But on the other hand, the apparatus recruits from this society. This interplay repeatedly appears in Cheheltan's work.
In his trilogy, the author engages intensively, almost obsessively with figures of the demimonde and the underworld. He climbs down into the souls of these scoundrels and criminals – he calls them "lat" in Persian – and turns them inside out, exposing all their facets.
It is the source of some amusement to consider that the psychogram of the prison warder, who puts his unattainable lover behind bars because he would otherwise have no access to her, is the product of the fantasy of this reticent member of the Tehran middle class.
Crime and politics
It is Cheheltan's aim to draw attention to what he believes is a significant, fatal pattern in Iranian contemporary history: Rulers repeatedly make use of the murderers and thugs from the underworld and harness them in order to ruthlessly push through their political goals. The warden at Evin Prison has such a criminal background, just like the organised mob that pushed Prime Minister Mosaddegh out of office on behalf of several generals loyal to the Shah and the CIA in the year 1953. This all appears in the trilogy.
When Cheheltan then continues to talk about hired killers who, during the "constitutional revolution" (enghelab-e mashruteh) in the early 20th century, killed men with knives on the streets of Tehran because they were wearing suits and ties, and therefore apparently identifiable as supporters of political change moving away from the absolute monarchy, one senses that he will write more novels.
The stories in the trilogy are fiction. But for anyone wanting to know what is really happening in the Islamic Republic, a highly accurate picture can be gained from reading this work. In this respect, when it comes to unmasking the regime, Cheheltan serves a similarly significant function to that of Alaa al-Aswani for the Egypt of Mubarak and Yasmina Khadra for the Algeria of the 1990s, devastated by military dictatorship and civil war.
Only one path remains
It is evident that Cheheltan is so troubled by the history of his country quite simply because it has been marked by too much violence. He wrestles with the intractable paradox not unfamiliar to this country, that this violence is unleashed by what is essentially a civilised nation. This is probably why he is against a new revolution, which would in his view only provoke a new orgy of violence.
Cheheltan also thinks it unlikely that such a violent uprising against the regime will come to pass, because the majority fear the consequences. "People also reject a military attack from outside," he adds. "In this respect, only one path remains: that of reform ("eslahat").
Cheheltan is also very aware just how bad the prospects for peaceful change are, in view of what happened three years ago when the Iranian reform movement with its efforts to promote gradual social opening failed as peaceful mass protests against the re-election of Ahmadinejad were brutally crushed. This is why for many opponents of the regime, the concept of "eslahat" has fallen into disrepute.
"People have been disappointed by the leaders of the reform movement," Cheheltan reflects. "But the idea of reform still has many supporters."
The writer ends his reading tour of Germany at the end of May, when he is due to return to Iran. We can only watch and wait to see what kind of change might possibly unfold in Iran in the near future.
Stefan Buchen
© Qantara.de 2012
Translated from the German by Nina Coon
Qantara.de editor: Lewis Gropp
Killing Americans in Tehran
10 May 2012As was the hatred in Western Iran
The novelist Amir Hassan Cheheltan the DIWAN
On 13 May 2012 put Amir Hassan Cheheltan in Cologne literature house his latest novel “kill Americans in Tehran” before. An irritating title. Provocative and ambivalent he can sit up and arouses curiosity. Who kills whom? An ambivalence that is also reflected in the relationship between the two countries, Iran and United States, which takes up Cheheltan in his book. The author provides his readers in six episodes insight into the historical background of misunderstanding and violence between Iran and the U.S.. From different perspectives of ordinary, simple people can pass Cheheltan the historical events from 1924 to 1988 in review and makes them feel close.
In collaboration with the literary salon DIWAN Association welcomed the writer to the Persian-German reading. Guy Helminger Navid Kermani and talked to him about the second part of Tehran Cheheltans trilogy, and on the particular political and social context in which a writer is working in Iran. And enjoy, “Lezat” that forms in the writing process when you merge the narrative threads. And filmmaker Ali Samadi Ahadi DIWAN Board presented the evening. Besides the author also gave the actress Caroline Schreiber a touching passage from “kill Americans in Tehran” for the best.
Ein Roman über den Hass in sechs Episoden. C. H. Beck, München 2011. 189 Seiten, 18,95 Euro.
Roman über den Hass
In den letzten Jahren wurden viele persische Texte übersetzt, die im Iran an der Zensurbehörde scheiterte. Nach »Teheran Revolutionsstraße« 2009 hat der iranische Schriftsteller Amir Hassan Cheheltan jetzt seinen zweiten Roman Amerikaner töten in Teheran auf Deutsch herausgebracht. 2008 hatte der Autor versucht, diesen politischen Roman im Iran zu veröffentlichen, was ihm trotz vieler Änderungen und Kürzungen nicht gelang. Die unzensierte Ausgabe des Buches ist nun in einer Übertragung der ÜbersetzerInnen Susanne Baghestani und Kurt Scharf im C.H. Beck Verlag erschienen.
Cheheltan ist diesmal auf der Suche nach den Gründen des Antiamerikanismus im Iran. Er hat einen Roman vorgelegt mit vielen historischen Fakten, die eingebunden werden in eine raffinierte fiktionale Geschichte. Die Botschaft ist klar: »Auf einer solchen Vergangenheit (kann man) keine glänzende Zukunft aufbauen«. Cheheltan zeigt, wie drei Generationen einer Familie die schwere Last der iranischen Geschichte auf ihren Schultern tragen. »Die Amerikaner werden in Teheran getötet«, heißt der Originaltitel des Bandes. Die Doppeldeutigkeit des deutschen Titels scheint bewusst gewählt zu sein, um darauf zu verweisen, dass auch IranerInnen schwer unter den Amerikanern leiden mussten.
Die in sechs Episoden erzählte Geschichte kreist um Amerikaner, die innerhalb von sechs Jahrzehnten in Teheran ums Leben kommen. Der Iran mit seinem Erdöl gilt als Land, auf das sich das koloniale Begehren der Russen und des Westens richtet. Das erste Opfer im Roman ist Major Robert Imbrie, Vizekonsul an der amerikanischen Botschaft, der 1924 wegen einer Konzession für Erdölfelder nach Teheran reist. Zu dieser Zeit gibt es Unruhen in der Hauptstadt, und Resa Chan, der Vater des Schahs, kommt an die Macht. Die iranische Gesellschaft ist laut Cheheltan von Aberglaube und Irrationalität geprägt. Ironisch schildert der Autor, wie Imbrie in dieser Atmosphäre heftige Prügel mit Todesfolge bezieht. Dreißig Jahre nach Imbries Ankunft kommt ein Operationsleiter der CIA nach Teheran, um die Regierung des Linksnationalisten Mohammad Mossadegh durch einen Putsch zu stürzen. Bis zu diesem Zeitpunkt sind die Amerikaner bei den PerserInnen noch beliebt. Der CIA-Agent kehrt er als Sieger in seine Heimat zurück.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine Figur namens Resa. Fünfzig Jahre vergehen nach Imbries Ermordung, als George, sein Großneffe, nach Teheran kommt, um herauszufinden, warum Amerikaner in diesem Land getötet werden. Georges Beziehung mit Resas Zwillingsschwester endet damit, dass beide in einem Stammlokal der Amerikaner durch einen terroristischen Anschlag kommunistischer Revolutionäre ums Leben kommen. Resa gehört zu einer ähnlichen Untergrundorganisation und tötet Amerikaner. Er wird festgenommen, kommt aber kurz vor der Islamischen Revolution 1979 frei, weil er Genossen verrät. Da er sich nach der Revolution dem neuen Regime entgegenstellt, muss er noch einmal sechs Jahre lang in Haft. 1988 wird Resa wie viele Tausende exekutiert.
Wer nach den Ursachen des Hasses im Iran auf den Westen – vor allem auf die USA – sucht, muss dieses spannende Buch lesen.
Azadeh Hatami
„Eine wunderbar nüchterne Übersetzung“ war das erste was mir beim Lesen des Buches Teheran Revolutionsstrasse von Amir Hassan Cheheltan durch den Kopf ging. Kein Versuch gestelzt blumig zu übersetzen wenn die Metaphern auch für sich sprechen; und gerade dadurch wirkt der klare nüchterne Schreibstil auch in der deutschen Übersetzung.Klar und Nüchtern ist auch die Be- und Umschreibung der klei-nen und großen Verbrechen in der Geschichte; die ‚kleinen‘ zwischenmenschlichen wie die großen des Shah-Regimes.Von Auslandsfahrten ist die Rede, von Kleidungsbündeln und weniger werdenden Gefangenen, wenn es eigentlich um den Mord an einer ganzen Generation von Iraner_innen geht.So genial bedrückend ist, wie eine Atmosphäre von Furcht und Gewalt geschaffen wird, die vor allem von ungesagtem lebt. Wie von Liebe gesprochen wird, wo Handlungen von Verach-tung sprechen und wo hoffnungsvoll Pläne geschmiedet wer-den, gegen alle Widerstände, die doch in einer einzigen großen Tragödie enden, die keiner der Protagonisten versteht, verste-hen kann.Und doch leidet man mit Ihnen, obwohl man sie gleichzeitig schütteln möchte. Man verachtet sie, weil man jeder der Figu-ren glaubt, auch denen, die meinen mit jedem Schreien, mit jedem Peitschenhieb, mit jeder Folter und mit jedem Leben, das sie auslöschen, dem viel beschworenen Paradies ein Stück nä-her zu kommen.Tragisch ist das ganze vor allem deshalb, weil es keine Liebes-geschichte ist, sondern um Macht geht; und besonders tragisch, weil es – obwohl Roman – so ähnlich doch der Realität ist.Und auch wenn man sich immer wieder fragt, wie der Reigen um Schahrsad und ihren zwei Werbern Dr. Fattah und Mustafa aussieht, so hat man doch den Eindruck, dass es eigentlich um etwas ganz anderes geht.Alles in allem also ein sehr lesenswertes Buch, das nichts von einer klassischen oder auch unklassichen Liebesgeschichte besitzt und dennoch einer solchen – wenn man sie denn so bezeichnen möchte – auf eine sehr tragische Weise einen Rah-men gibt.
Was ich gerade gelesen habe Aller guten Dinge sind drei
15 January 2012Bevor ich meinen letzten Lesestoff in die entsprechenden Regale einräume, kann ich vielleicht das eine oder andere gute Buch empfehlen.
1. Gianrico Carofiglio - "In ihrer dunkelsten Stunde": Eine neue Aufgabe wartet auf Avvocato Guido Guerrieri, eine Studentin ist spurlos verschwunden, die Polizei will die Akten schließen, doch die verzweifelten Eltern bitten den Avvocato um seine Hilfe. Eine schier unlösbare Aufgabe, doch Guerrieri lässt nicht locker und löst, wie könnte es anders ein, auch diesen Fall.
Ich habe Carofiglio vor ein paar Jahren in der Schießhalle des Landeskriminalamtes bei einer Lesung getroffen und sowohl ihn persönlich als auch seinen Romanhelden Avvocato Guido Guerrieri schätzen gelernt. Carofiglio war viele Jahre in seiner Heimatstadt Bari Antimafia-Staatsanwalt und 2007 Berater des italienischen Parlaments für den Bereich organisierte Kriminalität. Der vierte Kriminalroman um den Avvocato ist sein bester. Unbedingt lesenswert. (Schenken kann man sich dafür sein vorletztes Buch: "Eine Nacht in Bari".)
2. Josh Bazell - "Schneller als der Tod": Ein "unverschämt witziger" Roman über einen ehemaligen Mafiakiller der New Yorker Mafia, der ausstieg, ins Zeugenschutzprogramm ging und Arzt wurde. Doch die Vergangenheit holt ihn ein. "Ein adrenalingeladener Thriller, mit Dialogen so scharf wie ein Skalpell ... extrem cool und schockierend unterhaltsam", so der Klappentext. "Zynisch und komisch wie Dr. House." Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Totengräber. (Das letzte Kapitel würde ich kein zweites Mal lesen.)
3. Amir Hassan Cheheltan - "Amerikaner töten in Teheran": Hier geht es um das Verhältnis zwischen Amerika und dem Iran. In sechs Episoden, die alle miteinander zu tun haben, werden tragische Ereignisse von 1924 über 1953 und 1978 bis 1988 erzählt. Der Titel ist zweideutig. In allen Geschichten werden Amerikaner in Teheran getötet, aber Amerikaner können auch selbst in Teheran töten. "Einfühlsam und kenntnisreich ... ist dieser Roman zugleich das Porträt Teherans, einer der Mega-Citys, in denen sich unsere Zukunft entscheiden wird." Da braucht man nur die Nachrichten einschalten. Die Geschichte zwischen Iran und Amerika wird täglich fortgeschrieben.
Jeder ist für das Schicksal seines Landes verantwortlich.
01 January 2012Thomas Hummitzsch traf den iranischen Schriftsteller Amir Hassan Cheheltan und sprach mit ihm über den arabischen Frühling, die Situation im Iran und sein neues Buch »Amerikaner töten in Teheran«. Ein Roman über den Hass in sechs Episoden.
Herr Cheheltan, Sie leben derzeit nicht in Teheran, ihre Frau schon. Wie ist die Situation in Teheran momentan?
Nicht einfach. Es ist typisch für den Iran, dass es nahezu unmöglich ist, zu erahnen, was als nächstes passiert. Alles ist hinter einem Vorhang aus Nebel, nichts ist transparent. Alles was passiert, geschieht unerwartet.
Was empfinden Sie, wenn Sie über den Arabischen Frühling nachdenken, der wohl im Frühjahr 2009 im Iran seinen Ursprung, jedoch erst in Tunesien, Ägypten und Libyen seinen Erfolg gehabt hat?
Es gab ganz sicher immer eine gegenseitige Beeinflussung zwischen den arabischen Staaten und ich verfolge die Neuigkeiten aus der arabischen Welt mit großer Freude. Aber was im Iran vor sich geht, unterscheidet sich von diesen Ereignissen. Zwar forderten all die arabischen revolutionären Bewegungen Frieden und Demokratie, aber die Geschehnisse im Iran sind um einiges tiefer.
Alle politischen Ereignisse in der Region haben ihre Wurzeln im Iran. Iran war der erste asiatische Staat, der 1906 ein Parlament installierte. 1951 verstaatlichte der Iran als erster arabischer Staat seine Ölindustrie. Und das iranische Volk war das erste arabische Volk, das die Monarchie durch eine Revolution Anfang 1979 – nicht durch einen Sturz! – beendet hat. In den arabischen Ländern vollzieht sich jetzt zum ersten Mal eine echte Revolution, das Volk erhebt sich. Zwar wurde auch in der Vergangenheit bei Regimewechseln immer von Revolution gesprochen, aber diese Umbrüche waren keine Revolutionen, sondern politische Stürze. Erst jetzt findet die Revolution dort und das macht mich sehr glücklich. Vielleicht hilft das auch dem Iran.
