Der Internationale Literaturpreis zeichnet Autorinnen und Autoren mit den Übersetzerinnen und Übersetzern ihres Buches aus. Diesmal wurden alle sechs Bücher auf der Shortlist zu Gewinnern erklärt. (HKW)

Der Internationale Literaturpreis steht für Weltoffenheit. Im Coronavirus-Aunsnahmejahr werden sechs Bücher und zwölf Gewinnerinnen und Gewinnern prämiert. Veranstalter und Jury haben dazu das Reglement geändert. Eine Geste der Solidarität.

Zu welchen Formen findet zeitgenössisches Erzählen? Dieser Frage widmet sich der Internationale Literaturpreis zum zwölften Mal. Eigentlich zeichnet der Preis ein herausragendes Werk internationaler Gegenwartsliteratur und dessen Erstübersetzung ins Deutsche aus.

Doch die Zeiten sind besondere. „Das Coronavirus lässt das öffentliche Leben stillstehen und schafft weltweit eine neuartige Situation, mit der auch der Internationale Literaturpreis einen sinnvollen Umgang finden will“, schreiben die Veranstalter. Das Haus der Kulturen der Welt, die Stiftung Elementarteilchen und die Jury haben sich daher entschieden, dieses Mal nicht ein einzelnes Buch auszuzeichnen, sondern alle sechs Titel auf der Shortlist.

„Der Preis würdigt in dieser für viele Kulturschaffende prekären Situation somit nicht ein einzelnes Werk, sondern die Arbeit und Stimmen vieler.“

Statt zwei Preisträgerinnen und Preisträgern gibt es also zwölf, sechs Autorinnen oder Autoren und sechs Übersetzerinnen oder Übersetzer. Insgesamt ist der Preis in diesem Jahr mit 36.000 Euro dotiert – das Preisgeld wurde um 1000 Euro aufgestockt –, so dass jeder Gewinner 3000 Euro erhält. Die Preisträgerinnen und Preisträger werden ab 10:05 Uhr in der Sendung Lesart bekannt gegeben, wir begleiten die Sendung online und veröffentlichen die Gewinner hier etappenweise.

 

Amir Hassan Cheheltan: Der Zirkel der Literaturliebhaber
Aus dem Persischen von Jutta Himmelreich
C.H.Beck, München 2020
252 Seiten, 23 Euro

 

„Der Zirkel der Literaturliebhaber“ von Amir Hassan Cheheltan ist ein autobiografischer Blick in die Familiengeschichte des Autors. Jeden Donnerstag kam der Literaturzirkel im Haus seiner Eltern in Teheran zusammen. Draußen herrschten aufs Brutalste erst der Schah, dann die Mullahs, drinnen wuchs auf dem perlenbestickten Canapee die Hingabe an die Kunst.

„So erinnere ich mich an meine Vergangenheit: der Winter, in dem wir Rumis Masnavi gelesen, der Frühling, in dem wir uns Ferdowsis Buch der Könige erneut vorgenommen haben, und so fort. Diese Donnerstage überstrahlen andere Erinnerungen völlig und strukturieren meinen Kalender. Sie versetzen mich in mein ganz persönliches Paradies, das mir mein Liebstes beschert hat: die Freude an der Literatur.“

In seinem Roman huldigt Amir Hassan Cheheltan die Kraft der Literatur. Nicht nur in Zeiten größter politischer Krise, übersetzt aus dem Farsi von Jutta Himmelreich. 

„Selbst wenn ich noch weitere tausend Jahre lebe, wird man am Ende nur sagen: Ich bin zur Welt gekommen, habe eine Kindheit verbracht, mich in die Literatur verliebt und bin gestorben“, schreibt er an einer Stelle.

 

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