Teheran war nicht immer Hauptstadt. Heute kann man sichkaum vorstellen, dass dieser Moloch mit seinen 14 MillionenMenschen vor etwas mehr als 200 Jahren ein größeres Dorfmit ein paar tausend Einwohnern war. Was mag wohl den Begrün-der der Kadscharen-Dynastie Agha Mohammad Khan (1742–1797)dazu bewogen haben, diese Ansiedlung, die noch nicht einmal aneinem Fluss lag, zu seinem Regierungssitz zu machen? Weder zogdieser Herrscher bereits gut erschlossene, dicht besiedelte und be-deutende Städte wie Schiras, Isfahan, Maschhad oder Täbris in Be-tracht – jede war schon Landeshauptstadt gewesen –, noch zeigte erdas geringste Interesse an Ghaswin, zwanzig Meilen von Teheranentfernt und einst Zentrum des Landes. Stattdessen beschloss ersich an einem Ort niederzulassen, an dessen Südrand ein Gebirgs-zug die erfrischend feuchte Luft des Kaspischen Meeres fernhältund der obendrein den heißen und trockenen Winden der Wüsteausgesetzt ist.

Edition LE MONDE diplomatique N° 27

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