Kommen wir zu Ihrem neuen Roman, der gerade auf Deutsch erschienen ist. »Amerikaner töten in Teheran« lautet der zweideutige Titel des Buches, in dem Sie davon erzählen, dass Amerikaner in Irans Hauptstadt töten und getötet werden. Sie thematisieren die historischen Verflechtungen der USA und des Iran. Wann fing es an, dass sich die Schicksale beider Staaten miteinander verbanden?
Diese komplizierte Beziehung zwischen den USA und dem Iran begann ganz sicher nach dem Sturz 1953. Davor genossen die USA im Iran den Ruf eines liberalen Landes, das andere Staaten unterstützt, sich zu friedlichen und demokratischen Gesellschaften zu entwickeln. Sie hatten keine kolonialistischen Ambitionen. Für Iraner war der Sturz Mossadeghs eine sehr traumatische Erfahrung, der eine infizierte Wunde in der iranischen Seele hinterließ. Iraner wurden unfreiwillig zum Opfer der US-Politik, obwohl sie niemals als ein solches wahrgenommen werden wollen. Bis heute halten Sie daher Ausschau nach Rache und das macht die Situation nur schwieriger. Militante Iraner sehen in den USA daher immer den Feind Nummer Eins.
Bis heute?
Man könnte sagen, dass es sich gerade etwas ändert. Iraner neigen dazu, sich konträr zur Linie der eigenen Regierung zu orientieren. Als der Schah eine gute Beziehung zu den USA hatte, stellten sich die Studenten, die linken Kräfte und die Intellektuellen dem entgegen. Jetzt, wo die iranische Regierung einen klaren antiamerikanischen Kurs fährt, blicken die jungen Kräfte hoffnungsvoll nach Amerika. Man könne dieses Verhalten Schizophrenie nennen.
Das erinnert mich an eine der Figuren in ihrem Buch, die sagt, dass die iranischen Regierungen niemals bei ihrem Volk gewesen seien.
Ja, das ist die bittere Lektion, die man aus der modernen iranischen Geschichte lernen kann.
Diese moderne iranische Geschichte, die Sie ansprechen, steht im Zentrum ihres neuen Romans. Sie beginnen mit dem Mord an dem amerikanischen Konsul Robert Imbrie im Jahr 1924, erzählen dann die Geschichte des Sturzes von Mossadegh unter amerikanischer Anleitung im Jahr 1953 anhand der Geschichte des US-Geheimdienstlers Kim (Kermit) Roosevelt und lassen den Leser anschließend in die iranischen Untergrundaktivitäten der 1970er Jahre blicken, indem sie vom Schicksal des jungen Iraners Resâ berichten. Daran schließt sich das aus meiner Sicht zentrale Kapitel des Buches an, welches am Vorabend der iranischen Revolution spielt. Wir erfahren von dem amourösen Abenteuer des Amerikaners George mit der Iranerin Minâ und dem verheerenden Ausgang. Von diesem Kapitel an wird das iranische Schicksal zum Schicksal der Familie Huschmand. Die Fäden der einzelnen Geschichten laufen bei der Mutter Malak Bânu zusammen. Die ohnehin schwachen Grenzen zwischen Gut und Schlecht, Richtig und Falsch lösen sich spätestens hier vollkommen auf.
Ja, ich glaube nicht an dieses Schwarz-Weiß-Klischee. Ich urteile nicht über meine Charaktere. Diejenigen, die Urteile fällen, wollen Antworten. Ich aber will Fragen stellen, so gut und so präzise wie nur möglich. Und wenn man durch diese Fragen ein Bild von sich selbst oder einer Gesellschaft gewinnt, dann ist man schon nah an den Antworten dran.
Liegt darin der Grund dafür verborgen, dass Sie die Geschichte der Familie Huschmand, in der sich die gesamte iranische Tragödie spiegelt, entwickelt haben?
Ich habe versucht, die gesamte iranische Gesellschaft in dieser Familie zu bündeln. Das Schicksal der verschiedenen Generationen dieser Familie basiert auf den Erfahrungen der iranischen Gesellschaft. Sie können im Iran viele Familien finden, deren Mitglieder in beiden Regimes im Gefängnis waren. Und wenn man davon ausgeht, dass es sich bei dem Regime des Schahs und dem der Mullahs um zwei gegensätzliche Diktaturen handelt, dann ist es absurd, dass dieselben Menschen sowohl unter dem Schah als auch unter den Mullahs »aus politischen Gründen« im Gefängnis saßen. Aber genau das war der Fall.
Für den westlichen Leser ist ihr Buch ein Geschenk, denn es liefert die historischen und gesellschaftlichen Fakten der iranischen Realität im Gewand eines Romans. Ich möchte daher noch einmal auf die Gegenwart kommen. Sind die Antriebskräfte der jungen Menschen im Iran heute mit denen in der iranischen Geschichte vergleichbar?
Wenn Sie die so genannte »grüne Bewegung« meinen, dann denke ich, dass die Grundeinstellung der jungen Menschen heute eine andere ist. Sie haben niemals ein großes Ideal oder Vorbild im Kopf gehabt wie es meine Generation oder noch die davor hatte. Wenn man ein großes Ziel vor Augen hat, wie wir es damals hatten, dann kommt man diesem oft nicht nahe, weil man seine Möglichkeiten meist nicht im Blick hat.
Ich wollte aber auch die Frage der Gewalt thematisieren, denn das ist etwas, was sich in der modernen Geschichte des Iran ständig wiederholt. Und ich denke, es ist nicht immer nur die Regierung, die dafür verantwortlich gemacht werden muss, sondern auch die oppositionellen Gruppen, die Künstler, Schriftsteller, Intellektuellen. Jeder ist für das Schicksal seines Landes verantwortlich.
Am Ende ihres Romans legen Sie den Finger in die Wunde der Straflosigkeit im Iran.
Ja, denn die Frage, die mich am meisten beschäftigt, ja beunruhigt, ist die, was »danach« geschieht. Viele Menschen mögen Begeisterung empfinden, wenn sich ein Wandel ankündigt, aber man muss auch daran denken, was nach einem solchen Wandel geschieht. Wenn ein Umsturz viele Enttäuschungen und Aggressionen freisetzt, dann ist es nicht weit zum Gewaltausbruch. Und wenn sich dieser Kreislauf aus Enttäuschung und gewaltsamem Umsturz ständig wiederholt, dann ist jeder Sieg nur ein Pyrrhussieg.
In ihrem Roman sagt ein iranischer Professor zu dem jungen Amerikaner George: »Wir machen uns das Leben aus einer gewissen Dummheit heraus schwer.«
Ja, denn wenn man die alten Fehler immer wieder macht und nicht aus der Erfahrung lernt, dann ist das in meinen Augen dumm. Die unaufhörliche Spirale der Gewalt kann ein Element dieser Dummheit sein. Diese Dummheit drückt sich in der Unfähigkeit aus, eine Situation zu bewerten und daraus zu lernen.
Vom Personal ihres Romans bleibt am Ende nur Malak Bânu übrig, dement und unfähig, sich um sich selbst zu kümmern. Kann sie die Realität nur ertragen, indem sie alles vergisst?
Nun ja, zunächst einmal ist ein Aspekt ihres Zustands, dass sie in ihren eigenen Exkrementen zurücklassen wird. Sie geht in ihren eigenen Ausscheidungen unter. Der andere Aspekt ist der Druck und die Härte der Realität, mit der sie ihr Leben lang konfrontiert war und die sie komplett vergisst. Alles, was ihr am Ende bleibt, sind Erinnerungen an Liebe und Leidenschaft. Und das möchte ich sagen: Was dem Menschen am Ende bleibt, ist Liebe. Selbst wenn man sich als Aktivist 24 Stunden am Tag mit politischen Fragen befasst, hat die Liebe die tiefste und nachhaltigste Wirkung.
Von Glanz & Elend - Magazin für Literatur und Zeitkritik
Klappentext
Aus dem Persischen übersetzt und mit einem Nachwort von Kurt Scharf. Kerâmat sieht gut aus, ist mutig und brutal. Mit zehn läuft er von zu Hause weg, geht nach Teheran und verkauft seinen Körper. Am Vorabend der Islamischen Revolution schließt er sich einer Gang an, die Bordelle betreibt und gegen unliebsame politische Versammlungen vorgeht. Aus dem Krieg zwischen Iran und Irak schlägt er Kapital, indem er einen Schwarzhandel mit Medikamenten und Lebensmitteln organisiert. Als Dank für die Zerschlagung oppositioneller Gruppen erhält Kerâmat nach der Revolution den Posten des Direktors in einem berüchtigten Gefängnis für politische Gefangene.
Mit Kerâmat macht Amir Hassan Cheheltan eine ambivalente Figur zum Helden seines neuen Buchs. In ihr kristallisieren sich die Widersprüche des heutigen Iran. Der Roman erscheint weltweit erstmals in ungekürzter Fassung - die Originalausgabe und die arabische Ausgabe konnten bislang nur zensiert erscheinen.
Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.10.2012
Verlegerfreundlich waren auch die ersten beiden Teile von Amir Hassan Cheheltans Roman-Trilogie über Teheran nicht, meint Hans-Peter Kunisch und fügt hinzu: der dritte macht da keine Ausnahme. Statt eines despotischen, krude moralisierenden Arztes liefere der Autor diesmal den Direktor eines Foltergefängnisses als Protagonisten. Anstrengungsloses Ein- und Wohlfühlen sieht anders aus, verspricht der Rezensent. "Teheran, Stadt ohne Himmel" erzähle die Geschichte des letzten Tages im Leben von Direktor Keramat. Die Figur sei ein radikaler Opportunist, berichtet Kunisch. Trotz einer Tätowierung vom Schah auf seinem Unterarm, helfe er ohne Zögern bei dessen Sturz, als es sich anbietet. Unheimlich ist dem Rezensenten, wie Cheheltan es schaffe, dass der Leser immer wieder an den Punkt komme, Keramat zu "verstehen" und über sich selbst erschrecken müsse. Einfühlen ohne Wohlfühlen scheint dem Rezensenten unangenehmer als komplette Distanz zu sein.
Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.10.2012
Mit seiner Teheran-Trilogie, die der vorliegende Band abschließt, zeichnet Amir Hassan Cheheltan ein trostloses Bild vom zivilisatorischen Stand seines Heimatlands Iran, notiert Ingo Arend. Anhand der Geschichte eines Mannes, der sich vom Obstverkäufer mit Zwischenstation im Rotlichtmilieu zum Gefängnisdirektor emporarbeitet, konturiert Cheheltan das Trauma des Putsches von 1953, das im Innern der iranischen Gesellschaft schlummere: Die "moralischen Maßstäbe stehen auf dem Kopf", bemerkt der von diesem im Zugriff auf die iranische Gesellschaft offenbar sehr schonungslosen Werk rundum beeindruckte Rezensent, der am Ende nicht umhin kann, gerade in der kunstvollen Schilderung der sozialen Verrohung dieses Landes dieselbe dialektisch aufgehoben zu sehen.
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.10.2012
Warum dieser dritte Teil von Amir Hassans Trilogie über seine Heimatstadt Teheran als einziger im Original erscheinen durfte, nicht von der Zensur blockiert, wenngleich stark gekürzt, darüber kann Rezensentin Swantje Karich nur Vermutungen anstellen. Möglicherweise ist der kindlich-brutale Held in seiner fanatischen Begeisterung für die Islamische Revolution der Grund dafür. Das nun erstmals vollständig publizierte Buch macht es Karich nicht immer leicht, lässt Hassan seine Figur doch in männlich-rauhen, mal vulgären, mal pathetischen Tönen sprechen, wütend über sein Schicksal, das Schicksal eines früh Gedemütigten, und erzählt nicht chronologisch und auch stilistisch uneinheitlich in Teilstücken, wie wir erfahren. Als Parabel auf die traumatisierten Kinder der Welt funktioniert es laut Karich aber ganz gut.
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.09.2012
Mit dem abschließenden Band seiner Teheran-Trilogie legt Cheheltan das "düsterste, pessimistischste und launigste" Werk in der Reihe vor, meint Rezensentin Astrid Kaminski, die angesichts dieser gnadenlos realistischen "Sezierung" der iranischen Gesellschaft und des Teheraner Regimes "das Fürchten" kriegt. Dem Leser allerdings empfiehlt sie, nicht der deutschen Veröffentlichungschronologie zu folgen: So sei der vorliegende Band eigentlich der erste und die Lektüre in der intendierten Reihenfolge auch "stringenter". Angesichts einiger Verbindungen zwischen Band 1 und Band 3 kann sich die Rezensentin zudem gut vorstellen, dass der Autor das Buch eigens für die deutsche Ausgabe noch etwas überarbeitet hat.
Todfeinde
15 December 2011ckm. ⋅ Es ist ein bewusst doppeldeutiger Titel, den der 1956 in Teheran geborene Schriftsteller Amir Hassan Cheheltan seinem neuen Buch, «Amerikaner töten in Teheran», gegeben hat, in dem er das von Hass geprägte Verhältnis zwischen Amerika und Iran beleuchtet: Wer tötet eigentlich wen? Doch von schlichter Schuldzuweisung ist Cheheltan weit entfernt. Ihn interessiert vielmehr Ursachenforschung: Woher stammt, wann begann dieser Hass? Denn sowohl der Westen als auch die Iraner scheinen vergessen zu haben: Einst gab es eine Zeit, in der die Amerikaner nicht nur gelitten, sondern angesehen waren als Garanten für Freiheit und Gerechtigkeit. Was also ist geschehen? Cheheltan nimmt uns anhand von sechs lose verknüpften Episoden mit in die Vergangenheit: Rund 60 Jahre – von 1924 bis 1988 – übergreifen diese halb dokumentarisch, halb fiktional angelegten Episoden, die zugleich Schlüsselmomente in der iranischen Geschichte des 20. Jahrhunderts markieren: allem voran den vom CIA geplanten und durchgeführten Staatsstreich gegen den selbstbewusst die Interessen Irans verfechtenden Premierminister Mossadegh im Jahr 1953. Es ist der Wendepunkt im beiderseitigen Verhältnis. In Iran ist eine historische Chance zur demokratischen Öffnung vertan; die Amerikaner, besessen von ihrem Kampf gegen den Kommunismus, beginnen mit ihrer politischen Einflussnahme. Das iranische Volk aber – im Roman verkörpert durch eine Familie von Widerstandskämpfern – leidet, erst unter dem Schah, dann unter den Mullahs. Fortan wird es die Amerikaner hassen: nicht weil diese Westler sind, sondern weil sie als Handlanger der eigenen unterdrückerischen Regierungen gelten. Gekonnt wechselt Cheheltan zwischen verschiedenen Perspektiven, springt vom historischen Kommentar zu plastischen Alltagsszenen – allein die deutsche Übersetzung wirkt bisweilen leider spröde bis hölzern.
Amir Hassan Cheheltan: Amerikaner töten in Teheran. Ein Roman über den Hass in sechs Episoden. Aus dem Persischen von Susanne Baghestani und Kurt Scharf. Verlag C. H. Beck, München 2011. 190 S., Fr. 28.90.
Als der Westhass in den Iran kam
03 November 2011In seinem Roman "Amerikaner töten in Teheran" untersucht der Schriftsteller Amir Hasan Cheheltan die Feindschaft zwischen den USA und Iran. Ein authentisches, spannendes Buch.
Dem äußeren Beobachter von Iran fällt es schwer, die dortigen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen einzuschätzen. Was denken die Menschen dort, was fühlen sie? Warum hassen viele zum Beispiel den Westen und vor allem die USA? Der in Teheran lebende Schriftsteller Amir Hasan Cheheltan, der im vergangenen Jahr mit seiner tragischen Liebesgeschichte Teheran Revolutionsstraße in Deutschland bekannt geworden ist, geht in seinem neuen Roman diesen Fragen nach. In Amerikaner töten in Teheran versucht er, den Gründen dieses Hasses nachzugehen – in sechs Episoden, die wie in Robert Altmanns Film Short Cuts locker über die Protagonisten miteinander verbunden sind.
Das Buch beginnt mit einem Vorfall aus dem Jahr 1924, als in Teheran das Gerücht entstand: Ein Anhänger der Bahá'i-Religion habe versucht, in einem Vorort der Stadt einen Brunnen zu vergiften, sei aber kurz vor der Tat erblindet. Die Schiiten halten die Bahá'i, die nach ihrem im 19. Jahrhundert lebenden Gründer Bahá'u'lláh benannt sind, für Ungläubige, und interpretierten das Gerücht als Wunder. Tausende begannen, an den Ort des vermeintlichen Ereignisses zu pilgern und zu beten. Der gerade erst im Iran eingetroffene damalige amerikanische Vizekonsul Major Robert Imbrie versucht, für die Zeitschrift National Geographic Fotos von diesem Ereignis zu machen. Nachdem er jedoch seine Kamera aufgebaut hat, wird er mit dem Argument, es befänden sich auch Frauen unter den Pilgern, dazu aufgefordert, das Fotografieren einzustellen.
Doch er ignoriert die Warnungen. Als jemand behauptet, er und seine Begleiter seien Bahá'i und hätten versucht, den Brunnen zu vergiften, kommt es zu einer Hetzjagd. Imbrie wird getötet. Bis heute ist nicht klar, ob es sich um ein Komplott gehandelt hat, das die religiös aufgeheizte Stimmung dazu nutzte, mit Imbries Ermordung die Amerikaner aus dem Iran zu vertreiben, oder nur um einen Zufall und die Ignoranz des Majors.
Es ist die "Irrationalität", sagt der Schriftsteller Homâyun Schakibâ, die die "Grundlage für die den Aberglauben nährenden Schichten unserer Mentalität [ist] als auch die Basis unserer für den Despotismus so empfänglichen Denkungsart". Sein Gesprächspartner ist George, der Großneffe Major Imbries, der in der vierten Episode kurz vor der Revolution 1978 in den Iran reist, um herauszufinden, weshalb die Iraner die Amerikaner so hassen. Beide treffen sich zufällig an der Bar eines Hotels. "Diese Nation", fährt Schakibâ fort, "hält die Vernunft eigentlich für einen überflüssigen Luxus."
Das entscheidende Ereignis für den schlechten Ruf der USA im Iran war jedoch der 1953 von der CIA inszenierte Putsch gegen den gewählten Präsidenten Mossadegh, den Chehaltan in der zweiten Episode seines Buches erzählt. Drei Anläufe waren nötig, um Mossadegh zu stürzen. Drei Anläufe, bei denen die CIA nicht nur bei allen großen Tageszeitungen im Iran Artikel kaufte, die die kommunistische Gefahr durch die Regierung Mossadegh beschworen, sondern sogar Karikaturen in den USA anfertigen ließ, um die allgemeine Stimmung gegen ihn anzuheizen.
Beim dritten Anlauf, nachdem Tausende gekaufte Demonstranten gegen den Präsidenten auf die Straße gegangen waren, konnte er verhaftet werden und der Schah, der kurz zuvor das Land verlassen hatte, kehrte zurück. In den darauf folgenden 25 Jahren regierte er mit Geheimpolizei und Terror das Land. Unterstützt wurde er dabei von amerikanischen Beratern, die zumeist in der Armee oder im Geheimdienst arbeiteten. Am Ende waren es mehr als 45.000.
Der Titel Amerikaner töten in Teheran kann deshalb auf zweierlei Weise gedeutet werden. Die Gründe für den Hass auf den Westen sind nicht immer einfach zu verstehen, auch dann nicht, wenn die Argumente der Figuren in einer Geschichte des Buches zunächst einfach klingen. In einer anderen Episode werden ihnen aus einer anderen Perspektive neue hinzugefügt, die das Bild infragestellen oder erweitern. Das geht bis hin zu der paradoxen Aussage von Homâyun Schakibâ, der an der Hotelbar seinem verwunderten Gesprächspartner aus den USA erklärt: "Alle in diesem Land wollen Westler werden, sogar diejenigen, die den Westen verabscheuen. Dieser Wunsch, ihn zu vernichten, ist aus abgrundtiefem Neid erwachsen. Sie wissen, dass grenzenloser Neid in Hass umschlägt."
Der marokkanische Schriftsteller Tahar ben Jelloun hat in seiner Eröffnungsrede zum diesjährigen Internationalen Literaturfestival in Berlin gesagt, es sei obszön angesichts der Revolutionen in der arabischen Welt Bücher zu schreiben, die um die eigene Befindlichkeit kreisen. Amir Hassan Cheheltan zeigt, dass in einem Land wie Iran, in dem der Alltag unmittelbar von Politik und Gewalt geprägt wird, natürlich auch die eigene Befindlichkeit mit Politik und Gewalt verknüpft ist.
Wenn Cheheltan deshalb Geschichten über Politik und Gewalt erzählt, erzählt er immer auch von sich selbst. Bis heute konnte zum Beispiel sein Roman Teheran Revolutionsstraße in Iran nicht erscheinen. Vielleicht ist Amerikaner töten in Teheran deshalb ein so authentisches und spannendes Buch, weil hier die politische Geschichte eines Landes – erzählt anhand fiktiver, auf historischen Fakten beruhenden Geschichten – ein persönliches Anliegen des Autors ist.
Von Fokke Joel
Die Wurzeln des Antiamerikanismus im Iran
02 November 2011Wer verstehen will, wieso ein Politiker wie Mahmud Ahmadinedschad im Iran noch heute die Karte des Antiamerikanismus zücken kann, dem wird dieses Büchlein helfen. Es beleuchtet in halbdokumentarischen Erzählungen Schlüsselmomente der jüngeren iranischen Geschichte, die den langsamen Bruch aufzeigen.
Wir schreiben das Jahr 1924, der Sommer ist heiß in Teheran. Kein Wunder also, dass das Gesicht des damaligen amerikanischen Vizekonsuls Major Robert Imbrie – der seit einem Jahr gemeinsam mit seiner Frau in der iranischen Hauptstadt weilt – „die Farbe von roten Rüben“ annimmt. Doch Imbrie – eine historisch verbürgte Figur – erwartet Schlimmeres: Aufgrund eines dummen Zufalls wird er bald von einer aufgebrachten Menge Gläubiger erschlagen werden.
„Die Zeremonie des Hundetöten“ lautet die erste von sechs Episoden, anhand derer der 1956 in Teheran geborene Schriftsteller Amir Hassan Cheheltan das so schwierige und von Hass erfüllte Verhältnis zwischen dem Iran und Amerika rekapituliert. Rund 60 Jahre – von 1924 bis 1988 – umfassen diese halb dokumentarisch, halb fiktional angelegten Episoden, deren Handlungsstränge lose miteinander verwoben sind.
Zugleich beleuchten sie historische Schlüsselmomente in der iranischen Geschichte des 20. Jahrhunderts: allen voran den vom CIA geplanten und durchgeführten Staatsstreich gegen Premierminister Mossadegh im Jahr 1953; die Rückkehr des Schahs, dann dessen Sturz; schließlich die islamische Revolution im Jahr 1979, die unter anderem zur Folge hatte, dass im Juli 1988 Tausende politische Gefangene innerhalb weniger Tage in Massenhinrichtungen getötet wurden.
Cheheltan liefert dabei einen dunklen, aber auch überraschenden Befund über das iranisch-amerikanische Verhältnis. Denn er erinnert an eine Zeit, in der „die Vorliebe für Amerika noch nicht als Schande galt“ im Land der Mullahs, Amerika noch Garant war für Freiheit und Gerechtigkeit. Was also ist geschehen? Entsprechend des bewusst doppeldeutigen Titels – wer tötet eigentlich wen? – betreibt Cheheltan eine Art zweifache Ursachenforschung: Seitens des iranischen Volks vermerkt er einerseits eine gefährliche Mischung aus Leidenschaft, Aberglaube, Religiosität, sozialer Unzufriedenheit und Geschichtsvergessenheit.
Die Amerikaner dagegen huldigten, wie einst Robert Imbrie, erst dem schon damals – so Cheheltan – „von Motten zerfressenen Mythos Persien“. Dann begannen sie das Land bewusst zu destabilisieren, indem sie es mehr und mehr zum Spielball eigener politischer Interessen machten: erst im Kampf gegen den Kommunismus, dann im Ringen um das Öl.
Obwohl als Roman betitelt, bilden die sechs Episoden dabei keine durchgehende Handlung. Cheheltan, der die Katastrophen der jüngeren iranischen Geschichte am eigenen Leib erfahren hat, verklammert die einzelnen Bruchstücke erst allmählich und nur sehr subtil zu einem lockeren Ganzen, indem er Robert Imbries Geschichte mit den Lebenswegen einer iranischen Familie von Widerstandskämpfern zusammenführt, die wie der Vizekonsul letztlich alle für die Politik ihr Leben lassen müssen.
Gekonnt wechseln die Episoden daher zugleich zwischen historischem Kommentar und plastisch geschilderten Alltagsszenen. Leider wirkt die deutsche Übersetzung stellenweise spröde bis hölzern. Dennoch: Wer verstehen will, wieso ein Politiker wie Mahmud Ahmadinedschad noch heute die Karte des Antiamerikanismus zücken kann, der lese „Amerikaner töten in Teheran“.
Besprochen von Claudia Kramatschek
Amir Hassan Cheheltan: Amerikaner töten in Teheran
Roman. Aus dem Persischen von Susanne Baghestani und Kurt Scharf
C.H. Beck Verlag, München 2011
190 Seiten; 19,50Euro
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Killing Americans in Tehran
27 October 2011The German translation of آمریکایی کُشی در تهران -- on which this review is based -- has the title 'Amerikaner töten in Teheran', which can mean both 'Killing Americans in Tehran', and 'Americans killing [others] in Tehran'. That's what Amir Hassan Cheheltan presents in his novel, a series of killings that also serve as snapshots of the Iranian (twentieth) century -- and reflect the role America played in Iran during that time.
The novel is presented in six episodes, all of which are centered on actual events that were turning points in Iranian history. The first episode is set in 1924, when an American diplomat, Robert Imbrie, was killed by a mob -- an incident that led to the imposition of martial law. The second describes the 1953 coup d'état and the overthrow of Mohammad Mosaddegh, orchestrated by Kermit 'Kim' Roosevelt.
The third episode is set in 1973, as would-be revolutionaries specifically begin to target Americans. The fourth episode is set in 1978, the revolution now inevitable (even as its form is not yet clear), and finds Robert Imbrie's grand-nephew returning to Tehran. The fifth episode is set on 24 January 1979, a week after the departure of the Shah and a week before the return of Ayatollah Khomeini to Iran. The final episode is set in the summer of 1988, when the Iranian regime executed thousands of political prisoners.
While Cheheltan loosely connects these episodes -- Imbrie's grand-nephew as a connection to the earlier time, or in the character of Reza, who goes from revolutionary to prisoner to broken man in several episodes -- it is history that dominates. The episodes truly are meant to be snapshots of those most pivotal moments, and the stories that Cheheltan presents then offering a variety of reflections on them -- sometimes very directly, as when Imbrie's grand-nephew is in conversation with a professor about what has happened in Iran, and other times obliquely, as in the final epsiode, where the broken Reza, taking care of his senile mother, is rounded up by the police.
آمریکایی کُشی در تهران can't escape its author's didactic and instructive intentions. Built up around such significant dates, Cheheltan has to tread carefully not to let them overwhelm the stories; covering so much in such a small space -- it is a fairly short book -- he has to be careful not give short shrift to so much history. On the whole, the varied approaches he takes serve him well, making for interesting perspectives; the most familiar episode, the 1953 coup d'état, is the one in which he seems most unsure of his footing -- but then the material is so rich that it's still a compelling episode, regardless.
Cheheltan has not pared away twentieth century Iranian history to its essence, but his choice of what to focus on -- and what to leave out (including, most obviously to American readers, the hostage crisis in the wake of the takeover of the American embassy in Tehran) -- does make for a fairly powerful and effective portrait of a nation. Arguably focused on the worst that has happened, it points specifically to foreign interference as having repeatedly led to bad outcomes. (As Cheheltan amusingly points out, too, the Americans were originally seen as benign, while it was the British who were viewed with the most suspicion.) Cheheltan makes many of his points rather obviously, but then the events he centers his narrative on barely allow him otherwise.
آمریکایی کُشی در تهران is a good introductory novel of a country and of what it has been through. Cheheltan offers both art and analysis, but can't quite commit to one or the other in this novel. If ultimately not entirely successful as a reading-experience, it remains an interesting work.
Tödliche Jagd
12 October 2011HASS Enttäuschte Hoffnungen: Amir Hassan Cheheltans „Amerikaner töten in Teheran“
Brennende US-Fahnen, auf den Straßen Teherans reckt der Mob die Fäuste: Der malerische Antiamerikanismus, den die iranischen Medien gern in Krisenzeiten einsetzen, ist schnell als Propaganda durchschaut. Doch was, wenn ein unverdächtiger Iraner in dieselbe Kerbe haut? Was will Amir Hassan Cheheltan damit sagen, dass er gleich zu Beginn seines neuen Romans den amerikanischen Vizekonsul Robert Imbrie an einem Sommertag des Jahres 1924 in Teheran Opfer eines Pogroms werden lässt? Dass der Hass auf Amerika doch so eine Art Wasserzeichen der iranischen Psyche ist?
Cheheltan ist hierzulande kein Unbekannter mehr. Zu Recht war er 2009 für seinen Roman „Teheran Revolutionsstraße“ mit Lob überhäuft worden. Selten hat ein Roman die moralische Aushöhlung der iranischen Gesellschaft so vor Augen geführt wie das Werk des 1956 in Teheran geborenen Autors.
Nach dem Sittenbild zielt Cheheltan in seinem neuen Buch mit dem doppelsinnigen Titel „Amerikaner töten in Teheran“ auf die kollektive Psyche seines Landes. In sechs Episoden geht er der – historisch verbürgten – Ermordung von Amerikanern in der iranischen Hauptstadt nach: von der tödlichen Jagd auf Robert Imbrie bis zum Tod seines Großneffen George, der dort 24 Jahre später ebenfalls ermordet wird.
In „Teheran Revolutionsstraße“ gelang es Cheheltan, seine Botschaft ganz in der vertrackten Personenkonstellation und deren schizophrenem Seelenleben aufgehen zu lassen. Mit der Familie Huschmand agiert auch in „Amerikaner töten in Teheran“ ein Sinnbild für die enttäuschten Hoffnungen der Iraner auf Demokratie und Selbstbestimmung: Erst verliert die Familie ihre Angehörigen im Untergrundkampf gegen den Schah, dann in dem gegen die Mullahs.
Leider kommt dem begnadeten Erzähler Cheheltan immer wieder der Journalist Cheheltan in die Quere. Etwa, wenn er den undurchsichtigen Professor Schakiba in einer Hotel-Lounge vor Robert Imbries Nachfahren George dozieren lässt: „Alle in diesem Land wollen Westler werden, sogar diejenigen, die den Westen verabscheuen. Dieser Wunsch, ihn zu vernichten, ist aus abgrundtiefem Hass erwachsen. Sie wissen, dass grenzenloser Neid in Hass umschlägt.“ Wenig später fällt der junge Mann einem Anschlag muslimischer Fanatiker zum Opfer, ein halbes Jahr nach dem Iran-Besuch von US-Präsident Jimmy Carter im Dezember 1977. Mit ihm stirbt seine Geliebte Mina Huschmand.
Im Kern kreist der Roman um den CIA-Staatsstreich gegen den Premier Mossadegh 1953. Aus dem traumatischen Ereignis leitet Cheheltan die Fixierung seines Landes auf einen geliebten Feind ab. Er hantiert aber trotzdem gern mit einem ominösen Nationalcharakter. Seine Protagonisten lässt er das entzündliche Gemüt seiner Landsleute mit Kategorien wie „Irrationalität“ oder „heftige Emotionen und übereilte Beschlüsse“ erklären.
Über diese Widersprüche hilft der Erzähler hinweg: Sein Sarkasmus und sein erbarmungsloser Blick verwandeln Cheheltans Gerüst aus Fakten immer wieder zu reiner Poesie; Schönheit und Schrecken sind ihm zwei Seiten derselben Medaille. Am Ende der Episode über die Absetzung Mossadeghs bricht es zwar wieder aus ihm heraus: „Dieser Amerikaner hatte zwar die unbedeutende Aufgabe erhalten, Iran vor der Gefahr des Kommunismus zu bewahren, dabei aber auch ein orientalisches Ehrengewand, die Geschichten von Tausendundeiner Nacht, die traumhaften Nächte von Schiras, die Rosengärten von Nischapur in den Dreck gezogen und die Iraner mit der Frage zurückgelassen, womit in diesem Land Geschichte geschrieben wurde“. Doch wer auch immer da gesprochen haben mag: Blinden Antiamerikanismus wird man das nicht nennen können.
Amerikaner töten in Teheran
09 October 2011«Amerikaner töten in Teheran» von Amir Hassan Cheheltan
Es sind sechs Episoden über den Hass: Amir Hassan Cheheltan geht von den zahlreichen Attentaten gegen Amerikaner in Teheran aus. Dabei geht er Personen nach, Tätern wie Opfern, und er fragt nach den Gründen für den Hass zwischen Iranern und Amerikanern.
Cheheltan bleibt nahe an der sorgfältig recherchierten historischen Realität und erzählt eindringliche Geschichten, die sich in ihrer Abfolge allmählich miteinander zu einem Ganzen verweben.
Amir Hassan Cheheltan, geboren 1956 in Teheran, Ingenieur, Schriftsteller, Soldat im Ersten Golfkrieg, lebte im Exil in Italien, später wieder in Teheran. Er schreibt Romane, Essays und Drehbücher. Der Roman «Teheran Revolutionsstrasse», 2009 zuerst auf Deutsch erschienen, war ein internationaler Erfolg, wurde aber nie auf Farsi publiziert.
Eine gewisse Dummheit
05 October 2011
„Wenn man die alten Fehler immer wieder macht und nicht aus der Erfahrung lernt, dann ist das in meinen Augen dumm.“ Ein Gespräch mit dem iranischen Autoren Amir Hassan Cheheltan über den arabischen Frühling, die aktuelle Situation im Iran, den Einfluss von Religion auf Politik und seinen neuen Roman über den Hass in sechs Episoden „Amerikaner töten in Teheran“, der vor wenigen Wochen in Deutschland erschienen ist.
Thomas Hummitzsch
Mittwoch, 5. Oktober 2011
Der iranische Autor Amir Hassan Cheheltan sorgte vor zwei Jahren mit seinem Roman Teheran Revolutionsstraße für Aufsehen. Neben Mahmud Doulatabadis Der Colonel repräsentierte Cheheltans Erzählung die grüne Revolution im Iran. Teheran Revolutionsstraße erschien 2009 als Weltersterscheinung auf Deutsch, im Iran ist der Roman bis heute verboten. Cheheltan selbst lebte damals in Deutschland und hielt sich zuletzt in Italien und den USA auf. Trotz Zensur will er in seine Heimat zurückkehren. diesseits traf Amir Hassan Cheheltan und sprach mit ihm über sein neues Buch, seine Situation und die Ereignisse in der arabischen Welt.
Herr Cheheltan, Sie leben derzeit nicht in Teheran, ihre Frau schon. Wie ist die aktuelle Situation in der Stadt?
Nicht einfach. Es ist typisch für den Iran, dass es nahezu unmöglich ist, zu erahnen, was als nächstes passiert. Alles ist hinter einem Vorhang aus Nebel, nichts ist transparent. Alles was passiert, geschieht unerwartet.
Hat sich seit der sog. Grünen Revolution im Jahre 2009 irgendetwas wahrnehmbar verändert oder ist alles gleich geblieben?
Die iranische Gesellschaft macht seit Jahrzehnten eine Art von permanentem Wandel durch. Aber es ist nicht immer möglich, ihn wahrzunehmen oder zu bewerten. Aber er befindet sich in einem steten Fluss. Und von Zeit zu Zeit kann man Anzeichen dieses Wandels erkennen.
Was empfinden Sie, wenn Sie über den Arabischen Frühling nachdenken, der wohl im Frühjahr 2009 im Iran seinen Ursprung, jedoch erst in Tunesien, Ägypten und Libyen seinen Erfolg gehabt hat?
Es gab ganz sicher immer eine gegenseitige Beeinflussung zwischen den arabischen Staaten und ich verfolge die Neuigkeiten aus der arabischen Welt mit großer Freude. Aber was im Iran vor sich geht, unterscheidet sich von diesen Ereignissen. Zwar forderten all die arabischen revolutionären Bewegungen Frieden und Demokratie, aber die Geschehnisse im Iran sind um einiges tiefer.
Alle politischen Ereignisse in der Region haben ihre Wurzeln im Iran. Iran war der erste asiatische Staat, der 1906 ein Parlament installierte. 1951 verstaatlichte der Iran als erster arabischer Staat seine Ölindustrie. Und das iranische Volk war das erste arabische Volk, das die Monarchie durch eine Revolution Anfang 1979 – nicht durch einen Sturz! – beendet hat. In den arabischen Ländern vollzieht sich jetzt zum ersten Mal eine echte Revolution, das Volk erhebt sich. Zwar wurde auch in der Vergangenheit bei Regimewechseln immer von Revolution gesprochen, aber diese Umbrüche waren keine Revolutionen, sondern politische Stürze. Erst jetzt findet die Revolution dort und das macht mich sehr glücklich. Vielleicht hilft das auch dem Iran.
Wir haben jetzt etwas über die Situation im Iran und der arabischen Welt gesprochen, kommen wir zu Ihrem neuen Roman, der gerade auf Deutsch erschienen ist. „Amerikaner töten in Teheran“ lautet der zweideutige Titel des Buches, in dem Sie sowohl davon erzählen, dass Amerikaner in Teheran töten als auch getötet werden. Sie erzählen darin von den historischen Verflechtungen der USA und des Iran. Wann fing es an, dass sich die Schicksale beider Staaten miteinander verbanden?
Diese komplizierte Beziehung zwischen den USA und dem Iran begann ganz sicher nach dem Sturz 1953. Davor genossen die USA im Iran den Ruf eines liberalen Landes, das andere Staaten unterstützt, sich zu friedlichen und demokratischen Gesellschaften zu entwickeln. Sie hatten keine kolonialistischen Ambitionen. Für Iraner war der Sturz Mossadeghs eine sehr traumatische Erfahrung, der eine infizierte Wunde in der iranischen Seele hinterließ. Iraner wurden unfreiwillig zum Opfer der US-Politik, obwohl sie niemals als ein solches wahrgenommen werden wollen. Bis heute halten Sie daher Ausschau nach Rache und das macht die Situation nur schwieriger.
Vor 1953 hatte von den westlichen Mächten eher Großbritannien Einfluss auf die iranische Politik, nicht die USA. Und natürlich Russland über die pro-kommunistischen und später pro-sowjetischen Parteien. Aber nach dem Sturz Mossadeghs ging diese Rolle an die USA über, die hunderttausende Militärberater in den Iran entsendeten und den Schah als einen absolutistischen Diktator installierten. Politische Aktivitäten waren nicht mehr möglich. Militante Iraner sehen in den USA daher immer den Feind Nummer Eins.
Bis heute?
Man könnte sagen, dass es sich gerade etwas ändert. Iraner neigen dazu, sich konträr zur Linie der eigenen Regierung zu orientieren. Als der Schah eine gute Beziehung zu den USA hatte, stellten sich die Studenten, die linken Kräfte und die Intellektuellen dem entgegen. Jetzt, wo die iranische Regierung einen klaren antiamerikanischen Kurs fährt, blicken die jungen Kräfte hoffnungsvoll nach Amerika. Man könne dieses Verhalten Schizophrenie nennen.
Das erinnert mich an eine der Figuren in ihrem Buch, die sagt, dass die iranischen Regierungen niemals bei ihrem Volk gewesen seien.
Ja, das ist die bittere Lektion, die man aus der modernen iranischen Geschichte lernen kann.
Diese moderne iranische Geschichte, die Sie ansprechen, steht im Zentrum ihres neuen Romans. Sie beginnen mit dem Mord an dem amerikanischen Konsul Robert Imbrie im Jahr 1924, erzählen dann die Geschichte des Sturzes von Mossadegh unter amerikanischer Anleitung im Jahr 1953 anhand der Geschichte des US-Geheimdienstlers Kim (Kermit) Roosevelt und lassen den Leser anschließend in die iranischen Untergrundaktivitäten der 1970er Jahre blicken, indem sie vom Schicksal des jungen Iraners Resâ berichten. Daran schließt sich das aus meiner Sicht zentrale Kapitel des Buches an, welches am Vorabend der iranischen Revolution spielt. Wir erfahren von dem amourösen Abenteuer des Amerikaners George mit der Iranerin Minâ und dem verheerenden Ausgang. Von diesem Kapitel an wird das iranische Schicksal zum Schicksal der Familie Huschmand. Die Fäden der einzelnen Geschichten laufen bei der Mutter Malak Bânu zusammen. Die ohnehin schwachen Grenzen zwischen Gut und Schlecht, Richtig und Falsch lösen sich spätestens hier vollkommen auf.
Ja, ich glaube nicht an dieses Schwarz-Weiß-Klischee. Ich urteile nicht über meine Charaktere. Diejenigen, die Urteile fällen, wollen Antworten. Ich aber will Fragen stellen, so gut und so präzise wie nur möglich. Und wenn man durch diese Fragen ein Bild von sich selbst oder einer Gesellschaft gewinnt, dann ist man schon nah an den Antworten dran.
Liegt darin der Grund dafür verborgen, dass Sie die Geschichte der Familie Huschmand, in der sich die gesamte iranische Tragödie spiegelt, entwickelt haben?
Ich habe versucht, die gesamte iranische Gesellschaft in dieser Familie zu bündeln. Das Schicksal der verschiedenen Generationen dieser Familie basiert auf den Erfahrungen der iranischen Gesellschaft. Sie können im Iran viele Familien finden, deren Mitglieder in beiden Regimes im Gefängnis waren. Und wenn man davon ausgeht, dass es sich bei dem Regime des Schahs und dem der Mullahs um zwei gegensätzliche Diktaturen handelt, dann ist es absurd, dass dieselben Menschen sowohl unter dem Schah als auch unter den Mullahs „aus politischen Gründen“ im Gefängnis saßen. Aber genau das war der Fall.
Für den westlichen Leser ist ihr Buch ein Geschenk, denn es liefert die historischen und gesellschaftlichen Fakten der iranischen Realität im Gewand eines Romans. Ich möchte daher noch einmal auf die Gegenwart kommen. Sind die Antriebskräfte der jungen Menschen im Iran heute mit denen in der iranischen Geschichte vergleichbar?
Wenn Sie die so genannte „grüne Bewegung“ meinen, dann denke ich, dass die Grundeinstellung der jungen Menschen heute eine andere ist. Sie haben niemals ein großes Ideal oder Vorbild im Kopf gehabt wie es meine Generation oder noch die davor hatte. Wenn man ein großes Ziel vor Augen hat, wie wir es damals hatten, dann kommt man diesem oft nicht nahe, weil man seine Möglichkeiten meist nicht im Blick hat.
Ich wollte aber auch die Frage der Gewalt thematisieren, denn das ist etwas, was sich in der modernen Geschichte des Iran ständig wiederholt. Und ich denke, es ist nicht immer nur die Regierung, die dafür verantwortlich gemacht werden muss, sondern auch die oppositionellen Gruppen, die Künstler, Schriftsteller, Intellektuellen. Jeder ist für das Schicksal seines Landes verantwortlich.
Am Ende ihres Romans legen Sie den Finger in die Wunde der Straflosigkeit im Iran.
Ja. Denn die Frage, die mich am meisten beschäftigt, ja sogar beunruhigt, ist die, was „danach“ geschieht. Viele Menschen mögen Begeisterung empfinden, wenn sich ein Wandel ankündigt, aber man muss auch daran denken, was nach einem solchen Wandel geschieht. Wenn ein Umsturz viele Enttäuschungen und Aggressionen freisetzt, dann ist es nicht weit zum Gewaltausbruch. Und wenn sich dieser Kreislauf aus Enttäuschung und gewaltsamem Umsturz ständig wiederholt, dann ist jeder Sieg nur ein Pyrrhussieg.
In ihrem Roman sagt ein iranischer Professor zu dem jungen Amerikaner George: „Wir machen uns das Leben aus einer gewissen Dummheit heraus schwer.“
Ja, denn wenn man die alten Fehler immer wieder macht und nicht aus der Erfahrung lernt, dann ist das in meinen Augen dumm. Die unaufhörliche Spirale der Gewalt kann ein Element dieser Dummheit sein. Diese Dummheit drückt sich in der Unfähigkeit aus, eine Situation zu bewerten und daraus zu lernen.
Sie sprechen an nur einer Stelle in ihrem Roman über Religion und ihren Einfluss auf die iranische Geschichte. Aus westlicher Perspektive ist das verwunderlich, da der Einfluss der Religion auf das Schicksal Irans durch das Mullahregime evident erscheint.
Ich glaube nicht, dass der Einfluss der Religion auf die Situation im Iran wesentlich größer ist als in vielen anderen Staaten auf der Welt. In den USA zum Beispiel ist der Einfluss der christlichen Religion auf die Politik riesig. In Westeuropa kann man vielleicht von einer Balance zwischen Politik und Religion sprechen.
Das Problem der Iraner ist, dass sie hin und her irren zwischen ihrem Dasein als Iraner und ihrem Muslimsein. Religion hat keine vorrangige Rolle in der iranischen Gesellschaft. Das unterscheidet den Iran von vielen anderen arabischen Staaten. Iraner haben noch andere Quellen ihrer Identität als die Religion, wenngleich es eine Konkurrenz zwischen der religiösen und nationalen Identität gibt. Unterm Strich denke ich aber, dass die nationale Identität die wichtigere im Iran ist als die religiöse.
Aber natürlich wird die Politik von der Religion manipuliert. Auf der politischen Ebene ist der Islam im Iran stark involviert, aber im iranischen Alltag spiel er keine derartige Rolle.
Verschärft Religion als die Politik beeinflussender Faktor bestehende Konflikte oder schließt der Islam die Gräben in der iranischen Gesellschaft?
Es wäre unfair, wenn ich behaupten würde, die Religion hätte im historischen Verlauf nur schlechten Einfluss ausgeübt. Religion ist nicht etwas absolut Nutzloses in meinen Augen. Aber in der iranischen Geschichte gab es auch sehr schreckliche Ereignisse, bei denen Religion oder Religiosität eine wichtige Rolle gespielt haben – insbesondere in den letzten Jahrzehnten der iranischen Geschichte.
Vom Personal ihres Romans bleibt am Ende nur Malak Bânu übrig, dement und unfähig, sich um sich selbst zu kümmern. Kann sie die Realität nur ertragen, indem sie alles vergisst?
Nun ja, zunächst einmal ist ein Aspekt ihres Zustands, dass sie in ihren eigenen Exkrementen zurücklassen wird. Sie geht in ihren eigenen Ausscheidungen unter. Der andere Aspekt ist der Druck und die Härte der Realität, mit der sie ihr Leben lang konfrontiert war und die sie komplett vergisst. Alles, was ihr am Ende bleibt, sind Erinnerungen an Liebe und Leidenschaft. Und das möchte ich sagen: Was dem Menschen am Ende bleibt, ist Liebe. Selbst wenn man sich als Aktivist 24 Stunden am Tag mit politischen Fragen befasst, hat die Liebe die tiefste und nachhaltigste Wirkung.
Amir Hassan Cheheltan: Amerikaner töten in Teheran. Aus dem Persischen übersetzt von Susanne Baghestani und Kurt Scharf. C. H. Beck 2011. 190 S. 18,95 Euro.
Hier können Sie jeweils in den Roman hineinlesen bzw. in das Hörbuch hineinhören.
Amerikaner töten in Teheran
08 September 2011Amir Hassan Cheheltan erzählt seine Geschichte des Iran. Der Hass, aus Neid geboren?
„In diesem Land ist alles möglich“, erklärt der Professor, der eigentlich nur so genannt wird, weil er ständig mit Büchern unterwegs ist, seinem Zufallsbekannten George an der Hotelbar. Der, Großneffe von Robert Imbrie, dem provisorischen Vizekonsul von Teheran, der 1924 vom Teheraner Pöbel tödlich verletzt wird, ist in den Iran gereist, um herauszufinden, warum hier immer „Amerikaner erschossen werden“. Mit dieser „Zeremonie des Hundetötens“ aus einer Zeit, zu der die Amerikaner im Iran noch gelitten waren, heben die sechs „Episoden über den Hass“ an, in denen der 1956 geborene Amir Hassan Cheheltan fast ein Jahrhundert traumatischer Geschichte des Iran erzählt.
Der doppelsinnige Titel „Amerikaner töten in Teheran“ umreißt das Programm der sich nach der Rückkehr des Schahs radikalisierenden Linken und verweist zugleich auf die amerikanischen Agenten und Militärberater, die beim Putsch gegen Mossadegh eine Schlüsselrolle spielten. Aus Furcht vor dem Einfluss der Sowjetunion sorgten sie für die Inthronisierung des Schahs und dafür, dass „die Interessen des Volkes nie zur Deckung gelangten mit denen der iranischen Regierung“.
Die losen Handlungsstränge, die Schlüsselszenen der iranischen Geschichte im 20. Jahrhundert umfassen, erschließen sich nach und nach. Im Mittelpunkt stehen der „Professor“ und George, die aus einer Zentralperspektive das Geschehen kommentieren, und die Teheraner Familie Huschmand, die über zwei Generationen im Untergrund zuerst gegen den Schah, dann gegen die Mullahs operierten. Die immer wieder aufgerufene Vorgeschichte – die Ermordung Imbries und der Staatsstreich gegen Mossadegh – liefert Erklärungen für die künftigen Ereignisse: Warum ein Land, das, vom Einfluss der Ayatollahs und der Briten bestimmt, jene Modernisierung verpasste, die das Nachbarland Türkei erfolgreich absolvierte, und sich an die Amerikaner band.
Die Rolle der USA im Iran verdeutlicht Cheheltan an Robert Imbrie und dem CIA-Agenten Kermit Roosevelt, der in die Putschaktionen der fünfziger Jahre involviert war. War Imbrie noch der interessierte Beobachter des Mythos Orient, der wider Willen in die Geschichte verwickelt wurde, gibt Roosevelt den Provokateur, der das Land im Interesse Amerikas destabilisiert. Aber auch die zaudernde Haltung der Mossadegh-Regierung und der Militärs trägt dazu bei, dass dieser Sommer 1953 zu einer Schicksalszeit für den Iran wird, die das Ende der nationalen Bewegung zur Verstaatlichung des Erdöls einläutet und eine bis heute offene Wunde schlägt. Aber nicht etwa die Militärs oder die Ayatollahs werden hierfür verantwortlich gemacht, sondern ausschließlich „die Amerikaner“, als ob mit dieser Verschiebung nach außen die Einheit nach innen gewahrt werden könnte.
Cheheltan illustriert dies in spannenden Geschichten, die um die Familie Huschmand kreisen. Resâ Huschmand ist der Typus des unbeholfenen Provinzlers, der glaubt, eine Mission erfüllen zu müssen und zum Opportunisten wird. Seine Zwillingsschwester Minâ bandelt mit einem Amerikaner an und kommt bei einem Selbstmordanschlag ums Leben. Malak Bânu, die Mutter der beiden, ist die aufrechte Revolutionärin, die schon viele Opfer gebracht hat und sich eingestehen muss, dass weder ihr Mann noch ihr Sohn des ihnen zuteil gewordenen Ruhmes würdig sind. Diese Episoden, aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und sich weiterspinnend wie die Märchen aus 1001 Nacht, sind farbig und pointiert. Sie geben eine Vorstellung von dem, was die Menschen umtreibt: „Alle in diesem Land wollen Westler werden, sogar diejenigen, die den Westen verabscheuen. Dieser Wunsch, ihn zu vernichten, ist aus abgrundtiefem Neid erwachsen“, klärt der Professor George auf. „Sie wissen, dass grenzenloser Neid in Hass umschlägt.“ Kann man aber „den anderen das Recht zu leben, einfach absprechen?“
Diese kommentierenden Passagen gehören zu den schwächeren Teilen des Buches, nicht zuletzt, weil sie in der Übertragung des versierten Duos Susanne Baghestani und Kurt Scharf manchmal überraschend hölzern daherkommen. Für den vor zwei Jahren erschienenen Roman „Teheran, Revolutionsstraße“ ist der einst exilierte, mittlerweile wieder in Teheran lebende Cheheltan mit Lob überhäuft worden. Dass er ein Kenner der iranischen Verhältnisse und Mentalität ist und den Wechsel von eindringlichen Szenen und ironischem Kommentar beherrscht, beweist er auch mit diesem neuen Buch.
Amir Hassan Cheheltan: Amerikaner töten in Teheran. Ein Roman über den Hass in sechs Episoden. Aus dem Persischen von Susanne Baghestani und Kurt Scharf. C.H. Beck, München 2011. 189 S., 18.95 €. - Buchvorstellung am 12.9. um 20 Uhr im Haus der Berliner Festspiele. Am 11.9. um 20 Uhr tritt Cheheltan bei der Gedenkveranstaltung des Literaturfestivals zum zehnten Jahrestag von 9/11 auf.
''البلطجة''.....أجندة نظام الملالي
23 May 2011يسعى الكاتب الإيراني أمير حسن جهل تن في رواياته إلى لفت الأنظار إلى نموذج خطير في التاريخ الإيراني المعاصر يتمثَّل في استعانة السلطة بعصابات البلطجية وقتلة من العالم السفلي بغية فرض أهدافها دون مراعاة أي اعتبار. شتيفان بوخن يستعرض أعمال الكاتب الإيراني.
يقول أمير حسن جهل تن إنَّ "الأجواء مفعمة بالتغيير. ويمكن للمرء أنْ يتخيَّل الآن في الربيع، مرور غيمةٍ تُسفر عنها أمطارٌ غزيرةٌ أو عاصفةٌ رعدية". يشير الكاتب إلى سماء الربيع البرلينية، إلا أنه يعني المناخ السياسي في وطنه إيران، فالتوتُّر برأيه واضحٌ وملموس، وقد بلغت حدِّة وعمق الشِقاق بين التكتلات المتحاربة داخل النظام درجة غير مسبوقة.
يتواجد أمير حسن جهل تن ابن الستة والخمسين عامًا في زيارةٍ قصيرةٍ في برلين حيث يقدم روايته "أمريكان يقتلون في طهران" التي صدرت مؤخرًا باللغة الألمانية. كلماته تدعو للإصغاء، إذ لا تمكن مقارنة الكاتب بالشخصيات الإيرانية المعارضة البارزة في المنفى والتي ما برحت تعلن عن "التصدع الداخلي" والانهيار القريب للجمهورية الاسلامية منذ ثلاثة وثلاثين عامًا.
أمير حسن جهل تن مراقبٌ صامتٌ دون أيِّ انتماءٍ سياسيٍ وكاتبٌ تتجلَّى قصصه ودراساته أنماط الشخصية على خلفية التاريخ الإيراني على امتداد القرن العشرين وصولاً إلى وقتنا الراهن. ولأنه يعير الموثوقية التاريخية أهمية كبيرة وباعتباره شاهدًا على هذه الفترة الزمنية درس تاريخ بلده السياسي والاجتماعي بدقة متناهية مستعينًا بوثائق.
لا يستطيع أمير حسن جهل تن تحديد طبيعة التغييرات المتوقعة ولا يريد ذلك. بيد أنه يريد الإشارة إلى أنَّ الصراع السياسي بين الرئيس أحمدي نجاد وقائد الثورة خامنئي وبين أتباع كلٍّ منهما قد بلغت حدًّا غير مسبوق بالرغم من تاريخ نظام الحكم الحافل بالنزاعات، وبالتالي لا بد من وقوع انفجارٍ ما.
عودة إلى المجهول
كان قد عاد في الشتاء إلى طهران بعد قضائه سنتين ونصف في ألمانيا والولايات المتحدة الأمريكية. وقد أخَّر عودته إلى بلاده لأنه كان يخشى من أنْ تعامله السلطات معاملةً سيئة. "لم يكن هناك مشاكل" كما يقول الآن في تحفُّظٍ هادئ، "لم يكن هناك إلا اتصال هاتفي بي في منزلي من قِبَلِ مسئولٍ في وزارة الثقافة قال لي إنَّ ترخيص طباعة رواياتي السابقة لم يعُد ساري المفعول". عندها تيقنت أنه من العبث أصلًا تقديم طلبٍ للحصول على تراخيص لطباعة كتبي الجديدة، لأني لن أحصل عليها بحالٍ من الأحوال".
المقصود بـ "الكتب الجديدة" روايته الثلاثية – "طهران طريق الثورة"، "أمريكان يقتلون في طهران" و "طهران مدينة بلا سماء"، التي تخطّ فصلاً جديرًا بالاعتبار في التاريخ الأدبي الفارسي –الألماني. النصوص الأصلية الفارسية لهذه الروايات لا توجد منذ سنوات إلا على جهاز الكمبيوتر الخاص بأمير حسن جهل تن وعلى شكل نسخة مطبوعة في درج مكتبه، وذلك بسبب الرقابة في الجمهورية الإسلامية. بينما أبصرت الروايتان الأولى النور بترجمتها الألمانية وصنفتا على صفحات الصحف الثقافية باعتبارهما "أدبًا عالميًا"، وستتبعهما الرواية الثالثة في وقتٍ لاحقٍ من هذا العام.
بالتأكيد، كان بإمكان أمير حسن جهل تن أنْ يجد دار نشرٍ إيرانيةٍ في المنفى بين لوس أنجلوس وستوكهولم وبرلين تطبع له الروايات بلغتها الأصلية، لكن من شأن هذا أنْ يتناقض مع أسلوب حياته، إذ من شأنه أنْ يتحدى النظامَ بذلك بشكل علني، لأنه سوف يلتفّ على سيادة قرار جهاز الرقابة، والأهم من ذلك، أنه سوف يسهِّل على النظام أن يصِمه بالخيانة.
ينتمي الكاتب أمير حسن جهل تن مثل مقدم الموسيقى الفارسية الكلاسيكية الاستثنائي محمد رضا شجريان ومثل صانع الأفلام محمد رسولوف، ينتمي لفئة من الفنانين الإيرانيين أولي الشهرة العالمية، ممن لا يديرون ظهورهم لوطنهم مهما كلف الأمر، ولا يسمحون للسلطة أن تدفعهم لخارج البلاد أو أن تجعلهم ينفرون من وطنهم.
وهم ليسوا أطفالاً مشاكسين يبقون فقط في إيران لأن أكثر ما يرغبه النظام هو رحيلهم إلى غير رجعة. بل ترسّخت لديهم القناعة بحاجتهم إلى إلهام الوطن لكي يتمكنوا من إنتاج الفن، ولأن لديهم رسالة لمجتمع يريدون أن يكونوا جزءًا منه. ويقول أمير حسن جهل تن "إن الإنسان يفضل العيش في بلده"، وهي عبارة لا تبدو مبتذلة.
الأمة حبيسة تاريخها الخاص
يستعرض أمير حسن جهل تن في ثلاثيته مدى انحباس الأمة الإيرانية في تاريخها منذ خمسة أجيال، ومدى تأثّر الفرد بتعاقب الأنظمة الديكتاتورية وبمواجهة هذه الأنظمة المتكررة، وبالدفاع عن الذات ضد قبضة القوى العظمى وعلى رأسها الولايات المتحدة الأمريكية، ويبيِّن أيضًا فقدان المعايير الأخلاقية والقدرة على التمييز.
لا يرد ذِكر حكام الجمهورية الإسلامية في الرواية الثلاثية، إنما السجَّانين ورجال الشرطة والموظفين الصغار. "المجتمع" تحت رحمة هذا الجهاز حقًا، ولكن هذا الجهاز يستقطب عناصره من هذا المجتمع بالذات أيضًا. تظهر هذه العلاقة الجدلية لدى أمير حسن جهل تن بشكل متكرّر. يعالج الكاتب في روايته الثلاثية بشكلٍ مكثَّف يقارب الهوس شخصيات من العالم السفلي أو القريب منه، فيدخل إلى نفوس هؤلاء الأوغاد والمجرمين – يسمِّيهم "لات" بالفارسية – ويُخرج كل جوانب هذه الشخصيات إلى العلن.
يعمّ نوعٌ من الجو الفكاهي لدى التفكير بأنَّ الدراسة النفسية لشخصية السجَّان الذي يجلب عشيقته بعيدة المنال وراء القضبان، لأنه بخلاف ذلك لا يستطيع الوصول إليها. فكرة تفتقت عنها مخيلة هذا المواطن المتحفِّظ من الطبقة المتوسطة في طهران. بيد أن الكاتب الإيراني أمير حسن جهل تن يرى أهمية لفت الأنظار إلى نموذجٍ خطيرٍ في التاريخ الإيراني المعاصر يتمثّل في استخدام السلطة عصابات البلطجية وقتلة من العالم السفلي وتسخيرهم بغية فرض أهدافها دون مراعاة أي اعتبار. السجّان في سجن إيفين لديه هذه الخلفية الإجرامية تمامًا مثل الغوغاء المنظمة التي قامت بالانقلاب على رئيس الوزراء مصدّق بتكليفٍ من بعض الجنرالات الموالي للشاه ومن وكالة المخابرات المركزية الأمريكية في عام 1953.
كل هذا نجده في الثلاثية. عندما يتابع أمير حسن جهل تن الحديث عن القتلة المأجورين الذين ذبحوا رجالًا بالسكاكين أثناء "الثورة الدستورية" في مطلع القرن العشرين وسط طهران لأنهم كانوا يرتدون بدلاتٍ وربطات عنق بزعم أنهم من خلال ذلك تعرّفوا عليهم بوصفهم من أنصار التغيير السياسي المطالب بإلغاء الحكم الملكي نهائيًا، هنا يستشعر المرء أنَّ أمير حسن جهل تن سيكتب المزيد من الروايات بعد.
تحقير الإصلاحات
قصص الرواية الثلاثية من وحي الخيال، لكن من يريد معرفة ما يحدث في الجمهورية الإسلامية بالفعل، بالكاد يحصل على صورة أكثر دقة إلا من خلال مطالعة هذه الكتب. وبهذا تكون لأمير حسن جهل تن بما يخص كشف القناع عن النظام أهمية مماثلة لأهمية علاء الأسواني في مصر عهد مبارك وياسمينة خضرا إزاء الدكتاتورية العسكرية والجزائر المنهكة بسبب الحرب الأهلية في تسعينيات القرن الماضي.
تبدو معاناة أمير حسن جهل تن بسبب ما يقع بلاده، وبسبب العنف المفرط جلية. فهو يضني نفسه بالمفارقة غير القابلة للحل والمعروفة عندنا، وهي أنَّ العنف ينبثق عن أمة متحضّرة في الأساس. ربما كان لهذا السبب ضد ثورة جديدة من شأنها برأيه أن تستحضر المزيد من حلقات العنف. كما يعتقد جهل تن أيضًا أن مثل هذه الانتفاضة العنيفة ضد النظام غير محتملة لأن الأغلبية تخشى عواقبها. ويضيف "كما أن الناس يرفضون هجومًا عسكريًا من الخارج. لذا لا أرى إلا طريقًا واحدًا هو الإصلاحات"
يعرف أمير حسن جهل تن بلا شك أيضًا مدى ضعف آفاق التغيير السلمي، فقد فشلت حركة الإصلاح الإيرانية قبل ثلاث سنوات في نهجها القائم على انفتاح المجتمع التدريجي، حيث تعرضت الاحتجاجات الجماهيرية السلمية المناهضة لإعادة انتخاب أحمدي نجاد لقمعٍ وحشي، فبات مصطلح "الإصلاح" مرذول لدى الكثيرين من معارضي النظام. يقلل أمير حسن جهل تن من شأن هذا الأمر بقوله: "قادة الحركة الإصلاحية خيّبوا الآمال. لكن فكرة الإصلاح ما زالت تجد لها الكثير من المؤيدين". أنهى الكاتب جولة القراءات في ألمانيا في أواخر شهر أيار/مايو وعاد إلى إيران. ونحن نترقّب بتلهف معرفة طبيعة سيناريو التغيير الذي سيرى النور.
شتيفان بوخن
ترجمة: يوسف حجازي
مراجعة: هشام العدم
حقوق النشر: قنطرة 2012
Unbequeme Einblicke in das Menschliche
01 March 2010Ein Chirurg, der Jungfernhäutchen wieder zusammennäht, damit die Braut bei der Hochzeit „unberührt“ ist. Ein Wärter im berüchtigten Foltergefängnis Evin. Eine Junge Frau zwischen Tradition und Moderne. Aus dieser Dreiecksgeschichte strickt Amir Hassan Cheheltan einen Roman, der tief in die Probleme der iranischen Gesellschaft blickt.
Amir Hassan Cheheltan lebt zur Zeit mit Hilfe eines Stipendiums des DAAD in Berlin. Erst vor zwei Jahren wurde ihm in Iran für sein Buch „Iranische Morgenröte“ der nationale Buchpreis verliehen. Als Ehre empfindet er das nicht. Er hat sich dagegen gewehrt, von einer staatlichen Institution ausgezeichnet zu werden, die seine Arbeit zensiert und ihm verboten hat, öffentlich aufzutreten. Es half nichts. Der Preis werde dem Buch verliehen, nicht dem Autor, so war die Vergabe des Preises begründet worden. Cheheltan, 1956 in Teheran geboren, hat zwei Diktaturen erlebt. Die des Shah und seit 1979 die der Mullahs. Er schreibt seit Jahren für die Frankfurter Allgemeine Zeitung über die Situation in Iran. Eine Situation, die sich unter Präsident Mahmud Ahmadinejad und dann noch einmal nach den Wahlfälschungen im vergangenen Sommer verschärft hat.
„In jeder iranischen Familie gibt es Menschen, die wissen, wie die Gefängnisse des Regimes von innen aussehen“, sagt er melancholisch bei einer Lesung im Kölner Literaturhaus Anfang Mai. Er spricht leise und lächelt oft, aber immer wenn er von Iran spricht ist es ein trauriges Lächeln. Gerade ist sein aktueller Roman „Teheran. Revolutionsstraße“ in Deutschland erschienen. Und nur dort. Bei der Zensurbehörde in seiner Heimatstadt hat er das Buch gar nicht erst zur Prüfung eingereicht. Es hätte keine Chance gehabt. Es ist ein Buch aus der Perspektive der Täter. Die Handlung spielt in den Neunzigern, nach dem Krieg, vor Ahmadinejad. Der Protagonist Fattah ist ein schleimiger, doppelmoralischer Widerling. Er näht Jungfernhäutchen wieder zusammen, und wenn er bei der teuren und geheimen Operation im Keller seiner Klinik einen Preisnachlass gewährt feiert er sich selbst als großen Gönner. Vorehelicher Geschlechtsverkehr kann unter der Herrschaft der Mullahs zu mehr als einem kleinen Problem werden.
Eines Tages erkennt er in seiner Patientin Shahrsad seine unerwiderte Jugendliebe wieder. Oder glaubt es zumindest. Um herauszufinden, wo sie wohnt, fährt er sie nach Hause. Nur kurz zuvor hatte er sie im Operationssaal als Hure beschimpft, die sich mit Jungs rumtreibt. Erst später erfährt er, dass bereits ein anderer um ihre Hand anhält. Mustafa ist jünger als Fattah, im Gegensatz zu ihm, der ihr Vater sein könnte, würde wenigstens der Altersunterschied stimmen. Shahrsads Mutter ist arm, vom Stiefvater kommt keine Unterstützung, die Brautgabe kann sie gut gebrauchen. Also fragt sie nicht weiter nach, als sie erfährt, dass Mustafa im Gefängnis arbeitet. Für die Regierung. Ein ehrbarer Job.
Mustafa ist Wärter im berüchtigten Teheraner Foltergefängnis Evin. In der Frauenabteilung. Nur zu gern erfüllt er seine Pflicht, wenn sein Vorgesetzter Keramat ihm befielt, eines der Mädchen krankenhausreif zu schlagen. Aber um Mustafa macht sich Fattah keine allzu großen Sorgen. Er ist der wohlhabendere der beiden Bewerber, und im Zweifelsfall nimmt er sich einfach, was er will. Als er Shahrsad vergewaltigt bietet er ihr an, alles wieder zu vernähen. Nochmal. Überhaupt: Was hat Mustafa ihm entgegenzusetzen? In den Tagen der Revolution gehörte Fattah den Milizen an, die Wohnungen stürmten und politische Gegner wenn nötig auch mal so lange mit dem Kopf gegen die Wand hämmerten, bis sie tot waren.
Es gibt viele Bücher, die aus der Perspektive der Opfer die Situation in Evin beschreiben, generationsübergreifend. Ein Roman aus Sicht der Täter, die sich keiner Schuld bewusst sind, ist neu, ist ein Wagnis, auch für einen Autor, der im Ausland publiziert. Er beschreibt eine Gesellschaft, die unter dem Druck eines menschenverachtenden und verlogenen Regimes zerbricht. Er beschreibt Täter, die genauso sind wie alle Täter der Welt: Seelische Krüppel, beschränkte Persönlichkeiten, die sich in den Dienst einer Ideologie stellen, die ihnen eigenständiges Denken und Leben abnimmt und ihnen völlige Willkür erlaubt.
Zu Recht wurde das Buch deutschlandweit im Feuilleton gelobt. Auch wenn es sprachlich hier und da etwas holprig wirkt (was vermutlich an der Übersetzung liegt), entwickelt es schnell einen Sog, der den Leser nicht mehr loslässt. Es ist einer dieser Einblicke in Wahrheiten des Menschlichen, die zwar niemand sehen will, denen sich aber jeder stellen muss.
23.05.2010
Von Gerrit Wustmann
"Teheran Revolutionsstraße" die Gesellschaft des Iran
09 February 2010Anhänger und Ausgelieferte IRAN Sarkastisch und drastisch schildert Amir Hassan Cheheltan in seinem großartigen Roman "Teheran Revolutionsstraße" die Gesellschaft des Iran
die tageszeitung vom 09.02.2010 / Kultur
IRAN Dieses Buch ist in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich. Der Roman wurde in persischer Sprache geschrieben, aber zuerst auf Deutsch veröffentlicht; das Original kann aus politischen Gründen vorerst nicht in Iran erscheinen. Dafür ist das Buch hierzulande so erfolgreich, dass der Verleger es bereits wenige Wochen nach seinem Erscheinen in einer zweiten Auflage herausbrachte. Ungewöhnlich ist das Buch auch deshalb, weil der Autor das Geschehen aus der Sicht der Personen darstellt, die er kritisiert. Er versetzt sich in die Anhänger der islamischen Revolution. Dank Ironie und Sarkasmus ist "Teheran Revolutionsstraße" trotz aller Bitterkeit nicht nur packend und bedrückend, sondern auch unterhaltsam. Bezeichnend ...
MANN DER LEISEN WORTE
11 January 2010Amir Hassan Cheheltans Bücher erscheinen im Iran meist zensiert. Wie weit seine Regimekritik geht, zeigt sein in Deutschland veröffentlichter Roman »Teheran Revolutionsstraße«. Über einen höflichen Dissidenten, den seine internationale Bekanntheit schützt.
Amir Hassan Cheheltan (53) lebt in diesem Herbst dank eines DAAD-Stipendiums in Berlin. Dort stellte er kürzlich seinen neuen Roman »Teheran Revolutionsstraße« vor. Höflich beantwortete er Fragen wie zum Beispiel: »In dem Buch spielen viele Szenen im Teheraner Evin-Gefängnis. Woher kennen Sie eigentlich die Zustände dort so genau?« Seine Erklärung: »Es gibt in Teheran kaum eine Familie, von der nicht irgendein Mitglied dort gesessen hat. Nichts ist einfacher, als Augenzeugen dafür zu finden.«
Cheheltan tritt leise auf. Er ist genau der Typ Iraner, von dem Europäer erklärt bekommen möchten, was in seinem Land eigentlich los ist. Seit 2004 schreibt er Kolumnen in der »FAZ«. Darin berichtet er vom absurden Alltag daheim, wo man die Bürger bis in die kleinsten Einzelheiten ihres Privatlebens gängelt. Die politischen Exzesse der letzten Zeit betrachtet er als Krämpfe, die sein Land auf dem Weg in die Moderne schütteln. Auf diesem Weg möchte auch er nicht alles kritiklos vom Westen übernehmen, doch mehr noch kritisiert er das Regime der Mullahs.
Seine bislang sechs Romane erschienen im Iran nur mit großer zeitlicher Verzögerung, voller Streichungen und Änderungen. Bemäkelten die Zensoren einmal nichts, so deshalb, weil Cheheltan seine Aussagen zwischen den Zeilen versteckte. »Teheran Revolutionsstraße« schrieb er ohne diese Schere im Kopf. Das Buch erscheint zunächst in Deutschland. In seiner Heimat wäre es undenkbar.
Immer wieder geht es in dem Roman um Heuchelei. Protagonisten sind der chirurgische Autodidakt Fatah, spezialisiert auf die Wiederherstellung zerstörter Jungfernhäutchen und in eine seiner Patientinnen verliebt, der Gefängnisdirektor Keramat und sein Angestellter Mustafa. Schon ein schiefer Blick auf ihre Mütter könnte die drei zur Weißglut bringen. Die ihnen aber jeweils anvertrauten jungen Frauen beschimpfen sie unflätig und quälen sie mit Fleiß. Fatah, indem er die Jungfernhäutchen schmerzhafter wieder zusammennäht als nötig, die beiden anderen foltern und töten im Evin-Gefängnis.
Der Roman lässt Teheran lebendig werden, so zum Beispiel den Platz Ssabse Maydan: »Schuhläden und Straßenhändler, die grobe Waschhandschuhe, sprechende Ziervögel und Viagra-Pillen verkauften. Den Faulenzern, die dort herumlungerten und die Rundungen städtischer Frauen musterten, hingen die Hosenzwickel bis in die Kniekehlen und in ihren Mundwinkeln glänzte der Speichel. Eine Art unterdrückter Gewalt lag in den Molekülen der Luft, die durch ein Antippen hätte freigesetzt werden können.«
Wir bewegen uns unter bettelarmen Leuten, denen inmitten all der politischen Instabilität nur noch Wunderheiler und Orakel den Glauben an ein Morgen vermitteln – das Regime stützt sich auf die Unwissenheit und Schwächen vieler seiner Bürger.
Seit der Islamischen Revolution 1979 gab es immer wieder Hexenjagden auf vorwiegend junge Demokraten, Häretiker und Kommunisten. Die jüngsten Unruhen erscheinen als Fortsetzung früher niedergeschlagener Oppositionsbewegungen. Auch 2009 verschwanden junge Menschen im Evin-Gefängnis.
Amir Hassan Cheheltan studierte in den nachrevolutionären Jahren Elektrotechnik, veröffentlichte erste Erzählungen, war kaum politisch aktiv und blieb von Verfolgungen verschont. Seine letzten zwei Studienjahre verbrachte er in England. Ab 1985 arbeitete er als Ingenieur an einem Wissenschaftszentrum in Teheran – und schrieb weiter.
Seine Texte brachten ihm bald Drohungen ein. 1998 spitzte sich die innenpolitische Lage zu. Freunde warnten ihn davor, die Wohnung zu verlassen. Er verbarrikadierte sich in Todesangst. 1999 konnte er mit seiner Frau und dem kleinen Sohn für zwei Jahre als »Writer in Residence« in der Toskana leben.
Als er nach Teheran zurückkehrte, verlor er seine Stelle. Nun musste das Schreiben ihn ernähren. Helden weiterer Romane Cheheltans sind ein vom Schah-Geheimdienst Entführter oder ein iranischer Kommunist. In einem Filmskript von ihm wird eine Soldatenmutter interviewt. Er leitete Literatur-Workshops und eine Online-Literaturzeitschrift und wurde 2001 in den Vorstand des iranischen Schriftstellerverbandes gewählt. Dank seiner zahlreichen Veröffentlichungen im Ausland mussten die Teheraner Machthaber allmählich mit ihm rechnen.
Cheheltan, der viel im Ausland unterwegs ist, hat einmal gesagt, zu Hause hasse er Teheran eher, aus der Ferne liebe er es mehr. Die Rückkehr in den Iran war für ihn jedes Mal selbstverständlich. Zwar bezeichnet er sich als »Emigrant im eigenen Land«, doch findet er dort seine schriftstellerischen Impulse.
»Teheran Revolutionsstraße« handelt auch davon, wie die Liebe zu einem Mädchen namens Schahrsad in dem Chirurgen Fatah und in Mustafa die Sehnsucht nach einem rechtschaffeneren Dasein weckt. Was sie nicht ahnen: die staatliche Terrormaschine rollt auch über ihr Privatleben hinweg, sie sind längst nicht nur Täter, sondern auch Opfer.
Einer der Höhepunkte des Romans ist der Besuch von Schahrsads Onkel aus der Provinz im Evin-Gefängnis. Er will sich dort ein besseres Bild von der Arbeit Mustafas machen, der um die Hand seiner Nichte angehalten hat. Beim Blick auf den Gefängnishof sieht er mehrmals Gruppen junger Menschen mit Binden vor den Augen, die fortgeführt werden. Als der Folterer Mustafa den Raum betritt, schnürt etwas dem Onkel die Kehle zu: »Er mühte sich und fragte schließlich wie ein überaus bekümmerter Träumer, ›Wohin bringt man Euch, mein Sohn?‹«
Von Barbara Kerneck. Die Autorin ist freie Journalistin und lebt in Berlin.
Ketzer und Früchtchen
29 October 2009Es ist noch nicht lange her, da flatterten grüne Fahnen zuhauf über die Bildschirme. Von den größten iranischen Massenprotesten seit der Islamischen Revolution war die Rede. Vor dem Hintergrund jenes Volksaufstands von 1979, mit dem die heutige Republik ihren Anfang nahm, spielt der Roman „Teheran Revolutionsstraße“ des Iraners Amir Hassan Cheheltan. Es ist das erste Buch, das von ihm auf Deutsch erscheint – pünktlich zu Beginn des Jahres, das er als Gast des Berliner Künstlerprogramms in der deutschen Hauptstadt verbringt. Als Journalist ist der 1956 geborene Cheheltan aus der „FAZ“ und der „SZ“ bekannt. Im Iran ist sein Roman nicht erschienen, Cheheltan hat ihn den Zensurbehörden gar nicht erst vorgelegt, denn „Teheran Revolutionsstraße“ bricht gleich mehrere Tabus.
Einer der Protagonisten ist Fattah, ein reicher Arzt, der Frauen operativ die Jungfräulichkeit wiederherstellt und sie dafür verachtet. Er verliebt sich in eine junge Patientin, die schöne Schahrsad, und beschließt sie zu heiraten. Schahrsad ist aber bereits einem anderen versprochen. Was nach einer klassischen Dreiecksbeziehung klingt, ist eine grausame Tragödie, aus der es von Anfang an keinen Ausweg gibt. Denn Fattah ist ein ehemaliger Geheimagent, der in den Jahren nach der Revolution „halbwüchsigen Ketzern und kommunistischen Früchtchen“ die Köpfe einschlug. Er ist es gewohnt, sich zu nehmen, was er begehrt.
Mustafa prügelt Frauen, bis sie Galle spucken
Das Schlimme ist, dass man auch dem liebestrunkenen und eigentlich recht unsicheren Mustafa Schahrsad nicht gönnen will. Er arbeitet als Wärter in dem berüchtigten Evin-Gefängnis im Norden Teherans und prügelt dort Frauen, bis sie Galle spucken. Allein dieser Schauplatz hätte den Behörden Anlass zur Zensur gegeben. In der Haftanstalt sitzen vor allem politische Gefangene ein. Auch viele Demonstranten bei den jüngsten Protesten wurden dort eingekerkert.
In den Jahren nach der Islamischen Revolution quollen die Zellen geradezu über, bis zu den Massenhinrichtungen 1988. Cheheltan streift solche Ereignisse beiläufig und erzählt von dem verheerenden ersten Jahrzehnt der Islamischen Republik, in dem jede Opposition verfolgt und vermeintliche Unsittlichkeit brutal bestraft wurden. Der Schwere des Themas begegnet er mit einer Sprache voller Ironie und Lebendigkeit. Wenn nicht die fortwährenden Gräuel wären, könnte man meinen, in einer alten persischen Geschichte zu stecken, die sich um das Leben in Teheran entspinnt.
Da gibt es fromme alte Männer, verstoßene Töchter und Träume von sittsamen Frauen. Die zentrale Handlung spielt Ende der 80er Jahre, gemeinsam mit den Figuren blickt man jedoch immer wieder in die Wirren der Revolution und den nachrevolutionären Alltag zurück.
Auch die Bösewichte tragen menschliche Züge
Da ist auch Fachri, Fattahs alte Mutter, die für die Demonstranten unermüdlich Eintopf kocht und zur stadtbekannten Suppenmama avanciert. Als Jugendliche geschwängert und um die Familienehre gebracht, wird sie im Zuge der Revolution zur zornigen Sittenwächterin, die Frauen wegen ihres Make-ups oder ihrer Kleidung nach Evin ausliefert, „damit die Ehrlosigkeit sich nicht wieder im Land ausbreiten würde“.
Der Roman schildert den alltäglichen Terror in den Straßen Teherans aus der Perspektive der Peiniger, die glauben, moralisch zu handeln. Auch sie, die Bösewichte tragen menschliche Züge. Verletzlich wie alle anderen sind sie eigentlich bloß auf der Suche nach einem Platz für sich und ihre Träume. Cheheltan zeichnet auf den nur 200 Seiten von „Teheran Revolutionsstraße“ das Bild einer zerrissenen Gesellschaft, deren Widersprüche die Seelen der Menschen spiegeln.
- Amir Hassan Cheheltan: Teheran Revolutionsstraße. Roman. Aus dem Persischen von Susanne Baghestani. Kirchheim Verlag, München 2009. 203 Seiten, 22 €.
Wie man Jungfrauen macht
24 October 2009Beklemmend: ein Iran-Roman über ein Land als Gefängnis.
Mein Sohn ist ein Regierungsmensch, er bringt ehrlich verdientes Geld ins Haus“, versichert Mustafas Mutter, als sie für ihren Sohn um die Hand der schönen Schahrsad anhält. Ein geregeltes Einkommen, noch dazu vom Staat, im Zuge der Brautwerbung kein unwesentlicher Aspekt.
Der Leser von Amir Hassan Cheheltans Roman „Teheran Revolutionsstraße“ weiß zu diesem Zeitpunkt schon mehr als die allein erziehende Brautmutter, er hat bereits Einblick in die Arbeit erhalten, die Mustafa sein „ehrlich verdientes Geld“ einbringt: „Kurz darauf eilten vier Männer in die Zelle und umringten das Mädchen. Mustafa trat ihr erbost zwischen die Beine. Dann bückte sich einer von ihnen zu ihr hinunter und fragte hämisch, ,hat's wehgetan?‘. Das Mädchen hob verneinend die Brauen. Das entsprach der Wahrheit, sie spürte ihren Körper nicht mehr. Der nächste Tritt folgte. Plötzlich legte das Mädchen die Hände auf den Magen und krümmte sich zusammen. Man schleifte sie bis zur Abortgrube, und ihre Würgegeräusche hallten durch die ganze Abteilung.“
„Regierungsmensch“ ist man im Iran eben auch als Verhörbeamter im berüchtigten Evin-Gefängnis. Evin – wie nichts sonst stehen diese vier Buchstaben für den Terror, den der Staat gegen Andersdenkende ausübt, gegen Regimegegner oder jene, die er dafür hält. Evin: In den Folterkellern dieses Gefängnis-Komplexes im Norden Teherans wurde 2003 die iranisch-kanadische Fotoreporterin Zahra Kazemi zu Tode geprügelt – im Gegensatz zu vielen anderen erregte ihr Fall immerhin internationale Aufmerksamkeit. Und als heuer im Frühsommer viele die gefälschte Präsidentschaftswahl nicht hinnehmen wollten und auf die Straße gingen, brachte man wiederum Hunderte von ihnen nach Evin, das schon seit der Schah-Zeit auf politische Gefangene spezialisiert ist.
Genau das macht Cheheltans Roman, dessen Handlung vor etwa 20 Jahren spielt, zum Buch der Stunde beim Thema Iran. Kombiniert man die aktuellen Bilder, Folter- und Mordvorwürfe mit den explizit geschilderten Folterszenen des Romans – dass Cheheltan nicht einmal versuchte, sein Buch durch die Teheraner Zensur zu bringen, liegt auf der Hand – schnürt es einem die Kehle zu. Auch wenn die Figuren-Konstellation zunächst unwahrscheinlich wirkt, ist sie als eine Art „repräsentativer Extremfall“ durchaus schlüssig und vom Autor gnadenlos durchexerziert. Die Islamische Republik – ein riesiges Gefängnis, vor dessen Wärtern es kein Entkommen gibt.
Die Handlung ist rasch erzählt: Der vorgebliche Arzt Fattah, selbst aus den Reihen des Geheimdienstes und Evin-geschult, hat eine munter sprudelnde Geldquelle aufgetan: Er macht Jungfrauen. Sprich, er näht jungen Frauen vor deren Hochzeit das dringend benötigte Jungfernhäutchen wieder zusammen. Der unverheiratete Sadist, dessen Mutter die Hoffnung aufgegeben hat, einmal Enkel auf den Armen zu halten, lässt es während der Eingriffe an ausgesucht widerwärtigen Kommentaren, die er seinen hilflosen Patientinnen entgegenspeit, nicht mangeln. Auch bei Schahrsad.
Doch diesmal ist etwas anders. Er will von ihrer Mutter nicht nur das Geld für die Operation, er will auch ihre Tochter. Und der Meister der Doppelmoral ist offenbar gewöhnt, dass er bekommt, was er will. Das heißt, er nimmt „es“ sich einfach. Eine Frau, das ist für ihn vor allem eine Sache, die
man auf einem Sockel ausstellt. Dass er für sich das Recht in Anspruch nimmt, die Folgen der Operation durch eine Vergewaltigung wieder zu „korrigieren“, verwundert dann schon nicht mehr. Das erfährt sein Konkurrent Mustafa zwar nicht, aber er spürt, dass er gegenüber dem mächtigen Mitbewerber in einer aussichtslosen Position ist und setzt eine letzte verzweifelte Aktion – die Schahrsad noch in der Nacht ins Massengrab bringt. Die zwei Männer haben „erfolgreich“ so lange an dem Mädchen gezerrt, bis es tot war.
Und Schahrsad? Ihre Zukunftspläne, Gefühle, ihre Sehnsüchte? Spielen kaum eine Rolle, und folgerichtig ist Cheheltans Roman auch ein Täter-, kein Opferbuch geworden. Der Autor durchleuchtet das Umfeld der Regime-Schergen Mustafa und Fattah, erzählt, wie sie zu dem wurden, was sie sind – ohne dass er freilich in irgendeiner Form den Versuch unternimmt zu rechtfertigen, was nicht gerechtfertigt werden kann, oder zu moralisieren, wo jedes Moralisieren überflüssig ist.
Die einfache, klare Sprache macht das Geschilderte umso eindringlicher. Dynamik gewinnt der Text durch einen steten Wechsel von temporeich erzählten Passagen aus der Gegenwart der Akteure und „langsamen“ Rückblenden. Einen merkwürdigen Beigeschmack bekommt die Übersetzung von Susanne Baghestani allerdings, wenn Teheraner in die deutsche Umgangssprache wechseln: „Siehste“, „Nu mach schon“, „Ne Minute“, „Früchtchen“; das wirkt lächerlich. Es ist aber der einzige Makel eines tieftraurigen, aber wichtigen Buches. ■
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.10.2009)
Vaterlose Gesellschaft
13 October 2009Gefangen in Tradition
15 September 2009Amir Hassan Cheheltans Roman "Teheran Revolutionsstraße" zeichnet ein düsteres Bild der iranischen Gesellschaft. Seine Analyse besticht nicht zuletzt durch ihre Aktualität
Von Elisabeth Knoblauch
Eine junge hübsche Frau zwischen zwei Männern, einem älteren angesehenen Arzt mit eigener Klinik und einem jungen Gefängniswärter. Ein Spiel zwischen den Geschlechtern, zwischen Arm und Reich. Ein humorvolles Stück über die Liebe – eingebettet in die Frage nach dem Sinn oder Unsinn des Lebens: Stoff, aus dem Woody Allen eine wohltuende Komödie stricken könnte. Hätte sich diese Geschichte in New York zugetragen.
Doch es ist Teheran. Liebe und Begierde sind ebensolche Luxusgedanken wie die Frage nach dem Sinn des Lebens. In seinem Roman Teheran Revolutionsstraße zeichnet Amir Hassan Cheheltan ein düsteres Bild vom Alltag im Iran. Es ist in bedrückendes, in jeder Hinsicht einengendes Leben. Mühsam und ohne Aussicht auf Besserung wälzt es sich durch die schmutzigen grauen Straßen der Stadt.
Der reiche Klinikbesitzer Fattah ist in Wirklichkeit kein Arzt, er hat lediglich als Assistent im Operationssaal gearbeitet, bevor er auf undurchsichtigen Wegen zu Geld gekommen ist. Die junge Frau Schahrsad ist seine Patientin. Er lernt sie kennen, als ihre Mutter und deren Nachbarin sie zu ihm bringen, um ihr das Jungfernhäutchen wiederherzustellen. Dieses benötigt sie für ihre Hochzeit, die in einigen Monaten stattfinden soll. Mustafa, der junge Mann der um ihre Hand angehalten hat, ist ein Aufseher im Zuchthaus Evin im Norden von Teheran. Was Schahrsad nicht weiß: Er ist ein Folterknecht bis hin zu Mord.
Fattah, der Arzt, hat sich in den Kopf gesetzt, die junge Frau zu bekommen. Er verfolgt sie, lauert ihr auf, setzt sie unter Druck, sucht ihre Familie auf und bedrängt diese, in die Heirat einzustimmen. Schließlich vergewaltigt er Schahrsad, sich in dem irrsinnigen Glauben wägend, sie würde ohnehin alsbald ihm gehören. Mustafa, der junge Mann fühlt sich von dem angesehenen Arzt zusehends in die Enge getrieben. Zugleich hat der Onkel des Mädchens seinen Chef im Gefängnis besucht und unangenehme Fragen zu seiner wahren Tätigkeit gestellt. Als Mustafa glaubt, der Konkurrent würde siegen, stellt er einen wahnwitzigen Plan auf, um mit Schahrsad zu fliehen. Die Geschichte endet ebenso tragisch, wie sie begonnen hat. Noch das kleinste Fünkchen Hoffnung auf eine Besserung wird zermalmt, bevor es überhaupt die Chance bekommen hat, das Licht der Welt zu sehen.
Scheinbar unbeteiligt lässt Schahrsad sich von den Ereignissen mitschleifen. Kein Aufschreien, kein Aufbegehren ist von ihr zu hören. Ihre ganze Kraft fließt in das starre Aushalten, das kein Morgen kennt, keine Schuld, kein Selbstwertgefühl. Begleitet wird es vielmehr von Autoritätsglaube und Gehorsam. Und mit dieser Charakterisierung der jungen Frau gelingt Cheheltan eine beeindruckende Reflexion der Befindlichkeit der iranischen Gesellschaft. Gefangen zwischen Tradition und Moderne, Glauben und Aberglauben und brutal unterdrückt von einem Machtapparat der sich tief in die Gesellschaft eingegraben hat, scheint es keinen Ausweg zu geben.
Obwohl der Roman mit einigen Rückblicken in die vorrevolutionäre Zeit in den späten achtziger Jahren spielt, ist er somit auch eine Analyse der Gegenwart. Denn, auch wenn sich in den Protesten und Demonstrationen nach der Wahl im Juni diesen Jahres mehr als ein Funken des Aufbegehrens gezeigt hat, befindet sich die Gesellschaft nach wie vor in dieser gelähmten und sich auch selbst lähmenden Position. Nicht mehr lange jedoch, davon ist Cheheltan überzeugt. Es sei nur eine Frage der Zeit, so sagt er in einem Gespräch, bis sich die Gesellschaft ihr Recht auf Freiheit und ihre eigene Moderne einfordert.
Vielleicht gilt dies in gewisser Weise auch für den Schriftsteller Amir Hassan Cheheltan selbst: Mehr als dreißig Jahre nachdem sein erster Erzählband Ehefrau auf Zeit 1976 im Iran erschien, habe er nun in Teheran Revolutionsstraße einmal über das schreiben wollen, was ihn wirklich beschäftige. Ohne an die Zensurbehörde denken zu müssen, die im Iran alle Publikationen absegnen muss, bevor diese veröffentlicht werden können. Cheheltan ist davon überzeugt, dass für seinen neuen Roman keine Möglichkeit der Publikation bestünde. Er hat es auch gar nicht erst versucht.
Der Roman wurde auf Deutsch veröffentlicht, Chehaltans erster hierzulande. Im Iran hat der 1956 in Teheran geborene Schriftsteller bisher fünf Erzählbände und sechs Romane veröffentlicht. Dreh- und Angelpunkt seiner Prosa ist die Stadt Teheran und ihre Historie. Auch das von ihm im Roman in eindrücklichen Bildern beschriebene Evin-Gefängnis, in dem Mustafa als Aufseher arbeitet, existiert in der Realität. Vor allem politische Gefangene sind dort untergebracht, erst jetzt kamen dort nach den Verhaftungen im Zuge der Demonstrationen nach der Präsidentschaftswahl wieder Personen zu Tode, viele wurden gefoltert und misshandelt. Amir Hassan Cheheltan hat viel gewagt mit diesem Roman.
Für die kommenden zehn Monate weilt er mit seiner Frau und seinem erwachsenen Sohn auf Einladung des DAAD in Berlin. Seine Geschichte, auch wenn Sie nur in Deutschland veröffentlicht wurde, wird ihren Weg zurück in den Iran finden.
Iran ist das Land der Widersprüche
07 September 2009Mit dem abschließenden Band seiner Teheran-Trilogie legt Cheheltan das "düsterste, pessimistischste und launigste" Werk in der Reihe vor, meint Rezensentin Astrid Kaminski, die angesichts dieser gnadenlos realistischen "Sezierung" der iranischen Gesellschaft und des Teheraner Regimes "das Fürchten" kriegt. Dem Leser allerdings empfiehlt sie, nicht der deutschen Veröffentlichungschronologie zu folgen: So sei der vorliegende Band eigentlich der erste und die Lektüre in der intendierten Reihenfolge auch "stringenter". Angesichts einiger Verbindungen zwischen Band 1 und Band 3 kann sich die Rezensentin zudem gut vorstellen, dass der Autor das Buch eigens für die deutsche Ausgabe noch etwas überarbeitet hat.
Macht, Korruption, Idealismus
01 January 2009„Das Ganze war völlig absurd. Aber es war
real. Eine absurde Realität. In einer solchen Realität spielt sich unser Leben ab. Sie ist zweifelsohne originell, aber auch unvorstellbar grausam“, so ein Eintrag von Dr. Dinesh Manohar
Wakankar in sein Tagebuch. Und diese Realität
ist nicht der schriftstellerischen Imagination
eines Autors entsprungen, nein, sie ist ein Teil
der Lebenswirklichkeit Indiens. So schreibt
Uday Prakash gleich zu Beginn seines Romans:
„Dr. Wakankar existiert unabhängig von Schriftsteller und Werk.“
Die Liste von Rewiews über „Tehran, Revolutionstr“.
01 January 2009Die Liste von Rewiews über „Tehran, Revolutionstr“.
(ein Roman von Amir Hassan Cheheltan)
* Verfügbar in http://www.kirchheimverlag.de/index/cheheltan-frame.htm
1*-Christian Vogg,WDR(Westdeutscher Rundfunk),23/7/2009(interview)
http://www.wdr3.de
2*-Liebe in Zeiten der Unter druckung, Kamran Safiarian, 3sat,Kulturzeit, 4 Sep. 2009(interview is included)
http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/sitegen.php?scsrc=2&date=2009-09-04&division=kulturzeit&cx=0
3*-Unschuld und Massengrab,
Verena Lueken, FAZ, 12/8/2009 (portrait+review)
4*-Eine fragwurdige Ordnung, Sabine Zaplin, SZ, 20/8/2009
5*-Heuchelei der Frommen, Kurt Scharf, Literatur Nachrichten, Herbst 2009
6*-Iran ist das Land der Wide…, Jurgen Konig,
Deutschlandradio Kultur,7/9/2009(interview)
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/1029529/
7-Drei Rohren und zwei Liebesgeschichten, Ali Siami, Junge Welt, 8/9/2009
(repeated in Gegenwind,Nr 253,October 2009)
8*-Gefangen in Tradition, Elisabeth Knoblauch , ZEIT-online,14/9/2009
http://www.zeit.de/kultur/literatur/2009-09/teheran-revolutionsstrasse
9-Radio eins, Interview, 18/9/2009
10*-Der Streit um Schahrsad, Frank Quilitzsch,
TLZ(Thuringische LandesZeitung) , 3/10/2009
11*-Vaterlose gesellschaft, Stefan Weidner, FAZ, 13/10/2009
12-Blue sofa, Barbara Wahlster, ZDF, 18/10/2009(interview)
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/22/0,1872,4341526,00.html?dr=1
13*-Aufstieg eines Chirugen, Stefan Weidner, Deutschlandfunk, 22/10/2009
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/1055635/
14-Tehran, Revolutionstrasse, Stefan Weber, Die-stadtreduktion.de, 23/10/2009
http://www.die-stadtredaktion.de/?p=4211
15*-Wie man Jungfrauen macht, Helmar Dumbs, Die Presse, 24/10/2009
http://diepresse.com/home/spectrum/literatur/517185/index.do
16*-Ketzer und Fruchtchen, Jenny Becker, Tagesspiegel, 29/10/2009
http://www.tagesspiegel.de/kultur/literatur/
Amir-Hassan-Cheheltan-Iran;art138,2935263
http://www.pnn.de/kultur/230938/
17-Hassliebe Teheran, Volker Kaminski , Qantara, 2009
http://de.qantara.de/webcom/show_article.php/_c-299/_nr-749/i.html
http://www.qantara.de/webcom/show_article.php/_c-310/_nr-714/i.html
18-Im Mahlwerk des Regimes, Thomas Hummitzsch, Glanz & Elend
Magazin für Literatur und Zeitkritik,29.12.2009
http://www.rezensionen.ch/buchbesprechungen/
amir_hassan_cheheltan_teheran_revolutionsstrasse/3874101118.html
http://www.glanzundelend.de/Artikel/cheheltan.htm
19-Erbarmungsloser Realismus, Astrid Kaminski, Berliner Zeitung, 12/11/2009
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2009/1112/bcher/0010/index.html
20-Cheheltan Romans "Teheran Revolutionsstraße", , 30.11.2009
http://oe1.orf.at/inforadio/116064.html?filter=5
21-MANN DER LEISEN WORTE, Barbara Kerneck, AMNESTY JOURNAL Dec. 2009
http://www.amnesty.de/journal/1970/januar/mann-der-leisen-worte
22-Im Wurgegriff, Albert Meisl, Munchner Merkur, 2/12/2009
23-Zwei verliebte Mörder tun nur ihre Pflicht, Karl-Markus Gauss in Falter :
Wien 50/2009 vom 9.12.2009 (Seite 31)
' http://www.falter.at/web/shop/detail.php?id=31207
24*-Im schwarzen Loch von Teheran, Alex Ruhle, SZ, 18/12/2009
25-Die Bevölkerung Irans ist reif für ein…, Susanne Schanda,
Der Magdalena Freudenschuß kleine,23/1/2010(interview)
26*-Die Moral der Leute(Anhanger und Ausgelieferte), Kurt Scharf, taz, 9/2/2010
27-Besse als Twitter, Oliver M. Piecha , Jungle World Nr. 6, 11. Februar 2010
28-Sigrid Loffler, RBB Kulturradio, 18/02/ 2010
http://www.kulturradio-online.de/rezensionen/buch/2010/amir_hassan_cheheltan.html
http://www.dw-world.de/dw/article/0,,5348425,00.html
29-Teheraner Studien, , Incota Brief,10/3/2010
30- Sonntag 14.03.2010 17.05 - 18.00 Uhr: SWR2 Forum Buch,
Redaktion/Moderation: Katharina Borchardt
Mit neuen Büchern von: Anne Weber, Amir Hassan Cheheltan, Roger Smith,
Martin Walser, Guy Delisle, Michèle Lesbre, ( Rezensent: Kersten Knipp)
http://www.podcast.de/episode/1529412/SWR2_Forum_Buch:_
Mit_neuen_B%C3%BCchern_von:_Anne_Weber,_
Amir_Hassan_Cheheltan,_Roger_Smith_u.a
31-Lettre International no.88-Fruhjahr 2010 (interview)
http://www.lettre.de/aktuell/88-Cheheltan.html
32-Roman gibt Einblick in Iran,MuensterlandZeitung,25/03/2010
33- sturmische Zeiten im Iran,Jonas Schmid, AMNESTY,Februar 2010
34 -Cineastentref 19.5.2010 Gerrit Wustmann
35- Zwischen Poesie und Realismus,
Tom Bullman, Neue Osnabrucker Zeitung, 17 Aug 2010
36-APA(Austria Presse Agentur)Rezension, 7.Feb 2010
37-WELT EMPFANGER (litprom-Bestenliste), Karl-Markus Gauss, 5/2009
http://www.arte.tv/de/Kultur-entdecken/Literatur/2966130.html
38-Stadt des Ekels, Neue Zurcker Zeitung(NZZ online),23. Dec 2009
39*-Teheran. Revolutionsstraße, rezensiert von Kurt Scharf, Dez. 2009
www.arte.tv/de/
40*- Literatur zwischen Liebe, Hass und Hoffnung, Susanne Jaspers,
Tageblatt Luxemburg Mai 2009(interview)
41- Interview with Kurt Scharf, Literatur Nachrichten,
42- Moloch Teheran, Paul L. Walser, Die Wochenzeitung(WOZ), 21 Januar 2010, http://www.woz.ch/artikel/inhalt/2010/nr03/Kultur/18986.html